Satellite
  • Day 7

    Wenig Wind & viel Sonne

    November 30, 2019, North Atlantic Ocean ⋅ ☀️ 23 °C

    An alle Landratten,

    der Wind bleibt weiter launisch. Auf der Suche nach dem günstigsten Kurs kommen wir nur schwer voran.
    Mit dem Wetterbericht für die kommenden 14 Tage können wir mit den Polardaten (theoretische Geschwindigkeit der Pogo 36,
    berechnet nach Windstärke, -Richtung, Kurs und Art der Besegelung) die optimierte Route abstecken.
    Nur leider stimmen die Wetterdaten nicht und widersprechen sich täglich. Jetzt scheint der direkte Kurs auf St. Lucia ganz gut
    zu passen - für heute ... .

    Wir fahren seit zwei Tagen Vollzeug mit 130 qm Genaker. Lassen ihn auch Nachts stehen, immer auf der Ausschau
    nach Squalls (lokale Regenwolken, die heftige Böen mit sich tragen und unseren Flickenteppich Genaker in Fetzen reissen würden.
    Leider ist er auch nicht ganz einfach und schnell zu bergen. Hängt zwei Meter vor dem Schiff am Genakerbaum und wird via Bergesack
    eingetütet - meist möchte er da nicht rein und wehrt sich mit schlagenden Schothorn. Unser Großsegel hat ein Squarehead Top
    (der Schnitt kommt aus dem Surfsport) und hat damit locker 1/3 mehr Segelfläche als herkömmliche Geodreiecke. Es lässt sich prima reffen.

    Der Baum ist mit einer Bullentaille (Sicherungsseil) versehen, die verhindert, solange sie nicht reißt, dass der Baum bei einer Patenthalse auf die andere Seite umschlägt und bei viel Wind beschleunigt dem Rig (Mast) das Genick bricht. Die unberechenbare Atlantikwelle macht die Bullentaille zum Muss. Auch das permanente anseilen (wir nutzen Klettersteiggurte) ist wichtiger als die Schwimmweste - gar nicht erst
    im Wasser ankommen ist die Devise. Der Atlantik gibt der Yacht hier und da einen kleinen unvorhersagbaren Kick worauf die Mannschaft eine ballistische Flugbahn beschreibt. Der Landepunkt ist nicht am Startort, da die Pogo sich ja tapfer weiter noch vorn bewegt. Das Problem hat man natürlich auch unter Deck
    und das Kochen gleicht einer Experimentalküche - immer alles gut gemixt und ge-shaked - nicht gerührt.

    Das Wetter und die Stimmung ist sehr gut. Am Morgen Sonne zum Meerwasserduschen, mit den Füssen baumelend im Jacuzzi vom
    offenen Achterdeck auf Seehöhe. Ab 7 Konten zieht der Atlantik einen zu sich und die Reling hinterläßt Streifen auf der Brust.
    Die Wachen im Zweistundenryhthmus klappen gut, nur leider ist die Freiwache keine Freiwache. Hier wird gekocht, geschraubt oder
    Manöver gefahren. Die Seestiefel und festen Jacken sind schon wieder verstaut. Wir sind an den Badenhosenbreiten angekommen.
    Hier und da treffen wir nochmal ein paar Weggefährten, nach Murphq immer Nachts um vier auf Kollisionskurs.

    So jetzt muß ich wieder ran an die Pinne
    Jan
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