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  • Day 2

    Ab Olfen grüßt man

    September 22, 2020 in Germany ⋅ ☀️ 22 °C

    Ich liege ab 3.30 Uhr wach und rechne aus wann ich den ersten Kaffee bekommen kann. Seufzend versuche ich noch etwas Schlaf zu bekommen. Ausgeschlafen wird das Stück nach Greven heute bestimmt entspannter. Um 7 habe ich lang genug gewartet und stolpere die steile Stiege hinunter. Jetzt bloß nicht fallen, denk ich und werde laut vom Hund begrüßt. Frühstück mit Tina, ganz in Ruhe.

    Ich verlasse die Zechensiedlung und erreiche das Dattelner Meer. Hier treffen sich der Wesel-Datteln-Kanal und der Dortmund-Ems-Kanal. Schleier liegt auf dem Wasser. Schade, dass so etwas auf Fotos nie wirkt. Der Dortmund-Ems-Kanal wird später mein Wegweiser bis hinter Münster sein. Aber vorher geht es nach Olfen. Den Weg dahin habe ich, an einem alten Kanalstück entlang, ganz für mich. Ab Olfen wird es voller. Ab hier grüßt man sich. Nach all dem Blickeausweichen im Pott im gestern, eine schöne Abwechslung beim Fahren. Lächeln nicke ich den anderen Radlern zu und trete vor mich hin. 20 km/h, Material schonen. Trotzdem erwische ich ein Schlagloch. Meine, zugegeben zu volle, Lenkertasche sackt ab. Plastik bricht. Ich seufze und packe die Sachen in die vollen Gepäckträgeraschen um. Mit weniger drin könnte es halten. Ich klebe es abends mit Gewebeband.

    In Lüdinghausen treffe ich wieder auf den Kanal. Ich folge ihm mal links, mal rechts. Aber meistens fahre ich Umleitungen, weil Brücken oder Wege gesperrt sind Das nervt mich. Ich setze mich ans Wasser und genieße die Sonne.

    Mittags brauche ich Kalorien und ein Klo. Eine Umleitung führt mich in einen kleinen Ort in dem es zwar kein schönes Café, dafür aber Pommes gibt. Dabei lausche ich dem Dorftratsch. Gestärkt geht es weiter am Kanal entlang. Das blaue Band schimmert immer an meiner Seite, ab und zu leuchten erste Pfanzen rot und gelb. Heute ist der Herbst weit weg. Mein Fleece habe ich schon an der ersten Kreuzung ausgezogen...

    Ich erreiche Münster. Mich zieht nichts in die Stadt rein, sondern ich fahre kilometerweit die Uferpromenade hoch. Es ist voll. Die Leute liegen in der Sonne oder schwimmen. Kurz spiele ich mit dem Gedanken auch reinzuspringen... Es ist ganz schön warm und die Radwege sind kleine Buckelpisten. Die Lenkertasche hält.

    Hinter Münster treffe ich auf den Elbradweg. Die nächsten Tage mein Begleiter. Ich fahre noch bis nach Greven. Mein Ziel heute ist ein Kinderbauernhof. Ich bin die einzig auf dem Platz. Das Zelt ist in ein paar Minuten aufgebaut. Auf die Dusche freue ich mich. Wäsche ist auch dran.

    Ich fahre noch mal in den Laden, weil ich Lust auf Gemüse habe. Dann mache ich es mir gemütlich. Lese ein paar Seiten. Eine Ziege kommt vorbei, schaut was ich so treibe.

    91 Kilometer waren es heute. Am Wasser fahren ist schön, aber es geht immer nur gerade aus. Logisch, hätte ich mit rechnen können. Die Elbe bringt mehr Abwechslung mit sich.

    Ich kuschel mich in den Schlafsack und merke erleichtert wie warm er ist. Morgen geht es zurück zum Radweg und dann bis Bad Bentheim.
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