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  • Day 93

    Angkor - Herz von Kambuja

    January 27, 2022 in Cambodia ⋅ 🌙 22 °C

    Rainer. Im 9. und 15. Jahrhundert war Angkor das Zentrum des Khmer-Königreichs Kambuja und bestand, auf einer Gesamtfläche von mehr als 200km², aus mehreren Hauptstädten. Die diversen Hauptstädte zeichnen sich hierbei durch die einzigartige Baukunst der Tempelanlagen aus. Heutzutage ist es insbesondere bekannt durch den größten Tempelkomplex der Welt, dem Angkor Wat.

    Insgesamt bietet die Region Angkor jedoch weit mehr mit seinen mehr als 1000 Tempeln und Heiligtümern und wir haben bei weitem nicht alles gesehen. Schätzungen zufolge lebten im Großraum Angkor zur Zeiten des historischen Königreichs bis zu einer Millionen Menschen auf 1000km². Zentrum des Handels und Treibens war hier die Zentralregion rund um die großen Tempelanlagen, die man heute besuchen kann. Die Kultur im damaligen Angkor war geprägt durch eine starke Vielfalt an Völkern und Religionen. Es lebten im Großraum Angkor neben den Khmer auch Chinesen, Inder, Malaien und andere Fremde, die sich dort nieder liesen. Die historischen Khmer kannten zudem keine strikte Trennung der verschiedenen religiösen Systeme, wodurch diverse Religionen gelebt und durch Tempel und deren Gottheiten darin verehrt wurden. Aufgrund der Ähnlichkeit zur traditionellen Religion der Khmer konnte sich langfristig der Hinduismus als dominanteste Religion durchsetzten. Ein Großteil des Khmer-Reiches und somit der Angkor Region wurde ohne Krieg, über Handel, Landwirtschaft und Bautätigkeiten vergrößert.

    Während unseres Besuches konnten wir die Tempelanlagen in aller Ruhe bestaunen und mussten diese tollen Anblicke nicht mit vielen anderen Leuten teilen - ganz im Gegenteil: oft waren wir auch alleine in den Tempeln.
    Jeder Tempel scheint seinem eigenen Grundriss zu folgen, wenn auch die handwerklichen Techniken bei allen die gleichen waren, so lässt sich in jedem Tempel etwas neues entdecken. Zur Zeiten der Eroberung im 15 Jahrhundert, wurde die Region um die Tempelanlagen großräumig zerstört und wird jetzt durch diverse Kooperationen verschiedener Organisationen und Länder stets weiter restauriert. Man versucht hierbei die ursprünglichen Materialien zu nutzen und somit ein detailgetreues Bild zu rekonstruieren.

    Sämtliche historische Belege zu Angkor entstammen hierbei aus archäologischen Ausgrabungen, Inschriften, Reliefs und wenigen Berichten chinesischer Diplomaten, Händlern und Reisenden.
    Die „Entdeckung“ Angkor wurde in Europa erstmals 1568, also nach dem Fall des Königreichs, erwähnt. Die bedeutendsten Kunstwerke und historischen Aufzeichnungen wurden, nach eben dieser Niederlage, bereits über Thailand und schließlich durch die Eroberung Thailands durch die Burmesen nach Burma (Myanmar) geschafft, wo sie sich noch heute befinden. Übrige Kunstwerke und Reliquien wurden durch diverse Kunsträuber gestohlen, um sie auf dem Schwarzmarkt in Europa, USA und Japan zu verkaufen. Noch bis heute hält dieser Kunstraub an und sogar Beton-Nachbildungen, werden gestohlen. Insbesondere betroffen sind hier die Köpfe der Statuen und Abbildungen, weshalb heutzutage viele Statuen „kopflos“ dort bestehen bleiben. Glücklicherweise konnten einige Stücke bereits zuvor sicher bewahrt werden und befinden sich nun in Museen.

    Auch wenn vieles gestohlen, zerstört oder mittlerweile nachgebaut wurde, konnten wir die wesentliche Merkmale der Baukunst und der Bedeutung der verschiedenen Tempel hervorragend voneinander unterscheiden. Während wir durch die verschiedenen Tempelanlagen laufen und die Strukturen zu deuten versuchten, begleitete uns stets Demut, Bewunderung und Ehrfurcht.
    Es ist einfach nur beeindruckend, wozu die Menschen zu dieser Zeit im Stande waren, insbesondere zu einem derartigen, scheinbar friedlichen, Zusammenleben.
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