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  • Day 130

    Auf zur Inselerkundung

    November 13, 2016 in Indonesia ⋅ ⛅ 22 °C

    Nach etwas längerer Zeit hier mal wieder ein kurzer Bericht über mein Leben im fernen Indonesien. Wie bereits erzählt habe ich mich mittlerweile sehr gut auf Flores eingelebt und so langsam den Alltag gefunden. Die Regenzeit kommt auch nur sehr langsam in Schwung, sodass ich immer noch jeden Tag ein Wetter von ca. 30 Grad und meist blauen Himmel genießen kann. In den Supermärkten gibt es mittlerweile die ersten Weihnachtsplätzchen und Baumschmuck zu kaufen, was bei diesem Klima für mich jetzt schon sehr ungewöhnlich ist (Die Bevölkerung auf Flores gehört zu 90% dem Christentum an, weshalb Weihnachten hier ähnlich stark gefeiert wird, wie bei uns in Deutschland). Die lebensfrohe Art der Menschen fasziniert mich auch nach mittlerweile 3 ½ Monaten immer wieder. Das bei vielen Europäern vorhandene Vorurteil, dass „uns weißen“ oft nur geholfen wird, damit man etwas von dem ach so großen Vermögen abbekommt, kann ich mittlerweile komplett aus dem Weg räumen. In vielen Situationen wurde mir bereits das Gegenteil bewiesen, dass einem einfach geholfen wird, weil es in der Lebensweise verankert und man als Gast angesehen wird. Als der Hinterreifen meines Rollers gestern auf dem Rückweg vom Supermarkt den Geist aufgegeben und komplett platt war, wurde fix eine kleine Werkstatt aufgesucht. Direkt legten die Jungs Hand am Roller an, bauten das Rad aus und fanden auch schnell das Loch, welches ich mir wohl durch eine Scherbe eingehandelt hatte. Ein Mitarbeiter verschwand dann zu einer anderen Werkstatt um den Schlauch zu flicken, während der Chef des Ladens mich nach sämtlichen Dingen meines Lebens und des Lebens in Deutschland befragte. Das Interesse der Menschen ist einfach Wahnsinn, was auch sicher stark daran liegt, dass viele Indonesier ihr Land oder manchmal sogar ihre Insel aufgrund von fehlendem Geld noch nie verlassen haben. Nach ca. einer halben Stunde war der Scooter dann auch wieder fahrbereit und auf die Frage, was ich denn nun für die Reparatur bezahlen müsste, sagte man mir, dass es schon okay sei. Mit dem Gedanken, dass gerade 2-3 Leute sich eine gefühlte Ewigkeit um meinen Roller gekümmert haben, gab ich dem Chef trotzdem ca. 1,30 € (klingt sehr wenig, ist hier aber schon eine ganze Menge Geld und mehr als ein normaler Stundenlohn). Er wollte das Geld jedoch nicht annehmen und so einigten wir uns schließlich drauf, dass er die Hälfte behält und ich bedankte mich nochmal ausgiebig für die schnelle Hilfe. Mit einem „See you again tomorrow“ und einem herzhaften Lachen des Chefs stürzte ich mich dann schließlich wieder in den chaotischen Inselverkehr und kam ohne weitere Zwischenfälle wieder in meiner Bleibe an. Diese kleinen Erfahrungen machen das Leben in dieser Gesellschaft einfach so angenehm.
    Vor ein paar Tagen war mein Bruder mit seiner Freundin für ein paar Tage zu Besuch und dank der Großzügigkeit meiner Chefin durfte ich ein paar Tage freimachen und das erste Mal die Insel ein wenig genauer erkunden. Für den ersten Tag wurde ein Fahrer gemietet und neben einem traumhaften Strand ein kleiner Ort besucht, welcher sich durch traditionelles Webhandwerk auszeichnet. Von einem freundlichen Geistlichen wurde uns auch ausführlich die Architektur der von Portugiesen erbauten schönen Kirche erklärt. Am Strand relaxt und eine Kokosnuss genossen führte uns der erste Tag schließlich in einen kleinen Ort am Rande des Vulkans „Kelimutu“. Die Besonderheit des Vulkans sind drei Kraterseen, welche alle eine andere Farbe aufweisen. Am nächsten Morgen sollte der Vulkan dann bestiegen werden, um den Sonnenaufgang und so das Farbenspiel der Seen zu bestaunen. Leider zeigte sich das Wetter an diesem Tag nicht sehr kooperativ, sodass der Sonnenaufgang leider hinter Wolken verborgen blieb, sich der Himmel nach einiger Zeit jedoch noch aufklarte und wir die Reflexionen der Seen bewundern konnten. Der Abstieg führte uns dann schließlich durch viele kleine Ortschaften und durch schöne Palmenwälder, zu guter Letzt noch vorbei an einem traumhaften Wasserfall. Die Rast am Wasserfall musste jedoch bereits nach einigen Minuten beendet werden, da auch hier, wie bereits oben auf dem Vulkan, freilebende kleine Affen unser Proviant entdeckt hatten und gern etwas davon abbekommen hätten. Aber eigentlich ist es ja genau das, was man hier erleben möchte. Der Rest des Tages wurde dann mit Busfahren verbracht, was ebenfalls ein riesiges Abenteuer ist, da auch die Busse in keiner Weise, den in Deutschland fahrenden Busse ähneln. Neben unfassbar lauter Musik und manchmal tierischer Gesellschaft in Form von Pferden oder Ziegen, trifft man auf so viele Menschen, die alle immer wieder neue interessante Geschichten zu erzählen haben. Am Abend wurde dann schließlich ein einfaches, aber sehr gutes Hotel in einem kleinen paradiesischen Dorf im Norden der Insel gefunden, dessen junge Gastgeber uns sofort freundlich empfingen. Die nächsten Tage verbrachten wir mit relaxen am Strand und einer Schnorchel Tour zu einigen der dort liegenden „17 Islands“. Die Tour beinhaltete neben mehreren Schnorchel Gängen und einem Besuch einer Insel, auf welcher sich tausende riesiger Fledermäuse angesiedelt haben, auch ein „Barbecue“ an einem einsamen Strand. Das war schon richtig Robinson Crusoe Style ;) Den Abschluss des Urlaubs bildete dann noch ein Besuch in verschiedenen traditionellen Dörfern in mitten des indonesischen Dschungels, wobei das einfache, aber zugleich glückliche Leben der Dorfbewohner bewundert werden konnte. Nach einer 10 stündigen Busfahrt über die wildesten Serpentinen kam ich dann schließlich mit einigen neuen Erfahrungen und Eindrücken, glücklich und ein wenig fertig, wieder in der Unterkunft in Maumere an, wo mich der Mann meiner Chefin schon freudig mit zwei einheimischen Schnaps in der Hand begrüßte.
    Also wie ihr hört ist nach wie vor alles Bestens und ich genieße das, doch etwas andere, indonesische Leben.
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