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  • Day 88

    Paris mal anders!

    September 18, 2019 in France ⋅ ⛅ 21 °C

    Wir begeben uns an diesem Tag ca. 30 Meter tief über 130 Stufen unter die Erde, tiefer als die Pariser U-Bahnen und Kanalisation der Stadt, und reisen in das 18. Jahrhundert. 🧐

    Ein makaberer Ort, der eine etwas andere und vorallem auch gruselige Faszination ausübt, die Pariser Katakomben. Pünktlich beim Betreten des Reiches der Toten, schläft Oli selig in der Trage und wird schön an Papas 😉 Bauch gewärmt.

    Was einem unten sofort auffällt: Es ist frisch. 🥶 Die Temperatur in den Katakomben beträgt das ganze Jahr über ca. 14°C. Im Winter nicht unangenehm, doch im Sommer kann dies für eine unangenehme Überraschung sorgen. 

    Dann standen wir plötzlich vor dem Schild: „Arrête! C’est ici l’Empire de la Mort!“ (auf deutsch: „Stopp! Hier ist das Reich des Todes!“) ☠️👻🙊

    ..., aber warum?

    Als Katakomben bezeichnet man die alten Steinbrüche, die sich unter der Stadt Paris befinden. Über einen Zeitraum von 2.000 Jahren wurde in diesen Stollen der Kalkstein abgebaut, der für den Häuserbau verwendet wurde und so typisch für die Fassaden der Haupstadt ist. Im Laufe der Jahrhunderte entstanden so knapp 300 Kilometer Tunnel unter der Hauptstadt. Als es dann im 18. Jahrhundert aufgrund der fehlenden Stabilität des Unterbodens zu ersten Hauseinstürzen kam, wurden die Katakomben größtenteils geschlossen. Eine Behörde wurde ins Leben gerufen, die sich bis heute um die Sicherheit des Pariser Unterbodens kümmert: die Inspection Générale des Carrières.

    Zur gleichen Zeit kam es in Paris zu schweren Seuchen und Hungersnöten. Die Friedhöfe waren überfüllt und die Ruhezeiten konnten nicht mehr eingehalten werden. Die Gräber waren doppelt und dreifach belegt und an einigen Stellen lagen die Menschenteile sogar bis an die Oberfläche. Es herrschten unhaltbare Zustände und der Verwesungsgeruch war teilweise so stark, dass die Bewohner in der Nähe der Friedhöfe in Ohnmacht fielen. Um dieses Problem zu lösen wurden die Gebeine von knapp 6 Millionen Menschen in die alten Stollen überführt. So entstand das Beinhaus, das man heutzutage besichtigen kann.

    Ruhig wurde es untertage trotzdem nicht. Während der französischen Revolution wurden die Stollen z.B. von den Rebellen als versteckt genutzt. Auch die Deutschen nutzten die alten Tunnel im zweiten Weltkrieg und errichteten dort einen unterirdischen Bunker.

    In den 80er Jahren sorgten die „Cataphile“ für Aufregung. Diese Katakombenfreaks verschafften sich nachts Zugang zu den alten Steinbrüche und feierte dort wilde Partys. Einige blieben wochenlang untertage. Es wurde sogar von schwarzen Messen, Satanisten und Orgien berichtet. Um dieses Phänomen einzudämmen, wurde eine spezielle Polizeieinheit gegründet, die auch heute noch jeden Tag durch die Stollen marschiert, um illegalen Besuchern auf die Schliche zu kommen. Vor einigen Jahren sind sie sogar auf eine Party mit knapp 300 Gästen gestoßen. Die wohl bemerkenswerteste Entdeckung dieser Einheit bleibt aber wohl der voll ausgestattete Kinosaal direkt unter der französischen Cinemathek!

    Auch heute steigen noch zahlreiche Möchtegernforscher illegal in das löchrige Labyrinth unter der Stadt hinab. Ein gefährliches Unterfangen: Viele Stollen sind einsturzgefährdet. Teilweise steht man sogar bis zur Hüfte im Wasser. Wer von der Polizei erwischt wird, muss mit 60 € Strafe rechnen.
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