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  • Day 5

    Kilometer beißen

    July 31, 2021 in Denmark ⋅ ⛅ 19 °C

    Mein Tag beginnt im Meer bei Nyborg. Ich dachte, morgens um sieben wäre ich hier alleine. Doch es herrscht schon reger Betrieb der Einheimischen, die ihr Morgenbad nehmen. Eine Dänin im Bademantel kommt mit dem Rad an den Strand. Wir kommen ins Gespräch. Sie lädt mich auf Toast und Eier ein. Leider kann ich nicht annehmen. Ich muss zum Bahnhof, meinen Zug nach Korsør bekommen.

    12 Minuten, 1 Station, 78 Kronen für mich und das Rad. Ich bräuchte die Taschen gar nicht abbauen, aber mit bekomme ich das Rad nicht die Stufen hoch. Zwei Rennradfahrer nicken beeindruckt.

    Ein paar Minuten später eine Vollbremsung. Fast hätte ich den kleinen Smørrebrød-Laden übersehen. Leider gibt es keine vegetarischen Brote. Mit viel Liebe bekomme ich ein Sandwich gemacht.

    Es geht durch den Wald. 47 Mücken gefällt das. Ich fahre über Nebenstraßen ein wenig im Hinterland. Bei Skælskør esse ich das Sandwich, schaue auf den Hafen, beobachte ein Fest, dessen Anlass mir verborgen bleibt.

    Heute ist es windig. Sehr windig. Der Wind kommt gefüllt immer von vorne. Die dunklen Wolken bleiben hinter mir. Ab und an komme ich ans Wasser. Der Weg führt über einen kleinen Trampelpfad direkt am Ufer. Eher für Mountainbiker ausgelegt, ich muss mich konzentrieren. Dann ein Gatter. Ich muss anhalten und ein Stück zurück, um es zu umfahren. Ich stelle mich beim Wenden des Rades ein wenig blöd an. Dann passiert es. Der Wind drückt das Rad um, es fällt auf die Seite. Die scharfkantige Pedale begrüßt mein Schienbein. Natürlich sind Wanderer in der Nähe, bieten Hilfe an. Ich bedanke mich und fahre beschämt weiter ohne mir den Schmerz anmerken zu lassen. Klar, ich bin müde, der Kampf mit dem Wind.

    Auf und ab bis Næstved. Kurz vor der Stadt ein Regenguss ohne Gleichen. Bevor ich die Chance habe, meine Jacke anzuziehen bin ich nass. Immerhin ist die Wunde am Schienbein jetzt sauber. Ich biete falsch ab und bin schon fast aus der Stadt raus bevor ich es merke. Der Regen stoppt, ich will nur in ein Café. Dann ein Diner. Ich kaufe Eis mit Streuseln und einen Kaffee. Der Lautsprecher plärt Elvis. Der Regen setzt wieder ein. Ich bleibe sitzen. Nass bin ich eh.

    Der Blick ins Wetter sagt Regen für die nächste Stunden. Ich beschließe weiter zu fahren. Eigentlich ist die Distanz zum nächsten Campingplatz zu groß und ich wollte in Næstved übernachten. Aber wenn ich ein Stück an der 22 lang fahre, müsste ich es schaffen. Ich buche den Campingplatz vor. Bei Wind und Regen geht es sturr an der Landstraße lang. Auf und ab, immer wieder Regengüsse. Immer dann, wenn ich einen Unterstand erreiche, hört er auf. Ich beiße mich durch die Kilometer. Zähle rückwärts bis ich kurz vor Vordingborg nach Ore abbiege.

    Ich dusche bis ich wieder warm bin. Nudeln und ein Eis. Nachts warte ich auf den angekündigten Sturm. Er bleibt aus oder ich schlafe zu fest. Die Hälfte des Weges ist geschafft.
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