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  • Day 22

    Amazonas / Ausflüge

    June 22, 2016 in Ecuador ⋅ ⛅ 19 °C

    Ecuador wurde in diesen Tagen in einigen Teilen des Landes von heftigen Regenfällen heimgesucht. Diese bekamen auch wir zu spüren und sassen manchmal bei strömendem Regen im Boot - eingekleidet mit den (so wie sie rochen) immerfeuchten Regenmäntel und Stiefeln, die wir von der Lodge glücklicherweise ausgeliehen bekamen.
    Meistens hatten wir aber Glück und es war trocken, und ein paar Mal sahen wir sogar die Sonne.
    Wir unternahmen verschiedene Touren, welche jede für sich eindrücklich war.

    Bootstour: Im Amazonasgebiet leben die einzigen Süsswasserdelfine der Welt; der Amazonasdelfin oder auch Pinke Delfin genannt. Er ist nicht ganz so springfreudig wie seine anderen Artgenossen und darum muss man von Glück reden, wenn man genau im richtigen Moment an die richtige Stelle blickt, wo der Delfin auftaucht um Luft zu holen. Tatsächlich ist er übrigens leicht rosa!
    Unser Tourguide entdeckte ziemlich viele verschiedene und zum Teil auch recht grosse Schlangen, wie zum Beispiel Boa Constrictors oder Anacondas. Um diese im Gebüsch gut sehen zu können, war es von Vorteil, aufzustehen. Und so versenkte ich kurzerhand meinen Feldstecher im braunen Flusswasser, da ich vergass, dass besagter noch auf meiner Schoss lag...
    In der Mitte einer Lagune konnten wir den Sonnenuntergang geniessen und ein Sprung ins kühle Nass wagen, denn Schlangen und Kaimane entfernen sich nicht so weit weg vom Ufer. Als einzige Gefahr gilt der in der Umgangssprache so genannte Penisfisch, der dem Urin folgt, in die Harnröhre schlüpft und sich mittels Widerhacken festkrallt. Also nie pinkeln im Amazonas! ;-)
    Viele Tiere sind nachtaktiv. Wir suchten auf dem Wasserweg nach Schlangen und Kaimanen. Schlangen waren wesentlich einfacher zu finden. Sie bewegten sich sehr aktiv in den Bäumen und wir konnten sogar unter ihnen durchfahren und sie von ganz nahe beobachten, was einige sehr begeisterte (zum Beispiel mich), jedoch andere in Angst und Schrecken versetzte und diese beinahe aus dem Boot gesprungen wären (dabei spielte das Geschlecht gar keine Rolle, wo ich doch solche Reaktionen vorher nur von weiblichen Spinnenhassern kannte...).

    Spaziergang im Regenwald: Was nach Abenteuer klang, war in Tat und Wahrheit tatsächlich nur ein Spaziergang, denn die Trampelpfade der Menschen waren deutlich zu sehen und wir mussten uns nicht mit der Machete den Weg freischlagen. Wir sahen ein paar interessante Pflanzen und Blüten sowie etliche Insekten. Das Highlight dieses Ausfluges war jedoch die Über-, bzw. Durchquerung eines Sumpfes. Während unser Guides scheinbar spielend den Sumpf überquerte - nein überflog! - und von der anderen Seite aus total sauber und trocken gute Ratschläge herüberrief ('ihr müsst auf die Holzbretter stehen!'), versuchten wir anderen, diese Herausforderung irgendwie zu meistern. Diese Hölzer zu finden war schier unmöglich, denn je länger man nach festem Grund suchte, desto tiefer sank man mit dem anderen Fuss ein und konnte diesen kaum noch herausziehen, ohne den Stiefel zu verlieren. Es gab viele Lacher, zwei, drei Stürze bei einzelnen und sobald der erste Stiefel mit Schlamm gefüllt war, war es sowieso überflüssig, sich die Mühe zu machen, sauber und trocken auf der anderen Seite ankommen zu wollen.
    Der Schlamm liess sich aber erstaunlich gut auswaschen - wenigsten das!

    Nachttour zu Fuss: Ich versprach mir viel von der bevorstehenden Nachttour im 'gefährlichen' Regenwald. Aber die zu grosse und vorallem zu laute Gruppe mit zu vielen Leuten, die aus irgendwelchen Gründen Angst hatten, lies es leider nicht zu, irgendetwas Spektakuläres zu sehen. Immerhin bekamen wir ein paar sehr grosse (und giftige) Spinnen zu Gesicht und ein grosser Falter, welcher gerade aus seinem Kokon schlüpfte.

    Besuch bei einem Stamm: Die Lady zeigte uns, wie sie die Yucapflanze erntet. Die grossen Wurzelknollen verarbeiteten wir mit mehreren Schritten zu einer Art Mehl, welches die Frauen auf eine Steinplatte über dem Feuer verteilte und auf beiden Seiten kurz backen liessen. Das ergab eine Art eher geschmackloses Fladenbrot.
    Zudem demonstrierte uns der Shamane (Medizinmann) des Stammes, wie er herausfinden kann, was seinem Patienten fehlt; jedoch ohne vorher seinen Trank zu trinken, den ihn danach in Trance versetzt.
    Das Beste am ganzen Ausflug war aber, dass ausgerechnet ein Schweizer Zivildienstler unserer Gruppe als einziger den Pfeil per Blasrohr perfekt ins Ziel blies (abgesehen vom Einheimischen selber natürlich), kurz nachdem uns der Shamane erklärt hatte, dass die Jäger jahrelanges Training absolvieren, bevor sie auf die Jagd gehen könnten (wohlbemerkt, der Treffer war reiner Zufall und versetzte auch den Medizinmann ins Staunen).
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