Panamericana 2016

May - October 2016
Amerika - Von Alaska Richtung Süden. Read more
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  • Der Start ins Abenteuer

    May 30, 2016 in Germany ⋅ ⛅ 15 °C

    Wer Abenteuer erleben will muss eigentlich gar nicht ins Ausland reisen. Es reicht schon eine Fahrt mit der Deutschen Bahn.

    Wegen eines wichtigen Geschäftstermins bin ich an meinem letzten Tag in Deutschland noch einmal nach Düsseldorf gereist. Von dort aus ging die Reise zum Frankfurter Flughafen. Eigentlich eine Fahrt von anderthalb Stunden.

    Schon in Düsseldorf kam mein Zug mit 20 Minuten Verspätung an. Da diese Zeiten für erfahrene Bahnreisende keine größere Herausforderung darstellen, machte ich es mir im Bordrestaurant bei Königsberger Klopsen und Weißbier gemütlich. Allerdings nur bis Köln. Dort erfuhren wir, dass die Strecke zwischen Siegburg/Bonn und Frankfurt wegen eines Notarzteinsatzes gesperrt sei und der Zug deshalb umgeleitet werde. (Rückwirkend denke ich, ein verzweifelter Bahnkunde wollte sich das Leben nehmen.) Kurz darauf wurde uns nahegelegt, einen anderen Zug umzusiedeln, denn unserem ICE war inzwischen auch der Zugführer abhanden gekommen.

    Der andere Zug hatte zwar auch erhebliche Verspätung (angeblich wegen Unwettern in Baden-Württemberg), aber immerhin einen Bahnmitarbeiter, der ihn in gemächlichem Tempo durch das schöne Rheintal steuerte. Bei einem ungeplanten Zwischenstopp in Mainz nahmen wir noch weitere Zugbrüchige auf, die dort gestrandet waren. Die allgemeine Stimmung war phänomenal! Wo Bahnreisende normalerweise jeder für sich stumpf vor sich hinstarren kommen plötzlich lebhafte Gespräche auf.

    Tatsächlich bin ich schließlich kurz nach 23:00 Uhr in meinem Hotel am Frankfurter Flughafen eingetroffen. So kann’s weitergehen. Abenteuer pur! Ab morgen dann mit Bildern ;-)
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  • Day 1

    Der 34-Stunden-Tag

    May 31, 2016 in the United States ⋅ ☀️ 16 °C

    Ein Flug von Frankfurt nach Alaska dauert knappe zehn Stunden. Bei zehn Stunden Zeitverschiebung wird so aus einem 24-Tag schnell ein 34-Stunden-Tag – und im Alaska-Sommer, in dem es keine Nacht gibt.

    Haben Sie alle Dokumente?
    Durch frühere Erlebnisse sensibilisiert fand ich mich schon Stunden vor dem Abflug auf dem Frankfurter Flughafen ein. Besser länger warten, als panisch durch die Gegend zu hetzen. Die freundliche Frau am Condor-Schalter erfasste akribisch alle Buchungen für Hinflug, Rückflug und die ominöse ESTA-Erlaubnis für die USA. Auch wenn es sich um eine elektronische Einreiseerlaubnis handelt, ist sei gut, für die US-Behörden einen Ausdruck bereit zu haben, wurde ich belehrt. Nachdem Einchecken und einer ausgiebigen Suche im Stapel aller meiner Ausdrucke konnte ich aufatmen: Das Dokument war da und wanderte sofort in meine Brieftasche.

    Premium-Entertainment und atemberaubende Ausblicke
    Die Flugoute führt kurz unter dem Nordpol vorbei. Da ist viel Wasser, aber immer wenn es über Land geht, bieten sich faszinierende Bilder – seien es nun verschneite norwegische Berge, die Gletscher Nord-Grönlands oder die bizarren Eisfelder des Nord-Polarmeers. Geblendet von der nie untergehenden Sonne war ich doch immer wieder versucht, die Sonnenblende zu heben und zu sehen, was sich unter uns gerade abspielt.
    In weiser Voraussicht hatte ich für den Zehn-Stunden-Flug das Premium-Entertainment-Paket von Condor gebucht. Diese Investition kann ich nur allen raten, die etwas Ähnliches vorhaben. Man hat eine gute Auswahl an aktuellen (oder halbwegs aktuellen) Kinofilmen und das Musikangebot hat für jeden Geschmack etwas zu bieten.
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  • Day 1

    Der-34-Stunden-Tag - Teil 2

    May 31, 2016 in the United States ⋅ ⛅ 18 °C

    Mein Koffer, dein Koffer

    Die Einreise in die USA ist in erster Linie eine Geduldsprobe. Schon ziemlich müde (In Deutschland ist es jetzt Mitternacht) stehe ich gefühlte zwei Stunden in der Schlange, bevor ich beim Immigrationsbeamten vorsprechen darf. Was machen Sie hier? Wo wollen Sie hin? Wie lang sind Sie in den USA? Wann waren Sie das letzte Mal in den USA? Legen Sie Ihre Finger auf den Abdruck-Scanner! Bitte recht freundlich in die Kamera! Das war’s.

    Schnell noch den Koffer abholten, und durch den Zoll. Christa, die freundliche Deutsch-Amerikanerin an der Information weist mir den Weg zum Terminal für die Inlandsflüge. Es geht durch bizarr leere Gänge auf die andere Seite des Flughafens. Schnell den Koffer bei Alaska Airways eingecheckt und jetzt erstmal einen Kaffee.

    Ich komme noch nicht einmal dazu, richtig auszutrinken, da höre ich schon meinen Namen durch die Lautsprecher hallen. Mehr ist nicht zu verstehen – also wieder zurück zum Alaska-Airways-Schalten. Was ist los? Wie es aussieht, habe ich den Koffer eines anderen Fluggastes aufgegeben und dieser britische Gentleman hat jetzt mein Gepäck. Nach dem ersten Schreck stellt sich heraus, dass alles nur halb so schlimm ist. Er will auch nach Fairbanks und kommt rund 40 Minuten nach mir dort an. Also regeln wir das auf dem kurzen Dienstweg. Mein Koffer erhält einen Aufkleber mit meinem Namen und wird auch eingecheckt.

    Schön altmodisch

    Für den Flug von Anchorage nach Fairbanks benutzt Alaska Airways altmodische Propellermaschinen mit Ledersitzen, wie ich sie noch aus den Tim-und-Struppi-Comis kenne. Das Personal ist gut gelaunt und Flugbegleiterin Rachel muss ich bei der Pantomime zu den Sicherheitshinweisen ständig das Lachen verkneifen. Es gibt sogar eine Tüte Mini-Brezen und seltsam schmeckendes Bier aus einer örtlichen Brauerei. Nach einer knappen Stunde landet die Maschine auch schon wieder. Jetzt bin ich fast an meinem Ziel angekommen. Nur mein Koffer fehlt noch. Der hat es nicht mehr rechtzeitig an Bord geschafft und kommt in 40 Minuten mit der nächsten Maschine. Kein Problem. Ich kaufe mir eine Cola (Kein Pfand auf die Plastikflasche. „In Alaska sind wir noch nicht so weit“, erklärt mir die Verkäuferin.) und setzte mich auf eine Bank, um den ausgestopften Bären in der Empfangshalle zu skizzieren. Das erregt natürlich Aufmerksamkeit und ich habe ein freundliches Gespräch mit einer Flughafenangestellten, die vor fünf Jahren aus Italien eingewandert ist.

    Da ist auch schon mein Koffer! Um wirklich sicher zu gehen, mache ich ihn nochmal auf und erkenne sofort meine Unterhosen. Ein gesprächiger Taxifahrer bringt mich zum Minnie Street Inn B&B, wo ich von Wirtin Marnie freundlich empfangen werde.

    Ein langer Tag neigt sich dem Ende zu ich lasse mich erschöpft auf das gemütliche Bett fallen.
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  • Day 2

    Security Check

    June 1, 2016 in the United States ⋅ ☁️ 19 °C

    Nach einer unruhigen Nacht brauche ich ein wenig, bis die Batterien wieder geladen sind. Jetzt muss ich mich meiner ersten Aufgabe widmen: Für meine Reise brauche ich einen fahrbaren Untersatz. Als ich ihn nach einem Händler frage, klemmt ich B&B-Wirt Lambert gleich hinters Telefon und ruft bei zweien an. Die Firma Kendall scheint einige passende Wagen zu haben.

    Aber erstmal ein anständiges Frühstück (um 11:00) beim nahen Diner. Der Laden ist von außen recht unscheinbar und sieht von Innen genau so aus, wie man amerikanische Diner aus dem Fernsehen kennt. An den Wänden hängen unendlich viele Fotos aus der Vergangenheit von Fairbanks. Jetzt weiß ich auch, dass Minnie Motschman 1940 die erste Miss Alaska mit Eskimo-Wurzeln war. Von dieser Dame hat wohl die Minnie Street ihren Namen.

    Beim Autohändler hat sich Nachwuchsverkäufer Garrett schon einen Wagen herausgesucht, der genau meinen Vorstellungen entspricht: Einen Honda Pilot, Baujahr 2006. Ich lasse mir das Auto vormerken und verspreche, mich mit meiner Bank in Verbindung zu setzen, wie das mit der Überweisung funktioniert. Der Honda durchläuft gerade einen Security Check. Ich soll morgen wiederkommen und dann alles Weitere regeln.

    Den Nachmittag verbringe ich im Morris Thompson Visitor and Culture Center. Morris Thompson war ein örtlicher Häuptling der Athabasken, der sehr für die Belange der amerikanischen Ureinwohner eingesetzt hat und in Fairbanks wohl eine lokale Berühmtheit ist. Im Besucherzentrum gibt es eine kleine Ausstellung über Alaska, die auch einige indianische Artefakte älteren und neueren Datums zu bieten hat. Eine gute Gelegenheit, wieder mein Skizzenbuch herauszuholen.

    Um 22:00 falle ich totmüde ins Bett und schlafe sofort tief und fest.
    Als ich um 2:00 Uhr nachts kurz wach werde ergreife ich die Gelegenheit beim Schopf und rufe gleich mal bei der Stadtsparkasse Düsseldorf an. Dort ist es gerade 12:00 Uhr Mittag. Die nette Mitarbeiterin erklärt mir, dass es von der US-Bank abhängt, wie lange Überweisungen in die USA dauern. Zwei Tage könnten es aber schon sein.
    Aha! Ich drehe mich um und bin kurz darauf wieder im Land der Träume.
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  • Day 3

    Versichert

    June 2, 2016 in the United States ⋅ ⛅ 10 °C

    Der Autokauf geht in die nächste Runde. Der Honda hat den Security Check bestanden und ich mache alles fix. Auch eine US-Autoverischerung habe ich mal eben so am Telefon abgeschlossen, nachdem ich im Internet gescheitert war, weil Deutsche, die in den USA ein Auto versichern wollen nicht vorgesehen sind.

    Sobald die Firma Kendall das Geld hat, werden sie sich um die Zulassung kümmern. Das wird nochmal eine spannende Angelegenheit, denn im Normalfall kann das Wochen dauern. Man hat mir aber versichert, dass es Mittel und Wege gibt, den Vorgang zu beschleunigen. Mal sehen, was da noch auf mich zukommt. Das Geld habe ich jedenfalls per Online-Banking auf den Weg gebracht.

    Am Nachmittag macht sich wieder der Jet Lag bemerkbar. Ziemlich verpennt und wenig aufnahmefähig schlendere ich ein wenig durch die Innenstadt von Fairbanks, kehre aber schon früh in die Minnie Street zurück.

    Dort ist inzwischen auch ein dänisches Ehepaar eingetroffen, das mit dem Mietwagen durch Alaska tourt. Auf der Veranda meines Quartiers packt gerade ein anderer Gast seine Zigarre aus. Er erkennt mich als Deutschen und erzählt mir, dass er selber aus Frankfurt sei, aber seit seinem 13 Lebensjahr in San Diego lebt. Sein Deutsch ist aber noch sehr gut und man kann sogar den hessischen Dialekt noch erkennen. Er ist gerade nach einer elftägigen Reise mit seinem Motorrad eingetroffen und will in Alaska seinen Sohn besuchen, der dort bei der Army ist. Mutti kommt in ein paar Tagen mit dem Flugzeug nach.
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  • Day 4

    Der unsichtbare Berg

    June 3, 2016 in the United States ⋅ ❄️ -21 °C

    Da der Autokauf sich noch ein wenig hinzieht verlängere ich meinen Aufenthalt im Minnie Street in bis Sonntag Nacht, lass mich mit dem Taxi zum Flughafen fahren und miete mir dort ein Auto – einen süßen kleinen Chrysler Spark. Jetzt bin ich mobil und kann die Umgebung von Fairbanks erkunden.

    Das Wetter ist schön, also mache ich mich auf den Weg Richtung Denali National Park. Mt. Denali (Athabasikisch für „Großer Berg“) ist der höchste Berg des nordamerikanischen Kontinents. Meine eigentliche Reise führt dort nicht vorbei, aber ich möchte ihm dennoch einen kurzen Besuch abstatten.

    Es tut gut, unterwegs zu sein. Der Highway ist gut ausgebaut und es bieten sich immer wieder schöne Ausblicke auf die Landschaft Alaskas. In dem kleinen Örtchen Nenana, wo der Nenana River in den Tanana River mündet (an diese Namen gewöhnt man sich in Alaska), mache ich bei strahlendem Sonnenschein einen Zwischenstopp.

    Weiter geht die Fahrt entlang des Nenana River ins Gebirge hinein. Leider wird das Wetter immer schlechter. Die Gipfel verschwinden in den Wolken und ein paar Mal regnet es sogar ein wenig. Dafür werde ich durch den Nenana River entschädigt, der sich ein schönes Tal durch die Berge gegraben hat.

    Auf einer Passhöhe kurz vor der Einfahrt zum Nationalpark wimmelt die Passhöhe plötzlich vor Leben. Rechts der Straße stehen mehrere Hotels, links Fressbuden und Souvenir-Stände – alles in braunem Holz gehalten. Ich esse einen Burger und suche mir unterhalb eines Hotels ein Plätzchen zum Malen. Der Ausblick ist schön und es sind sogar einige Berge zu sehen. Ich frage einen Passanten, welcher davon denn nun der Denali sei. Keiner, erklärt er mir. Denali sei viel höher als das mindere Geröll hier, vollkommen mit Schnee bedeckt und heute über den Wolken. Er zeigt mir Bilder, die er gestern bei einem Rundflug gemacht hat. Sehr beeindruckend!

    Trotzdem hält sich meine Enttäuschung in Grenzen. Mit sowas muss man im Gebirge immer rechnen und alles in allem war es ein schöner Ausflug.
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  • Day 5

    Alaska aus dem Bilderbuch

    June 4, 2016 in the United States ⋅ 12 °C

    Beim Frühstück im Aufenthaltsraum treffe ich ein Ehepaar aus Australien, das vor einigen Jahren von Ushuaia bis Alaska gefahren ist. Sie waren ein Jahr unterwegs, aber buchstäblich überall vorbeigeschaut. Jetzt wollen sie das letzte Stück nachholen, das sie damals nicht geschafft haben.

    Mein Ziel ist heute die Ortschaft „Circle“ am Yukon River. Schnell stellt sich heraus: Das stimmt nicht! Heute ist der Weg da Ziel. Auf dem Highway 6 (oder wie mein Navi es nennt „Ha We Ypsion Sechs“) kann man Alaska so sehen, wie es sich der kleine Wålly immer vorgestellt hat. Weite Täler mit breiten Flüssen, grünbraune Hügel, Birken und seltsam schmale Nadelbäumen … und in der Ferne immer wieder schneebedeckte Gipfel.

    Es ist schön, mit dem Skizzenbuch an einem dieser Flüsse zu sitzen, sich die Sonne auf den Pelz scheinen zu lassen und dem Wasser beim Gurgeln zuzuhören. Es ist Samstag und an einigen Stellen kann man ganze Familien beim Goldwaschen sehen. Hier wohl eine beliebte Wochenendbeschäftigung.

    Irgendwann überkommt mich der Hunger und als ein blaues Schild mit Messer und Gabel auftaucht, biege ich links ab. Eine kleine Holzhütte, ein paar Wohnwagen, Ziegen und freilaufende Gänse. Hier macht eine derbe, laute dänische Auswanderin Monstersteaks mit Salat aus eigenem Anbau, Ofenkartoffeln und allen möglichen Beilagen. Es ist wirklich jeden Dollar wert.

    Als nach einem Schlagbaum das Schild „Pavement Ends Here“ auftaucht, beschließe ich zu wenden. Ich musste der Firma Hertz unterschreiben, dass ich nicht auf „poorly maintained roads“ fahre. Ich bin ein guter Deutsche und halte mich daran.

    Am Abend habe ich eine Mail von Garrett im Postfach. Noch ist das Geld nicht bei Kendall Auto angekommen. Wir denken beide, dass es Montag der Fall sein wird.
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  • Day 6

    Programm für Regenwetter

    June 5, 2016 in the United States ⋅ 🌧 11 °C

    Auch in Alaska ist das Wetter nicht immer schön. Das merke ich schon auf dem Weg zum Diner um die Ecke. Es regnet und es bläst ein eisiger Wind. Ich nutze die Zeit, um meinen Blog auf Vordermann zu bringen und schmutzige Wäsche zu waschen.

    Am Nachmittag geht es ins Museum. Die University of Alaska bietet eine interessante Ausstellung mit kultur- und naturhistorischen Exponaten aus allen Regionen Alaskas. Genau das Richtige für einen verregneten Nachmittag.
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  • Day 7

    Abenteuertraining

    June 6, 2016 in the United States ⋅ 10 °C

    Das Geld ist immer noch nicht bei Kendall Auto angekommen. Wir hoffen, dass es am Wochenende und an der Zeitverschiebung liegt und einigen uns darauf, dass ich morgen noch einmal vorbeisehe. Garrett hat dann zwar seinen freien Tag, aber er kommt trotzdem kurz rein.

    Also muss ich meinen Mietwagen verlängern. Das Mädel vom Hertz-Schalter treffe ich auf dem Parkplatz. Sie ist wohl grad mit ihrer Freundin unterwegs zum Shoppen, nimmt mein Anliegen aber zur Kenntnis. Ich soll halt in einer Stunde nochmal anrufen.
    Als ich das Marnie erzähle, muss sie lachen. „Das ist halt Fairbanks.“ Auch in der Minnie Street muss ich zwei Nächte länger bleiben. Ich buche auch gleich für morgen eine Fahrt mit dem River Boat. Alle schwärmen davon und ich muss mir ja irgendwie die Zeit vertreiben.

    Die nächste unerwartete Herausforderung ist die Suche nach Bargeld. Der Geldautomat um die Ecke geht nicht. Bei der nächsten Bank werden meine Karten nicht akzeptiert. Der eine Automat am Flughafen ist leer, der andere sagt, ich soll später nochmal kommen. Dafür kann ich mir mit MasterCard am Snackautomaten eine Tüte Chips für 2,29 Dollar kaufen. Verrückte Welt! Endlich finde ich eine Bank, die mir problemlos die gewünschten Scheine ausspuckt. Zur Belohnung erstmal kurz zu Taco Bell.

    Durch das ganz Hin und Her beginne ich meinen heutigen Trip relativ spät. Es geht auf dem Elliott Highway in Richtung Norden. Mein Ziel ist erstmal Livengood. Von dort, wenn möglich weiter bis zum Yukon River. Der mächtige Fluss würde mich schon reizen. Auch diese Strecke ist sehr sehenswert, auch wenn der Asphalt manchmal im wahrsten Sinne des Wortes Wellen schlägt. Erstmals nehme ich mir auch ein wenig Zeit für die örtliche Flora und probiere mein tolles neues Macro-Objektiv aus. I love it!

    Als ich an der Kreuzung nach Livengood (No Service!) ankomme, muss ich mich entscheiden. Die Straße Richtung Yukon ist der berühmte Dalton Highway – und ungeteert. Eigentlich soll ich mit dem Mietwagen nicht auf den Dirt Roads fahren und der kleine scheint auch nicht wirklich dazu geeignet zu sein. Ich entschließe mich trotzdem, das Risiko einzugehen. Es wird schon nichts passieren. Die Straße ist eigentlich in gutem Zustand (nur halt nicht geteert) und zum Yukon sind es nur 50 Meilen. Und schließlich bin ich ja auf Abenteuerreise.

    Los geht’s! Ich habe zwar immer noch unterschwellig ein schlechtes Gewissen, aber die Landschaft ist wirklich einmalig und die Straße schlängelt sich teilweise abenteuerlich die Hügel hinauf. An besonders steilen und unübersichtlichen Stellen herrscht ein Speed-Limit von 30 mph (ungefähr 50 km/h). Verkehr gibt es kaum. Nur vor den Lastern soll ich mich in Acht nehmen, wegen Steinschlag. Nach einer knappen Stunde komme ich am Hess Creek an. Dahinter ein Schild „Yukon River – 31 Meilen“. Meine Güte! Und ich muss die ganze Strecke ja nachher wieder zurück! Ich kämpfe kurz mit mir und beschließe umzudrehen.

    Als ich wieder auf der Teerstraße angekommen bin, stelle ich fest, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe. Mir wäre mit ziemlicher Sicherheit unterwegs der Sprit ausgegangen. Der Spark ist eben eher ein kleiner Flitzer. Für große Strecken ist er nicht gedacht.

    Ich verbuche das Ganze als Probelauf für kommende Abenteuer. Obwohl: Den Yukon River hätte ich schon gern gesehen.
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  • Day 8

    Alle Mann an Bord

    June 7, 2016 in the United States ⋅ ⛅ 14 °C

    Für meine Verhältnisse muss ich früh aus den Federn, denn das Riverboat startet um 8:45. Als ich mein Zimmer verlasse ist es schon viertel nach Acht und ich rase zum Anleger – ohne genau zu wissen, wo der ist. Doch wir sind in Alaska und als ich atemlos um 8:41 angerannt komme, stehen alle noch brav in ihrer Schlange.

    Die Riverboat Experience ist eine klassische amerikanische Touristenveranstaltung, aber man erfährt tatsächlich eine Menge über Alaska. Das Schiff selbst ist den alten Raddampfern aus der Pionierzeit nachempfunden, fährt aber inzwischen mit Diesel.
    In gemütlichem Tempo geht es den Chena River hinab. Ein Pilot zeigt, wie man sich in den entlegenen Gegenden Alaskas durch die Lüfte fortbewegt. An den Ufern stehen teilweise wahre Traumhäuser, die teilweise von ihren Bewohnern selbst gebaut wurden.

    Wir halten bei einer Hundezucht und bekommen einiges über Schlittenhunde und das berühmte Iditarod-Rennen zu hören. Es ist schon faszinierend zu sehen, welche Energie in diesen Tieren steckt. Erst als sie losrennen dürfen, scheinen sie wirklich ihre Bestimmung gefunden zu haben.

    In einem Museumsdorf erfahren wir von jungen Eingeborenen – fast ausschließlich hübsche junge Studentinnen der Universtität Fairbanks – einiges über die traditionelle Lebensweise der Athabasken. Besonders angetan hat’s mir das Fish-Camp mit dem Fish-Wheel. Bei dieser genialen athabaskischen Erfindung schwimmen die flussaufwärts ziehenden Lachse in eine Art Käfig, werden durch die Bewegung des Rades aus dem Wasser gefischt und landen in einem Behälter. Auf diese Weise können die Athabasken in der Lachssaison problemlos genug Fische fangen, um sich selbst und ihre Hunde durch den Winter zu bringen. Der Lachs muss natürlich vorher entsprechend verarbeitet und geräuchert werden.

    Das Ganze ist sehr informativ, wird aber auch wie eine klassische Touristenattraktion präsentiert, sodass ich mir manchmal schon die Frage stelle, wo der Respekt vor der Kultur der Ureinwohner aufhört und die fröhliche Indianershow beginnt.
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