Satellite
  • Day 25

    Amritsar

    February 27, 2018 in India ⋅ ⛅ 25 °C

    Nach Amritsar zog es mich hauptsächlich wegen des goldenen Tempels. Dieser wurde im 16. Jhd. erbaut und stellt das höchste Heiligtum der Anhänger der Sikh-Religion dar. Diese sind hauptsächlich im Bundesstaat Punjab anzutreffen und für den Laien an ihren bunten Turbanen zu erkennen.
    Um in die Tempelanlage zu gelangen benötigt man ein Kopftuch, diese sind am Eingang erhältlich, und eine lange Hose, die haben sie leider nicht parat. Und prompt wurde ich am ersten Abend in Amritsar leider wegen meiner kurzen Hose am Eingang zurückgewiesen. Wer jetzt meint, war doch klar, der wird sich wundern, dass ich bisher in noch keiner Tempelanlage in Indien eine lange Hose benötigt hatte. Wie auch immer, beim zweiten Besuch am nächsten Tag war ich dann besser vorbereitet. Beim Eintreten gilt es sich übrigens auch die Hände zu waschen, was ich am Vortag noch gemacht hatte, kurz bevor ich zurückgewiesen wurde, dieses Mal allerdings vergessen hatte, ungünstiger Weise, wie sich später noch herausstellt. Beim Eintreten läuft man zwangsläufig durch ein kleines Wasserbad, um die Füße zu reinigen natürlich. Anschließend geht es dann in das innere der heiligen Stätte. Diese ist im Quadrat errichtet, sieht ziemlich modern aus und hat im Inneren einen See, ebenfalls quadratisch, und in dessen Mitte den goldenen Tempel sowie einen Steg der dorthin führt. Im Abendlich erscheint mir dies alles sehr eindrucksvoll. Aus Lautsprechern klingen überall ruhige rhythmische Gesänge die zum beten einladen. Der Anblick auf den Tempel ist sehr beeindruckend.
    Der Innenbereich ist ungefähr so groß wie zwei Fußballstadien. Ich entscheide mich dazu im Uhrzeigersinn die Gegend zu erkunden. Meine erste Station ist somit das von anderen Reisenden bereits angekündigte Restaurant. Viele meinten bereits, es gäbe leckeres gratis Essen im Tempel. Über den Ablauf wusste ich allerdings bisher noch nichts Genaues. An der Eingangstreppe zum „Restaurant“ wurde einem Blechgeschirr bestehend aus Teller, Schüssel und Löffel in die Hand gedrückt. Dann ging es die Treppe hinauf. Dort gab es dann nicht viel mehr als einen Speisesaal, Keine Bänke, keine Stühle. Auf dem Boden waren in mehreren parallelen Bahnen schmale Stoffe ausgerollt. Dort haben alle parallel nebeneinander gesessen. So habe also auch ich mir ein Plätzchen auf dem Boden gesucht. Problematisch dabei war nur leider, dass das im Schneidersitz, so haben alle gesessen, ziemlich unbequem war mit der Jeans. In mehreren Etappen kamen dann Helfer des Tempels mit Eimern und Kellen vorbei und haben einem Linsen, Kartoffeln und Joghurt auf den Teller geschaufelt. Dazu gab es noch Chapati (Brot) in die offene Hand und Wasser in die Schüssel. Es hat sich ein wenig so angefühlt wie ich es mir im Gefängnis vorstelle. Das Essen übrigens, ich finde leider nicht die richtigen indischen Namen für die Gerichte, war super lecker! Gegessen wurde natürlich mit der Hand. Daran habe ich mich in Indien natürlich schon gewohnt, aber wie bereits erwähnt, hatte ich mir leider diesmal vor dem Essen nicht die Hände gewaschen. Nach dem Essen galt es das Geschirr zur Reinigung wieder abzugeben.
    Gut gesättigt habe ich mich dann auf den Weg zum Tempel gemacht. Dafür wollte ich mich allerdings erst einmal informieren wie das ganze so abläuft. Also habe ich ein wenig beobachtet und mich mit Indern unterhalten, um heraus zu finden, dass es üblich ist an einem bestimmten Counter eine Spende abzugeben um dann eine unbestimmte süße Speise bedeckt mit Blättern in einem Teller zu erhalten. Diese gilt es dann vor dem Tempel am nächsten Counter abzugeben. Die Hälfte der Süßspeise kommt schließlich in einen großen Pott, ich weiß nicht was damit passiert, die andere Hälfte ging zurück zu mir, um sie mit Freunden und Familie teilen zu können.
    Ein unerwartetes Highlight in Amritsar war die Zeremonie zur Schließung an der pakistanischen Grenze. Dort versammeln sich dann hunderte Menschen, sowohl auf indischer als auch auf pakistanischer Seite um sich das Spektakel anzuschauen. Zunächst einmal gab es dafür ziemlich laute Musik bis alle saßen. Dann kamen diverse Freiwillige, ausschließlich weiblich, wie bei den olympischen Spielen mit einer indischen Flagge in den Zuschauerbereich gelaufen. Daraufhin folgten dann Einmärsche diverse Soldaten im großen Laufschritt bis hin zum Zaun der Indien von Pakistan trennt und wieder zurück. Diese Einmärsche beziehungsweise die gesamte Zeremonie war auf beiden Länderseiten übrigens koordiniert. Entgegen der weitläufigen Kenntnis, dass sich die die Länder eher wenig grün sind, machte die Veranstaltung hier einen sehr harmonischen Eindruck. Gekrönt wurde das Ganze dann davon, dass die Flaggen beider Länder gemeinsam eingeholt wurden.

    Auf den Fotos:
    goldener Tempel
    goldener Tempel
    vor dem Eingang zur Grenze nach Pakistan
    Tribünen vor der Grenze
    Soldaten bei der Show / Zuschauer nach der Show
    Unterwegs nach Chandigarh
    Read more