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  • Day 99

    Durch die Prärie zu den Great Lakes

    August 15, 2018 in Canada ⋅ 16 °C

    Am nächsten Tag fuhren wir wieder relativ früh von unserer Übernachtungsmöglichkeit los. Das schöne an dieser Etappe war einfach, dass sich die Landschaft mal wieder dramatisch änderte. Die Präriesträucher verschwanden, die Bäume nahmen zu, bis wir ausschließlich durch dichten Nadelwald fuhren. Außerdem erstreckte sich an jeder Straßenbiegung ein neuer glasklarer See. Besonders nachdem wir die Grenze nach Ontario überfuhren, wurde die Umgebung unglaublich schön. Für uns persönlich wohl eine, wenn nicht die schönste Landschaft in ganz Kanada. Die Westküste und die Berge sind sehr beeindruckend, aber Northern Ontario ist auf eine ganz andere Weise wunderschön und einfach irgendwie beruhigend. Allein das Durchfahren war schon ein Erlebnis, aber wir hätten im nachhinein gerne mehr Zeit dort verbracht. Wir fuhren aber weiter bis aus den vielen kleinen Seen irgendwann ein ziemlich großer wurde. Am Lake Superior sollte auch später unser wunderschöne Campingplatz liegen. Bevor wir den jedoch erreichten, wurden wir noch von der Polizei angehalten. Scheinbar waren wir zuvor 30km/h zu schnell gewesen und 90 in einer 60er Zone gefahren. Das Ganze war ziemlich blöd gelaufen: In Kanada darf man nur 90km/h fahren und da wir zuvor immer ein wenig schneller unterwegs waren, dann jedoch von einem weiteren Verkehrsteilnehmer durch Lichthupe auf die Polizei aufmerksam gemacht wurden und nach dieser Ausschau hielten, übersahen wir wohl das 60er Schild. Außerdem waren wir bergab unterwegs. Naja, nach ein paar Fragen bezüglich der Länge unseres Aufenthaltes in Kanada und unserem System in Deutschland (welches ja leider auch km/h besagt), beließ es der wirklich sehr nette Beamte bei einer Verwarnung, anstatt uns die 220$ abzuknöpfen und wünschte uns einen schönen Aufenthalt. Puuuh- Glück gehabt! Wäre das mal so easy in Deutschland! Nach dieser kleinen Verzögerung erreichten wir Terrace Bay. Hier wartete ein wirklich schöner Campground auf uns. Direkt am Lake Superior gelegen, dient dieser Spot wohl vor allem kleineren Boote als Zugangsmöglichkeit zum Wasser. Aber auch einfach als Parkplatz für Badegäste und Leute die von hier aus einen kleinen Hike starteten. Es war genügend Platz um größere Autos und Bootanhänger abzustellen. Den wunderschönen Sandstrand nutzen einige Anwohner zum Baden, zum Standup-Paddeling oder einfach zum Entspannen. Eine kleine Truppe aus einem nahegelgenen Seniorenheim feierte sogar eine kleine Feier, mit Musik und einem BBQ. Wir unterhielten uns noch etwas länger mit der Organistorin, die uns gleich auf einen Hotdog einlud. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass mir so etwas je in Deutschland passiert wäre. Es war ein wirklich toller Ort. Das war auch der erste Grund, warum wir uns entschieden noch einen weiteren Tag zu bleiben. Der Zweite war, dass wir ziemlich fertig waren von der endlosen Fahrerei. Hinzu kam, dass es Sarah zwischenzeitlich echt nicht besonders gut ging. Sie fühlte sich erschöpft und ausgelaugt und verbrachte den Tag hauptsächlich im Liegen. Abends ging es ihr dann aber schon wieder besser, sodass wir immerhin nochmal am Strand entlang spazieren und sogar noch ein bisschen über die Felsen am Wasser kraxxeln konnten. Wir genossen den unverwechselbaren Blick auf den Lake Superior und tankten ein wenig Kraft. Der Extra-Tag in Terrace Bay tat richtig gut, sodass wir am nächsten Morgen gestärkt die nächste Etappe in Angriff nehmen konnten.
    Wir hatten bis hier hin bereits mehr als 2000 km hinter uns gebracht jedoch noch weitere 1400 km nur in Ontario vor uns. Das gibt einem einen ziemlich guten Eindruck darüber, wie unglaublich riesig dieses Land ist. Und guckt man sich dazu noch die Karte an, merkt man, dass noch so viele Teile Kanadas von uns erst einmal unerreicht bleiben. Es gibt also noch genug zu sehen für den einen oder anderen weiteren Besuch.
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