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  • Day 85

    Der Shintoismus - Der Glaube Japans

    April 29, 2017 in Japan ⋅ ⛅ 21 °C

    Der Shintoismus in Japan - für mich anfänglich ein Buch mit sieben Siegeln. Naja so ganz stimmt das auch nicht. Die Basisreligion Japans verfügt nämlich weder über eine heilige Schrift, noch über eine festgelegte Lehre. Nicht einmal einen Gründer gibt es. Kein Wunder also, dass viele Reisende dieser Religion erstmal skeptisch gegenüberstehen.
    Der Shintoismus gilt als Naturreligion. Seine Anhänger verehren viele Gottheiten, die so genannten Kami. Ihre Zahl ist unbegrenzt. Alle Dinge, vor denen der Mensch Ehrfurcht haben kann, sind Kami, etwa ein Berg, ein See, der Regenbogen, Blitze, Donner, oder aber auch die Ahnen. Die Gläubigen streben nach Harmonie mit den Kami, schlechte Handlungen führen zu Unreinheit und Beschmutzung. Der Schrein ist die Kultstätte des Shintoismus und dient der Verehrung der einheimischen Gottheit. In Japan gibt es etwa 90.000 Shinto-Schreine. Im Regelfall wird in diesen ein heiliger Gegenstand aufbewahrt, der so genannte shintai („Gott-Körper“). Das markanteste Erkennungszeichen für einen Schrein ist das Torii, das Shintō-Tor, das vor jedem Schrein steht und die sakrale von der profanen Welt abgrenzt. Außerdem gibt es in jedem Schrein das Götterseil (shimenawa), das zumeist aus Reis­stroh hergestellt wird. Mit diesem Seil wird der Wohnort des Kami markiert.
    Nach Betreten des Schreins lassen sich festgelegte o-mairi beobachten, die der gläubige Japaner praktiziert. Angefangen mit der symbolischen Reinigung am Wasserbecken, nähert sich der Japaner dann dem Hauptgebäude. Hier findet sich eine Glocke, die geläutet wird, um den Kami auf sich aufmerksam zu machen. Der Japaner verbeugt sich zweimal tief und klatscht anschließend zweimal in die Hände, um dem Kami zu zeigen, wer vor ihm steht. Zum Beten werden die Hände gefaltet. Nach Beenden des Gebets bedankt der Gläubige sich beim Kami und verbeugt sich zum Abschied noch einmal tief.
    Unentbehrlich für die Finanzierung eines Schreins sind die so genannten Mikuji bzw. Omikiuji und die Ema. Das Mikuji / Omikiuji ist ein Orakel, welches sich für kleines Geld erwerben lässt. Ein positives Orakel wird mit Freude mit nach Hause genommen, ein ungünstiges Orakel wird auf dem Schrein-Gelände an einen dafür vorgesehenen "Kiefernzweig" gebunden, an dem das Unglück warten kann. Ema sind kleine, einseitig bedruckte Holztäfelchen. Die andere Seite lässt sich mit einem persönlichen Wunsch oder einer Danksagung beschriften. Das Ema wird schließlich an eine Wand des Schreins gehangen, an der hunderte andere Ema schon sehnsüchtig warten. Ist die Wand voll, so werden die Ema abgehängt und verbrannt, damit die Wünsche in den Himmel aufsteigen. Kleine Glücksbringer wie O-mamori (bestickte Stoffbeutelchen) oder Darum (Pappmaché-Figuren) lassen sich ebenfalls am Schrein erwerben und sind bei Reisenden beliebte Mitbringsel.
    Verlässt der gläubige Japaner den Schrein, so dreht er sich am Torii noch einmal und verbeugt sich in Richtung des Schreins.
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