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  • Day 13

    Luhamaa Checkpoint

    July 19, 2019 in Russia ⋅ 🌧 15 °C

    Was für ein Tag! Zunächst: Wir sind in Russland. Endlich! Denn eigentlich war Russland - an allem Anfang - das Ziel meiner Reise. Insgesamt war die heutige Etappe keine 100 Kilometer lang und trotzdem waren wir etwa acht Stunden unterwegs Der Reihe nach: Wir standen um fünf Uhr auf und bauten auf unserem Platz in Estland zusammen. Es war angenehm warm, fast schwülwarm, doch bevor wir uns zuviele Hoffnungen machten konnten begann es wieder zu regnen. Zu gießen. Wir machten uns gegen 6 Uhr auf in Richtung Grenze, die wir auch pünktlich einige Minuten von 7 Uhr erreichten. Am estnischen Grenzcounter sah man unsere Ausweise an und schickte uns in die Waiting Area. Dort standen außer uns noch einige LKW und vielleicht drei PKW. Kurz nach sieben wurde unser Autokennzeichen auf dem Display angezeigt und wir fuhren in Richtung Kontrollpunkt. Die Esten kontrollierten nochmal unsere Ausweise und weiter ging es. Wir waren einigermaßen zufrieden - bis hierher hatte ja alles ganz gut geklappt - und waren gespannt, angespannt, was nun kommen würde. Erst einmal kam gar nichts. Wir standen etwa vier Stunden in einer Schlange von etwa 12 PKW vor uns. In Abständen von rund 30 Minuten öffnete sich in einiger Entfernung eine Schranke, eine Ampel leuchtete grün und etwa zwei bis drei PKW verschwanden in einer Ferne, in der man nichts mehr verfolgen konnte. Wir standen in einer Art enger gerade dreispuriger Schleuse. Ab und an kam uns ein LKW oder Bus von russischer Seite entgegen, das war recht eng, wir mussten uns rechts halten. Dann wollten aber auch LKW oder Busse rechts an uns vorbei und wir mussten nach links ausscheren. Das war die einzige Beschäftigung, die die vier Wartestunden unterbrach. Dann waren wir an der Reihe, am Checkpoint, an der Ampel, an der Schranke und los ging es. Die russischen Beamten sahen unsere Ausweise an und gaben uns eine Nummer: 3. Soviele Personen wie wir eben im Auto waren. Wir fuhren etwa 200 Meter unter einen Checkpoint mit mehreren Schaltern. Man hieß uns, uns rechts hinter einem anderen Wartenden einzuordnen und zu tun, was dieser tat. Das jedenfalls hatte ich verstanden. Auf russisch. Als der ein wenig vorfuhr, fuhr ich hinterher. Sofort kam eine Beamte auf uns zugelaufen und hieß uns harsch fuchtelnd zurückzufahren. Das tat ich. Und stieß zurück, zurück, zurück...bis es krachte. Unsere Nerven lagen ohnehin schon blank, jetzt war es um uns geschehen. Ich sprang aus dem Auto, hatte keine Ahnung, was passiert war, dachte ich hätte ein Auto mitgenommen und sah...es war das Wellblechdach eines Schalters, dass ich mit der Jalousie des WoMos angefahren hatte. Das Dach war abgeplatzt, unsere Jalousie auch reichlich beschädigt. Ich dachte, jetzt wäre alles vorbei. Der Zollbeamte, einer der wenigen Männer, besah sich den Schaden, fragte mich, ob ich das nicht gesehen hätte, ich verneinte. Daraufhin winkte er ab (dachte wahrscheinlich: Weiber und Autos) und hieß uns mit unseren Ausweisen zum Schalter zu gehen. Rosa weinte nun schon und auch Oma hatte vor Schreck Tränen in den Augen. Die russische Polizeibeamte schien das zu erweichen, denn sie erinnerte sich plötzlich daran, dass sie auch Deutsch sprechen kann und sagte uns, jeder müsse mit seinen eigenen Papieren vortreten (was für Rosa bei 1.14 m und einer Schalterhöhe von 1.50 m sich als nicht ganz einfach erwies). Sie kontrollierte die Fahrzeugpapiere, Ausweise, Visa und stellte eine Aufenthaltsgenehmigung aus. Außerdem sagte sie zu Rosa, sie müsse doch keine Angst haben, man würde uns nichts tun. Dann wurde ich zu einem anderen Schalter beordert und musste eine etwa fünfseitige Zolldeklaration ausfüllen. Die Beamte halft mir glücklicherweise auf englisch und war erstaunt, dass wir offenbar weder Alkohol noch Zigaretten in Größenordnungen mit uns führten. (Wozu auch? Ich wollte schließlich nach Russland und hatte gehofft dort Wodka zu trinken.) ;-)Anschließend ging der Zoll noch durch das Wohnmobil und wir mussten jede Tür, jeden Schrank, jede Klappe öffnen. Endlich, endlich...ließ man uns fahren und wir waren IN RUSSLAND. Nachdem wir uns auf einem kleine Parkplatz von unserem Schreck erholt und den Fahrer gewechselt hatten übernahm Oma das Ruder und wir machten uns auf den Weg nach Pskow - noch rund 60 Kilometer. Da es auch hier keine Autobahn sondern nur eine bessere Fernverkehrsstraße mit vielen Ortsdurchfahrten und Ampeln und Fußgängerüberwegen gab, hatten wir noch rund eine Stunde zu fahren. Überall am Wegrand standen VerkäuferInnen und boten Pilze und Himbeeren und Heidelbeeren auch Kräuter zum Verkauf an. Einen richtigen Blick dafür hatten wir nicht. Es regnete noch immer leicht und wir eilten unserem Ziel entgegen, wollten endlich Ruhe und etwas Essen. Geradewegs nach Pskov.Read more