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  • Day 12

    Quer durchs Land

    August 7, 2021 in Germany ⋅ ⛅ 17 °C

    4 Uhr ist das neue Morgen. Um 5 schleiche ich in die Küche und koche Kaffee. Möglichst leise packe ich das nasse, schlammige Zelt ein. Eigentlich warte ich mit dem Abbau immer bis es etwas lauter auf dem Platz ist. Aber heute will ich früh los. Um 6:45 Uhr verlasse den Platz.

    Es geht weiter an der Flensburger Förde lang. Erst ein Stück Landstraße, dann durch den Wald. Hier war ich schon am ersten Tag meiner Reise. Ich erinnere mich an eine grandiose Abfahrt, die ich das Rad jetzt hochschiebe - zu rutschig ist der sandige, aufgeweichte Untergrund. Ich erinnere mich auch an eine fiese Steigung, die ich jetzt vorsichtig in die andere Richtung runterrutsche. Jetzt bin ich definitiv wach.

    Statt zurück Richtung Padborg geht es heute nach Flensburg. Ein letzter Blick auf das Wasser, dann an dem kleinen roten Grenzhäuschen vorbei. Der Zöllner prostet mir mit seinem Kaffee zu.

    Es geht wieder bergauf, aber dafür wartet eine tolle Abfahrt auf mich. Ich rausche durch Flensburg. Erst am Busbahnhof bremst mich eine rote Ampel.

    Ich bekomme den Zug um 8.15 Uhr nach Hamburg. Vorher ist Zeit für einen Kaffee. Im Zug wickel ich mich in den Schlafsack und schmiede Pläne was ich gerne essen möchte. Etwa acht bis zehn Stunden Regionalverkehr warten auf mich. Die Umstiege sind schon knapp. Dafür bin ich viel früher zuhause als wenn ich den für morgen abend gebuchten IC nehme. Da wäre ich erst nachts um 2 angekommen.

    Es ist unheimlich voll. Super, dass es im Norden so riesige Fahrradabteile gibt. Ich schaffe alle drei Umstiege, aber nur, weil ich das Rad die Treppen runtertrage und die Rolltreppe nutze. Mit dem Aufzug keine Chance.

    Ca. 850 Kilometer habe ich zuhause auf dem Tacho. Ich habe es wieder nicht geschafft mit heilen Beinen nach Hause zu kommen. Ich werde wohl in nicht so scharfkantige Pedalen investieren. Und in einen anderen Lenker. Meine Hände sind zwar noch taub und die kleinen Finger kann ich nicht Strecken, aber es war zum Schluss nicht mehr so schlimm wie am dritten vierten Tag, als ich dachte deswegen abbrechen zu müssen. Der Rest der Ausrüstung hat sich bewährt. Ich hatte nichts überflüssiges mit, außer dem Reparaturzeug war alles in Verwendung. Nur die Spiegelreflex bleibt das nächste Mal daheum. Ich denke zudem darüber nach, künftig den dicken Schlafsack mitzunehmen. Dann brauche ich eine andere Taschenlösung.

    Mir hat der Ostseeradweg in Dänemark super gut gefallen. Die Beschilderung war fast immer eindeutig, aber eine Karte (bikeline) lohnt sich. Hauptsächlich ging es über gut ausgebaute Radwege, die Strecke ist abwechslungsreich. Wasser war immer in der Nähe. Das Campingplatz-Netzwerk ist super, wenn auch teurer als an der Westküste. Ich habe mittags zur Sicherheit reserviert, wenn es nur einen Campingplatz am Ziel gab. Außer auf Æro war es aber nie notwendig. Es gibt aber überall auch Shelter und Naturplätze. Die generelle Infrastruktur ist super.

    Im Vergleich mit dem dänischen Nordseeküstenradweg ist es jedoch sehr viel voller. Es sind viele Bikepacker unterwegs (Sommerferien). Die fahren aber alle die von Bikeline vorgeschlagene Richtung. Rückwärtsfahren geht aber definitiv. Trotzdem ist es super idyllisch und nicht überlaufen.

    Ich freue mich jetzt am meisten auf ein frisches, weiches richtiges Handtuch und darauf meine nassen (und unangenehm riechenden) Schuhe auszuziehen. Bevor ich dann mit tollem Essen auf das Sofa falle, muss ich mich aber leider noch um die nassen Sachen kümmern. Morgen ist dann Zelt- und Radwaschtag.

    Mein nächstes Projekt ist noch offen. Die Ostsee hat mir viel besser gefallen als gedacht. Vielleicht geht es in Richtung Polen. Aber Reiseplanung ist ja immer schon ein Teil des Abenteuers.

    Schön, dass ihr mich auf meiner Tour begleitet habt. Und, dass ihr die Autokorrektur ertragen habt. ;)

    Und falls du noch zögerst: einfach machen!
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