Satellite
  • Day 15

    Shoppen, Stromausfall und mein Alltag

    March 7, 2021 in Spain ⋅ ⛅ 12 °C

    Die ersten zwei Wochen sind vergangen wie im Flug. Diese Woche war es die meiste Zeit über bewölkt und etwas kühler als am Wochenende davor. Trotzdem haben wir die Stadt weiter erkundet. Die Architektur ist so vielfältig, in jeder Straße gibt es tolle Häuser zu entdecken. Wir haben uns unteranderem eins der Gaudi Häuser angeschaut und sind zur Sagrada de Familia gelaufen. Leider konnten wir sie noch nicht von innen besichtigen, da sie wegen Corona geschlossen ist. Im Parc de Ciutadella haben wir die Sonne genossen und ich habe mir den ersten ganz leichten Sonnenbrand geholt. Darauf hin habe ich mir direkt Sonnencreme gekauft. Die Mitarbeiterin im Supermarkt hat mich belächelt als ich danach gefragt habe und mich zu einer ganz kleinen Auswahl gebracht mit den Worten: Sorry, im Winter haben wir keine große Auswahl an Sonnencreme, die wird nicht gekauft…🙈😅
    Am Mittwoch sind wir nach der Uni in einem Restaurant (Honest Greens) essen gegangen und es war superlecker. Außerdem waren wir letzte Woche auch schon das erste mal Tapas essen. Es ist richtig cool, dass man wieder ‚normal‘ in Restaurants essen gehen kann. Zwar muss beim Bestellen und Bezahlen die Maske getragen werden, aber die Restaurants sind gut besucht, genauso wie der Strand und der Park de Ciutadella bei gutem Wetter. Müssten wir keine Maske tragen und nicht überall unsere Hände desinfizieren, könnte man fast meinen, dass es keine Pandemie gibt. Diese Woche durften außerdem größere Geschäfte im Einzelhandel öffnen. Das haben wir uns natürlich nicht zweimal sagen lassen und sind direkt nach der Uni Shoppen gegangen. Je später es wurde, desto länger wurden die Schlangen vor den Geschäften, da hier trotzdem die Anzahl der Besucher eingeschränkt ist und auch die Fläche ist begrenzt. Allerdings kann man sich auch die Sachen aus den abgesperrten Bereichen geben lassen. Es hat so viel Spaß gemacht endlich mal wieder durch die Geschäfte zu bummeln.
    Aber wir sind ja nicht nur zum Spaß hier. Der Alltag in der Uni lief diese Woche schon sehr viel strukturierter ab. Trotzdem waren in vielen Fächern kaum andere Studenten anwesend. Wenn sie mal zur Vorlesung erscheinen, kommen und gehen sie wann sie wollen, obwohl man an der INSA sogar Punkte dafür bekommt, dass man anwesend ist und sich beteiligt. Neben der Einstellung der Studenten ist auch das Notensystem anders als in Deutschland. Im Gegensatz zur Benotung von 1,0-4,0 an der FH ist die beste Note hier eine 10 und die schlechteste eine 1. Allerdings setzt sich die Note nicht nur aus der Klausur oder einem zusätzlichen Projekt zusammen, sondern es werden viel mehr Hausaufgaben, Gruppenarbeiten, Projekte, Abgaben verlangt und in manchen Fächern sogar 2 Klausuren geschrieben.
    Am Dienstag war Kathi bei uns und wir haben unsere Uni Aufgaben zusammen erledigt, bis auf einmal das Licht ausging und der Strom ausgefallen ist. Zuerst waren wir richtig geschockt und kurz überfordert mit der Situation, weil wir den Strom erst nicht wieder anbekommen haben. Wir waren schon kurz davor bei den Nachbarn zu klingeln, bis wir herausgefunden haben, dass man alle Hebel gleichzeitig wieder nach oben legen muss. 😂 Im Nachhinein war es eine richtig lustige Situation und wir haben relativ schnell die Ursache gefunden. Im Endeffekt waren 4 Laptops und Handys am Strom, die Klimaanlange (Heizung) angeschaltet und wir hatten unser Essen im Ofen. Das war wohl etwas zu viel, denn die Lampe im Ofen ist durchgebrannt. Das lustige an der ganzen Geschichte ist, dass wir schon zum vierten Mal unser Hausmeister benachrichtigen mussten. Er war in den ersten zwei Wochen schon 3-mal hier. Er ist ein kleiner Mann Ende 50 Anfang 60 und kann nur Spanisch. Die Kommunikation läuft deshalb hauptsächlich über Gestiken und Wortfetzen ab, aber es funktioniert. Bei ersten Mal hat er uns einen dritten Schlüssel vorbei gebracht, beim zweiten Mal war eine Lampe kaputt, beim dritten Mal hat er eine Tür repariert, die nicht mehr zu ging und nächste Woche dann die Lampe im Ofen. Zwischendurch mussten wir die Hausverwaltung außerdem kontaktieren, weil wir den Safe nicht mehr aufbekommen haben. Oh man, die denken sich wahrscheinlich auch, dass wir komplett unfähig sind.. 🙈
    Und wenn ich schon bei den Sachen bin, die diese Woche nicht ganz so perfekt liefen, kann ich euch auch noch eine Story zu meiner Kreditkarte erzählen. Für das Auslandsemester habe ich mir ein zweites Konto bei einer anderen Bank gemacht, mit Kreditkarte und Girokonto. Da letzte Woche die Geschäfte noch größtenteils geschlossen waren, habe ich mir einen spanischen Amazon Account gemacht und wir haben uns ein paar Sachen für die Wohnung bestellt, die uns noch gefehlt haben. Dann wollte ich mit der Kreditkarte vom neuen Konto bezahlen und diese wurde als Zahlungsmittel gar nicht erst angenommen. Komisch, mit meiner regulären hat aber alles funktioniert. Dann habe ich ein paar Tage später eine Mail bekommen, dass meine Kreditkarte gesperrt wurde, weil sie vermuten, dass ein Betrugsversuch im Online Handel vorliegt. An sich ist dieser Vorgang eine gute präventive Handlung, aber dass sie direkt eine neue Karte und einen neuen Pin veranlasst haben und den nach Deutschland schicken macht für mich wenig Sinn. Der Kundenservice konnte mir auch überhaupt nicht helfen, weil alles schon veranlasst wurde. Anstatt, dass sie die Karte bei einem vermeintlichen Betrugsversuch sperren, mich kontaktieren und dann wieder entsperren oder zumindest so flexibel wären sie nach hier zu schicken, war das Gespräch überhaupt nicht kundenfreundlich. Auch für zukünftige Zahlungen, die ich online tätigen würde, würde es ja nichts ändern, wenn jedes Mal die Karte gesperrt wird. Zumal sie eigentlich sehen müssten, dass ich mit den Girokarte schon einige Bezahlungen hier getätigt haben. Naja, ist zwar ärgerlich, aber diese Kreditkarte brauche ich nicht zwangsläufig.
    Abgesehen von diesen kleinen Problemchen, gefällt es mir hier aber richtig gut und durch jeden neuen Ort, den wir sehen immer besser. Am Samstag letzte Woche bin ich morgens sogar freiwillig joggen gegangen. Die Ramblas waren so leer und der Hafen sah durch die Sonne wunderschön aus. Für den Anblick war ich diesen Samstag direkt wieder laufen und habe die Ruhe in der Stadt am Morgen sehr genossen. Ein weiterer toller Moment diese Woche war am Freitag. Wir sind durch die Stadt gelaufen, haben Fotos gemacht und haben am Strand eine Açai Bowl togo gegessen. Auf dem Rückweg haben wir eine weitere Demonstration gesehen und die Unruhen sind leider immer noch nicht vorbei. Wenn man darauf achtet, sieht man sehr viele eingeschlagene Scheiben, zerstörte Geldautomaten oder Anzeichen von Bränden. In der Stadt ist die Polizei überall sehr präsent, aber ich habe mich bisher noch nicht einmal unwohl gefühlt.
    Ich bin immer noch sehr glücklich, dass ich hier bin und wir haben uns richtig gut eingelebt. Die Tage gehen so schnell vorbei, dass bisher noch keine Langeweile aufkam. Das einzige, was mich stört, ist das Bedürfnis jeden Tag etwas Neues entdecken zu wollen und das ich ein schlechtes Gefühl haben, wenn wir mal nichts Besonderes gemacht haben. Dadurch dass wir vormittags Uni haben, nachmittags/abends Hausaufgaben machen müssen, alltägliche Haushaltssachen wie aufräumen, einkaufen, kochen und putzen dazu kommen, ab und zu mal Sport, und wir abends gerne zusammen Fernsehen gucken, ist es gar nicht möglich jeden Tag das Touri Programm durchzuziehen, wie im Urlaub. Aber dafür haben wir ja zum Glück noch ein paar Monate Zeit.
    Read more