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  • Day 170

    Hà Nội

    June 15, 2017 in Vietnam ⋅ ⛅ 32 °C

    Unser ein-monatiges Visum ist beinahe abgelaufen und wir erreichen gerade erst die Hauptstadt Hà Nội im Norden Vietnams. Da wir allerdings noch einiges vor uns haben, gilt es zunächst also eine schnelle und möglichst günstige Möglichkeit zu finden, unsere Visa zu verlängern. Ich habe eine solche Möglichkeit schnell ausgemacht und noch am Anreisetag machen wir uns sofort auf die Suche nach diesem speziellen Reisebüro, das innerhalb von 3-4 Tagen für nur Ein-Drittel des normalen Preises diese Aufgabe erfüllen sollen kann. Klingt komisch... ist es auch. Nach ewigem Suchen und mehreren Anläufen finden wir besagte Agentur, allerdings sieht sie von außen bei weitem nicht mehr so aus wie auf den Fotos bei einer bekannten Internet-Suchmaschine. Das große Schild mit dem Namen ist weg, die Glasschiebetür bedürftig geflickt und halb offenstehend. Da wir allerdings so lange danach gesucht haben und der Name klein immer noch an der Tür steht, gehen wir rein und versuchen unser Glück.
    Wir betreten die Geschäftsräume (die Schiebetür schiebt keinen Zentimeter und wir müssen uns quasi reinquetschen) und treffen auf drei junge Damen, die beim Kaffeekränzchen um einen Schreibtisch sitzen und offensichtlich niemanden erwartet haben, erst recht keine zwei Touristen. Bis auf das hölzerne, extrem pompöse Namensschild der Agentur an der hinteren Wand, erinnert hier nicht viel daran, dass hier mal vernünftig gearbeitet wurde. Wir versuchen uns verständlich zu machen und als eine der Damen endlich das Wort Visa versteht, werden wir freundlich nach oben ins Büro weitergeleitet. Etwas zögerlich betreten wir die Treppe und machen uns auf den Weg nach oben, stoppen aber sofort wieder, als wir die ersten Blicke in das Obergeschoss werfen können. Das vermeintliche Büro für Visa-Verlängerungsantragsverwaltungsangelegenheiten wirkte auf uns urplötzlich, nicht mehr wirklich seriös. Durch eine verglaste Wand erblicken wir zwei Männer vom Typ Bauarbeiter mit Nebenverdienst als hübsches Gesicht einer drittklassigen Kfz-Werkstatt... dreckige Jeans, schmutziges Tank Top, volltätowiert und jeweils mit einer Pulle Bier und einer Kippe in der Hand. Eben genauso, wie man sich einen Angestellten einer Behörde auch in Deutschland vorstellt. Das “Büro“ war spärlich eingerichtet, zwei uralte braune Ledersofa, ein Bücherregal ohne Bücher und daneben eine einzelne große Truhe mit Vorhängeschloss. Das einzige Fenster war komplett vergilbt und zum größten Teil abgeklebt. Das einzige was uns sonst noch ins Auge fiel, waren die Bolzenschneider und die auffällige Abwesenheit jeglicher Vertrauenswürdigkeit. Noch auf der Treppe tauschten wir entschlossene Blicke aus, machten auf dem Absatz kehrt und zwängten uns durch die Tür wieder ans Tageslicht.

    Nachdem wir schnell eine seriöse Alternative zur Verlängerung unserer Visa gefunden haben, teurer aber dafür in nur vier Tagen fertig, hatten wir endlich Zeit die Stadt kennen zu lernen. Wir schauen uns unter anderem eine Vorstellung des traditionellen Wasser-Puppen-Theaters an, sowie den Regierungsbezirk inklusive Mausoleum und Leichnam von Ho-Chi-Minh. Dafür, dass er hier angeblich so verehrt wird, sind die Vietnamesen nicht sehr erfolgreich darin seinen letzten Willen zu erfüllen. Statt seine Asche in allen vier Himmelsrichtungen des Landes zu verteilen, wird er ausgestellt wie eine Trophäe. Täglich werden tausende Menschen streng kontrolliert im Gänsemarsch an ihm vorbei geführt und wehe man verhält sich auffällig, dann fliegt man schnell aus der Reihe. Die meiste Zeit in Hà Nội verbringen wir allerdings im Old Quarter, kleine Straßen, alte Häuser und viele Familienunternehmen. Hier genießen wir auch ein paar lokale Spezialitäten, Bún Chả (großen Dank an Nike für den Tipp) und Egg Coffee, ausgezeichnet und nur zu empfehlen.
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