Satellite
  • Day 126

    Der Preis von Bildung

    August 1, 2021 in Germany ⋅ ⛅ 11 °C

    Stell Dir vor eines Tages würde die Polizei vor deiner Türe stehen und deine Kinder mitnehmen. Sie würden Dir sagen, sie seien hier um ihnen Bildung ermöglichen. Du siehst sie fortan noch einmal im Jahr und jedes mal, haben mehr Mühe sich auszudrücken. Eines Tages, bei ihrer Rückkehr verstehst Du sie gar nicht mehr, den sprechen mit anderer Zunge. Ihnen sind nun auch deine Bräuche fremd und sie Verhalten sich auf ganz andere Weise. Es mag vielleicht sogar ein Jahr kommen, da kehren nicht mehr alle heim.
    Diese oder ähnlich Geschichten entstammen keinem Film. Es ist die Realität für jährlich mehr als zwei Millionen Kinder.
    Lange war ich naiv im Glauben, dass Bildung immer mit Respekt und Verständnis angeboten wird und zu Autonomie, Perspektiven und einem Ausstieg aus dem Kreislauf der Armut führt.
    Was ist aber mit all jenen, denen sie aufgezwungen wird? Deren Kultur seit langer Zeit intakt ist und ohne fremde Hilfe funktioniert?

    Die Bilder und Texte, die ich in den letzten Tagen gesehen und gelesen habe erzählen Geschichten aus der ganzen Welt. Peru, Indien, Botswana, Australien und Canda um nur einige zu nennen. Ich lese von offen gelebtem Rassismus und einem kulturellen Genozid, der auf erstaunlich wenig Wiederstand stösst.
    Von entwurzelten und entfremdeten Kindern, aussterbenden Kulturen und Sprachen, physischen und psychischen Gewalt, Misshandlung und sexueller und körperlichen Ausbeutung. Von einerbso hoher Sterblichkeitsraten, dass diese "Schulen" eigene Friedhöfe besitzen.

    Es klingt für mich wie Fabriken, die Kinder verschlingen, ihnen unsere westliche Kultur indoktrieren und sie orientierungslos und ohne Wurzeln wieder ausspucken. Mit einer absoluten Gleichgültigkeit, was mit ihnen nun geschehen mag. Fabriken, deren Idee es ist sie zu "nützlichen" Menschen und "braven Steuerzahlern" zu machen. In eine Form zu pressen, die unserer "modernen" Kultur entspricht. Paradoxerweise ziemlich erfolglos aber mit unglaublich traumatisierenden Folgen.
    Diese Kinder verlieren die Fähigkeiten und das Wissen, das sie zum überleben und zur Erhaltung ihrer Kultur brauchen. Weisheiten, Rituale und Handwerk gehen für immer verloren. Und auch auf ihre Lebensweise, vorallem dann, wenn sie nomadisch oder teilnomadisch aufgewachsen sind.

    Das alles geschieht nicht in der Vergangenheit sondern täglich. Nicht verdeckt die sondern offen. Mit klaren Ansagen und Zielen der jeweiligen Regierungen. Die Zahl in der Tendenz steigend. Überall auf der ganzen Welt, an Orten, an denen derzeit noch indigene Menschen leben.
    Es ist eine perfide, perverse und äusserst aggressive Form des westlichen Kolonialismus. Es lässt Kinder ihre Eltern und Eltern ihre Kinder verlieren. Es passiert still aber äusserst beständig.

    Mich hat das Thema dazu bewogen, dass ich mir nun viel mehr Gedanken mache, welche Art von Bildung ich überhaupt unterstützen möchte. Und auch, was Bildung für mich bedeutet. Dass sie enorme Macht hat und auch beeinflusst wie und mit wem wir Kommunizieren können. Sie beeinflusst auch die Art und Weise, wie und was wir Denken. Ihr liegt die Erhaltung unseres ganzen derzeitigen Systems zugrunde. Sowohl wirtschaftlich, sozialer wie auch politischer Natur. Ihr entspringt jede Freiheit und Autonomie, die wir besitzen und sie ist eine entsprechende Schlüsselposition für den globalen Wandel. Wir sollten deshalb sehr Achtsam sein, wem wir diesen Schlüssel anvertrauen...
    Read more