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  • Day 5

    Landung in Island

    September 4, 2018 in Iceland ⋅ 15 °C

    Islands unerbittliche Küste grüßt uns. Wir kommen um 9 ans Deck, eine Stunde bevor die Norröna in Seydisfjödur festmachen soll. Kleinere Wasserfälle und halbverlassene Höfe säumen unseren Weg.
    Nach einer scheinbar endlos langen Wartezeit auf dem Fahrzeugdeck können wir endlich von Bord fahren. Unser erster halt ist Egilsstadir, die erste richtige Stadt nach Seydisfjödur. Wir nehmen die 931 Richtung Hochland und betreten es schließlich über die 910. Sofort geht es über eine Reihe von Serpentinen in die Höhe – das Hochland macht seinem Namen alle Ehre. Die Landschaft wird karg, aber nicht weniger beeindruckend. Der erste richtige Track ist dann die F909 Richtung Snaeffel. Das Trackbook sieht für diese Strecke keine Furt vor. Auf die erste treffen wir nach 5 Minuten, weitere folgen in kurzem Abstand. Nach ein paar Durchfahrten müssen wir aber zugeben, dass die kein großes Problem waren. Diese Erkenntnis wirft trotzdem unheilvolle Schatten voraus – wie sehen die Durchfahrten aus, die unmissverständlich Furten sind? Nachdem der Snaeffel umrundet ist, kommen wir zur Snaeffelskalihütte. Es ist etwa 14:30 und wir beschließen, uns dort schon mal für die Nacht einzuquartieren. Der Ranger, ein junger Bursche ohne Bart, nimmt uns freundlich auf. Wir haben die freie Wahl der Betten, nehmen zwei untere Hochbetten in Beschlag und machen uns auf zur zweiten Etappe der Route, die uns zum großen Vatnajökull Gletscher bringen soll. Wir erreichen ihn nach einer guten Stunde. Eine eindrucksvolle Erscheinung!
    Schon von weitem sieht man ihn schillern, wenn man sich auch nicht vorstellen kann, dass es sich dabei um Eis halten soll. Sicherlich muss solch eine große Fläche mindestens ein See sein, wenn nicht gar das Meer! Doch es ist in der Tat Eis. Markierungen im Boden bezeugen, wie sehr der Gletscher in den letzten Jahren geschrumpft ist. Uns fröstelt und wir machen uns auf den Weg zurück zur Hütte. Uns begegnet ein kleiner Dacia Duster, der sich noch zum Gletscher aufmacht. Offensichtlich ein Leihwagen. Viel Spaß! An der Hütte steht mittlerweile ein beiger Gigant, den wir schon auf der Fähre gesehen haben, auf dem Campingplatz.
    In der Hütte sind wir allerdings nach wie vor die einzigen Gäste. Wir freuen uns schon wie Kinder zu Weihnachten auf unsere Konserve mit Erbsensuppe und besprechen die letzten Details, als uns der Junge Ranger offenbart, dass er für ein paar Stunden, bis 21:30, zum Lernen zum nächstgelegenen WLAN fahren wird. Wir erkundigen uns nach den weiteren Gästen, es sind nur die zwei Paare auf dem Campingplatz. Manchmal kommt sonst niemand! Er zeigt uns, wie wir das Licht einschalten und wie wir ihn im Notfall erreichen. Dann fährt er weg. So beginnen Horrorfilme! Während wir also auf den Axtmörder warten, kochen wir unser Süppchen. Es ist köstlich. Um 20:30 kommen die Greenhorns vom Gletscher zurück. Sie stellen sich als Franzosen heraus und erinnern stark an Statisten bei einem Raumschiff Enterprise Außenteam. Sie kommen in die Hütte und erkundigen sich nach einer Steckdose für Ihr Smartphone. Wir müssen sie leider enttäuschen, erwähnen aber auch das drohende Unheil nicht. Es wäre unmenschlich, sie die letzte Stunden ihres Lebens in Angst verbringen zu lassen. Es ist wirklich tragisch, sie machen einen netten Eindruck. Vermutlich wird der Mann zuerst dran glauben müssen, wahrscheinlich wenn er sich nachts, immer noch auf der Suche nach einer Steckdose, noch mal alleine aus dem Zelt begibt. Entgegen jeder Erwartung, kommt der Ranger jedoch wirklich pünktlich um 21:30 vom lernen zurück. Die Franzosen dürfen leben.
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