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  • Day 163

    South American "Adventure"

    February 16, 2010 in Ecuador ⋅ 17 °C

    Jetzt hab ich es fast 6 Monate durch Südamerika geschafft, ohne ein "typisches" Südamerikaerlebnis, also so eines, wie wir es uns dort vorstellen, ausgeraubt bzw. gefünfteilt werden und dgl. - und dann das!

    Heute war ein ruhiger Tag für mich. Ich musste nicht arbeiten und konnte daher den Vormittag im Internet verbringen. Da alle anderen Vormittags Unterricht haben, gehe ich anschließend allein auf eine kurze Shoppingtour. Ich gebe mein letztes Bargeld für eine Hose und ein T-Shirt aus. Auf dem Rückweg gehe ich Geld holen. Ich hebe 60 $ ab und packe sie zusammen mit meiner Kreditkarte in mein am Strand in Montanita erworbenes Portemonnaie. Als ich den Glasverschlag, in dem der Geldautomat steht verlassen will, versperrt mir ein dunkelhäutiger großer Mann den Weg. "Gib mir dein Geld" sagt er auf Spanisch. Ich ignoriere ihn erst mal und will mich an ihm vorbeidrücken. Er läßt mich nicht durch. Ein zweiter jüngerer Mann kommt hinzu. "Gib mir deine Kamera" sagt der erste und öffnet meine kleine Umhängetasche, die nur mit Druckknopf verschlossen ist. "Ich habe keine" sage ich. Er sieht meine Tüte mit meinen neu erworbenen Klamotten und durchsucht sie. "Das sind nur Geschenke" sage ich. Meinen Geldbeutel habe ich in der Hand, zusammen mit einer Schachtel Zigaretten, die ich grade neu gekauft habe (natürlich nicht für mich). Der andere Typ nimmt mir die Zigaretten ab. Den Geldbeutel in meiner Hand beachten sie kaum - ich sollte vielleicht dazusagen, dass es ein Geldbeutel aus Recyclingmaterialien ist, hergestellt aus alten Zahnpasta- und Kaugummipackungen (vgl. Fotos). Die beiden Männer verlassen die Kabine. Der jüngere der beiden öffnet die Zigaretten. "Ich nehme mir wenigstens eine Zigarette" sagt er. "Hast du Feuer?" Bin ich im falschen Film oder was?? "No, no tengo" antworte ich entrüstet und warte, dass mir der Typ die Zigaretten zurückgibt. Die beiden hauen ab. Ich glaub ich spinne! Es sind immer noch wenig Leute unterwegs, fast alle Läden haben zu. Ich laufe zu meinem Haus. Wat war das denn? Irgendwie ein seltsames Erlebnis. Und wie blöd muss man sein, jemanden vor einem Geldautomaten zu überfallen und dann mit leeren Händen zu enden? Nun ja, muss ja alles schnell gehen... Da hab ich ja echt Glück gehabt!

    Ansonsten verläuft der Tag friedlich. Spanisch ist anstrengend, weil mich meine neue Lehrerin ständig sprechen und lesen lässt. Aber eine gute Übung. Danach Salsa und Film gucken. Pirates of the Caribbean III - auf Spanisch! Und ich verstehe tatsächlich nur Spanisch...
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