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  • Ein grauer Tag voller toller Begegnungen

    August 10, 2019 in Austria ⋅ ⛅ 19 °C

    Heute steht uns wieder einmal ein langer Abstieg bevor. Die Braunschweiger Hütte und die wunderbare Lagune mit dem Blick auf die mächtigen Gletscher lassen wir hinter uns. Vom Hüttenwirt haben wir übrigens erfahren, dass auch diese Gletscher schmelzen. Sie stellen 75% der Trinkwasserversorgung und sind damit ein ernst zu nehmendes Problem.

    Nach der Hütte geht es kurz noch einmal über den Kamm und knapp bei 3000m geht es dann wieder bergab ins Tal. Wir können bei unseren Abstieg diesmal sogar Gämse beim rangen beobachten und auch Steinböcke queren noch einmal unseren Weg. Ansonsten verläuft der Abstieg leider recht unspektakulär. Rings um Sölden ist man absolut auf Tourismus getrimmt und alles ist hier zurecht gemacht damit sich die Besucher sowohl im Sommer als auch im Winter wohlfühlen.
    Leider hinterlässt dies schreckliche Spuren. Gondeln und Lifte wohin man blickt. Riesig breite Straßen die da in die Berge gefräst wurden, Brücken und Stege damit man die Gletscher von allen Seiten betrachten kann. Einerseits sicher besonders spektakulär, aber ob das den Gletschern dienlich ist, kann man in Frage stellen. Insgesamt ist das Umfeld rund um die Braunschweiger Hütte ziemlich hässlich und sehr modelliert. Egal wo man hinschaut, ist irgendetwas von Menschenhand geformtes.

    Dementsprechend ärgern wir uns auch etwas über die Strapazen des Abstieges. Es lohnt sich einfach nicht. Fabis Knie setzen immer mehr zu und schmerzen mittlerweile so stark, dass sie kaum noch laufen kann. Wir treffen unterwegs einen jungen Mann, dessen Knie bereits mit rosa Tape abgeklebt sind. Fabi fragt kurzer Hand ob sie etwas abbekommen kann und wird sogleich professionell getapet. Danach geht weiter mit Abstieg. Doch leider wird und wird es nicht mehr besser. Auf gerader Strecke geht es noch, beim auf- und absteigen ist es jedoch ein Graus.

    Fabi ist tapfer und wir probieren es mit Rückwärtslaufen, doch auch das ist keine Dauerlösung. Ungefähr noch eine Stunde bis Zwieselstein und nichts geht mehr. Kein Abstieg mehr. Die Knie sind fertig. Wir laufen gerade durch die älteste Siedlung Tirols, als Olli auf die Idee kommt, die Männer nach Hilfe zu bitten, die da gerade gemütlich vor ihrer Holzhütte saßen. Auch wenn Fabi das nicht möchte setzt sich Olli durch und voilà: sie hatten sowieso gerade vor, nach Sölden zu fahren. Also gut. Auf geht's ins Touristenmekka. Die drei Männer sind Opa, Sohn und Enkel und unterhalten uns wunderbar auf der Fahrt nach Sölden. Irrsinnigerweise fahren wir den gesamten Weg wieder bergauf den wir gerade runter gelaufen sind. Vorbei an der Gaislachalm, an der es so leckeren Pflaumenkuchen gegeben hat.

    Wir unterhalten uns über die Liebe und das Leben. Der Enkel hat einer peruanische Mutter und einen österreichischen Vater, spricht demzufolge auch 2 Sprachen und wir wollen natürlich mehr darüber erfahren, wie das alles so gekommen ist. Die Autofahrt ist sehr kurzweilig und der Opa nimmt sogar das Risiko auf sich uns zu 5, auf 3 Sitzplätzen verteilt mitzunehmen. Fabi auf meinem Schoß, der Enkel beim Papa auf dem Schoß ujd der Opa fährt. Wunderbar. Die drei sind sogar so lieb und lassen uns direkt vor der Apotheke raus. Gleich im Umkreis befindet sich auch ein Lebensmittelladen und auch die Bushaltestelle nach Zwieselstein. Alles an einem Ort. Es war doch wieder einmal Glück dass es so gekommen ist. In Zwieselstein hätten wir nämlich garnichts bekommen und wir hätten sowieso nach Sölden gemusst. Es sollte also so sein.

    Sölden ist ungefähr so wie man Ischgl im Winter kennt nur im Sommer und eher mit Rädern, Motorrädern und Autos die man hier ausfährt, statt Skier und Snowboards.

    Wir fühlen uns hier etwas fremd und werden auch so angeschaut. Erst recht als Olli gerade das Glas Gurkenwasser auf Ex getrunken hat, erntet er dafür ziemlich angeekelte Blicke. Apropos heute haben wir uns mal richtig was gegönnt. Beim Einkaufen haben wir uns heute von unseren Gelüsten leiten lassen. Es gab Gewürzgurken, Schokolade und Doppelkekse, neben unserem normalen Einkauf (Brot, Erbsenmischung, Tomatensauce, Reis). Wir stellen übrigens fest dass es schier unmöglich ist, unseren plastikfrei Konsum fortzusetzen. Unterwegs kann man das nicht umsetzen, außer man geht zu jeder Mahlzeit essen.

    Nach Einkauf, Apotheke und Arzt fahren wir dann mit dem Regionalbus nach Zwieselstein. Direkt an der Haltestelle gibt es eine Alpenvereinshütte, in der wir uns nach einem Zeltplatz erkundigen und prompt wird uns weitergeholfen. Wir folgen der Empfehlung und schlendern aus dem Dorf heraus am Sportplatz vorbei und wen treffen wir da. Eine alte Bekannte. Wir hätten nie gedacht, dass man an diesem entlegenen Ort auch noch ein bekanntes Gesicht trifft. Leider wissen wir ihren Namen nicht mehr, aber sie war die Tochter, von derer Mama wir den Apfelstrudel bekommen haben.

    Ein kurzes Pläuschchen und eine Umarmung dann bauen wir auch schon unser Zelt auf. Entlegenen hinter einem Sportplatz neben dem Fluss. Heute Abend wird noch Reispfanne gekocht und die geschundenen Gliedmaßen werden auch noch gepflegt.

    Danach geht's ins Bett. In der Nacht gibt's etwas Regen und jede Menge Nacktschnecken am Zelt.
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