Satellite
  • Day 62

    Tag 62: Tras os Montes

    June 4, 2022 in Spain ⋅ ⛅ 19 °C

    Gefahrene Strecke von Gondesende nach Rio de Onor: 64 km

    Also heute sind wir wirklich ganz tief drinnen im Tras os Montes und gleichzeitig im Parque Natural de Montesinho.
    Der Naturpark ist wirklich wunderschön, alles grün und saftig. Mit Wein ist hier wirklich Schluss und auch die Olivenbäume, die nach und nach die Weinreben ersetzt haben, werden spärlicher. Dafür wachsen hier Unmengen von Edelkastanien.

    Der Naturpark ist mit einer Fläche von 74.230 Hektar einer der größten Naturparks des Landes. Er befindet sich im Nordosten von Portugal und grenzt an Spanien. Der Park umfasst zwei Gebirgsketten, die Serra da Coroa auf der Westseite und die Serra de Montesinho auf der Ostseite
     In dieser seit Jahrtausenden bevölkerte Region findet man in vielen ihrer Dörfer noch archäologische Überreste, die man verzweifelt zu vermarkten versucht.

    Im ganzen Park gibt es 92 Dörfer, die mehr oder weniger belebt sind und die man teilweise versucht mit EU Geldern zu revitalisieren, was zwar sehr viel zur optischen Verschönerung der Dörfer beiträgt und viele wirklich liebevoll restaurierte Häuser zur Folge hat. Aber die Abwanderung aus den Dörfern, aus dem ganzen Gebiet, kann damit nicht gestoppt werden. So versucht man zumindest über Tourismus die Dörfer zu beleben, was aber nach unserem Eindruck am Willen der wenigen Einheimischen scheitert.

    Es gibt wirklich viele ausgezeichnet markierte Wanderwege. Was fehlt ist dann aber eine entsprechende Struktur in den Dörfern: Ein kleines Restaurant oder Café, das Mahlzeiten anbietet, Unterkünfte, die gebucht werden können, Informationsstelle, die geöffnet sind....
    Das alles fehlt.

    Wir waren in Montesinho, dem angeblich meist besuchten Ort in der Gegend und Ausgangsort für schöne Wanderungen. Wir haben eine 12 km lange Wanderung gemacht. Zuvor haben wir unser Wohnmobil brettlbreit mitten auf den kleinen Dorfplatz gestellt. Dann begann die Suche nach irgendeinem Menschen, den wir fragen können, ob wir hier stehen dürfen. Doch, doch...es fand sich jemand und natürlich durften wir.

    Und als wir von der Wanderung zurückkamen, hatte ein Vereinslokal geöffnet und wir bekamen Fanta und Wasser. Sonst war niemand da.

    Wir fuhren weiter nach Rio de Onor, dem nordöstlichen Ort Portugals. Laut diverser Reiseführer ist der Ort zweigeteilt. Die Landesgrenze zwischen Portugal und Spanien geht angeblich mitten durch den Ort, die Leute leben angeblich glücklich und zufrieden miteinander. Aber hier ist das Märchen auch schon aus.

    Wir haben uns die Realität angesehen: Rio de Onor auf portugiesischer Seite hat sehr viel Geld in die Renovierung der alten Häuser gesteckt, die zum Großteil dem Tourismus dienen sollen. Der Ort schaut ziemlich adrett und gefällig aus und es kommen auch immer wieder Touristenbusse.. Die Leute steigen aus, machen ein paar Fotos und verschwinden wieder.

    Wir haben von einem guten Restaurant gehört. Dort wollten wir nochmal gut portugiesisch essen. Der Wirt war quasi entsetzt, als er hörte, dass wir bei ihm essen wollten und hätte uns wahrscheinlich rausgeschmissen, wenn wir nicht von selbst gegangen wären.

    500 m weiter gibt es den Ort Rihonor de Castilla. Dazwischen eine Grenze. Rihonor liegt also in Spanien und man merkt einen gravierenden Unterschied. 29 Einwohner, lauter Alte.. Keine sanierten Häuser, alles ist dem Verfall preisgegeben
    Eine pompöse neue Holzbrücke für Fußgänger, EU finanziert, führt über den Fluss Fontano. Unnötig, weil 50 m daneben die Straßenbrücke über den Fluss führt und die Straße kaum bis gar nicht befahren ist.

    Zusammengefasst: Die Landschaft ist wunderschön. Auf portugiesischer Seite versucht man relativ erfolglos den Ort zu revitalisieren, auf spanischer Seite ist es einfach ein vergessenes Dorf. Und die vielbeschworene soziale Idylle ist ein Mythos.

    Übrigens: Übernachtet haben wir auf einem Platz am Ortseingang zu Rio de Onor. Das war einmal ein Stellplatz. Gegenüber gibt es einen ausgedient Campingplatz. Alles da, aber leider außer Betrieb und völlig verwahrlost.
    Read more