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  • Day 25

    Schule aus einer anderen Perspektive

    September 18, 2019 in Ecuador ⋅ 🌧 12 °C

    Ich melde mich jetzt auch mal wieder.
    Tut mir leid, dass ihr solange nichts von mir gehört habt!
    Es lässt sich wohl nicht vermeiden, dass dieser Bericht ein bisschen länger wird. Schließlich hat es ja einen Grund, dass ich erst jetzt so richtig zum Schreiben komme.

    Wie alle wissen(die bis jetzt fleißig meinen Blog verfolgt haben), bin ich seit letzter Woche Montag in der Schule.

    Mein erster Schultag begann damit, dass mein lieber Wecker mich um 5:40 Uhr weckte, was aber nicht weiter dramatisch war. Ich hätte vor Aufregung sowieso nicht länger schlafen können.
    Das Frühstück, das eigentlich für 6:00 Uhr geplant war, verzögerte sich um eine viertel Stunde und so hieß es für mich schnell essen, um rechtzeitig um 6:30 Uhr fertig vor der Tür zu stehen.
    Der Onkel meiner Gastschwester ist Lehrer an der Schule, wohnt in Guayama und kann mich dementsprechend jeden Morgen super mitnehmen. Die Fahrt dauerte eine halbe Stunde und der Weg beinhaltete zum größten Teil Sand, steile Abhänge und viele Kurven... aber wir sind bis jetzt trotzdem immer angekommen. Die Autofahrer benutzen die Hupe hier zur Begrüßung, aber auch zur Warnung, bevor man zum Beispiel um eine Kurve fährt.

    Ich wurde in der Schule total freundlich in Empfang genommen von den sieben Lehrern, die dort unterrichten. Zwei der drei Lehrerinnen tragen eine Hose, was mich ziemlich erstaunte.
    In meinem Dorf tragen alle! Frauen, denen ich bisher begegnet bin, Röcke und meistens einen Hut.
    Alle Schüler geben den Lehrern hier die Hand. Dementsprechend glücklich war ich auch, als die Schüler auf mich zukamen und mir die Hand gaben. :D
    Um 7:20 Uhr wurden die Schüler dann klassenweise in Reihen aufgestellt. Nach ein paar Bewegungsübungen, haben die Lehrer eine kleine Ansprache zum Schulbeginn gehalten. Ich musste mich auch wieder vorstellen, was aber diesmal absolut nicht schlimm für mich war.
    Danach wurden die einzelnen Klassen aufgerufen und mussten eine Runde über den Schulhof drehen, ehe sie in ihrem Klassenraum verschwunden sind.

    Ich werde jetzt ein bisschen allgemeiner weiterschreiben, da es sonst eindeutig zu lange wird.
    Mein Stundenplan sieht hier vor, dass ich alle Klassenstufen von der Dritten bis zur Zehnten im Englischunterricht habe. Neuerdings sind aber auch noch am Mittwoch die erste und zweite Klasse hinzugekommen. Dazu aber gleich mehr.
    Bevor ihr denkt, dass das sehr viele Stunden sind, muss ich noch sagen, dass die Klassen hier in Englisch zusammengelegt sind.
    Diese Klassen teilen sich aber ohnehin schon einen Klassenraum.
    Klassen: 1/2, 3/4/5, 6/7, 8, 9, 10
    Die Oberstufe(8/9/10) hat alleine Unterricht.

    Okay dann einmal zu den Klassen und dem Englischunterricht:
    Mir wurde mitgeteilt, dass kein Lehrer an der Schule Englisch sprechen kann. Jedoch gibt es einen Lehrer, der in allen Klassen im Englischunterricht dabei ist. Dieser Lehrer entpuppte sich jetzt vor kurzem als Englischlehrer der Schule. Er hat am Donnerstag(mein freier Tag) einige Klassen in Englisch alleine und besitzt auch die Lehrerbücher. Das soll jetzt echt nicht böse gemeint sein, aber er kann nur sehr wenig Englisch und das dann auch ehr schreiben als sprechen.
    Dementsprechend ist der Englischunterricht eine echte Herausforderung für mich, da er nicht viel Englisch spricht und ich noch nicht gut Spanisch. Dazu kommt, dass ich keine Erfahrung damit habe.
    Vor allem in der ersten Woche, war es für mich schwer zu kommunizieren, was ich von den Schülern möchte, da diese Englisch noch nicht gut verstehen. Aber bis jetzt hat es alles mehr oder weniger gut geklappt und auch wenn ich mit mir noch nicht zufrieden bin, empfinde ich einen gewissen Stolz, dass ich es bis jetzt eigentlich ganz gut geschafft habe! Trotzdem bin ich noch ziemlich überfordert, vor allem mit den älteren Klassen. Das ist aber natürlich normal und es wäre komisch, wenn es anders wäre.

    Kurz zu den Klassen:
    In allen Klassen habe ich mit den Basicfragen angefangen, auch um sie besser kennenzulernen. Die Namen kann ich mir leider nicht so gut merken, was eventuell daran liegt, dass sie zum Teil sehr leise reden, alle ihrer Namen nennen oder der Name einfach kompliziert ist...

    1./2. Klasse:
    Eigentlich waren sie nicht auf meinem Stundenplan vorgesehen, aber ich habe natürlich zugestimmt ihnen etwas beizubringen.
    Da sie jedoch noch nicht wirklich lesen und schreiben können, gestaltet sich das Ganze schwerer als gedacht. Ich lasse sie ziemlich viel malen, nachreden und habe mit ihnen "Head, shoulders, knees and toes" getanzt. Es hat mich gefreut zu sehen, dass in der zweiten Stunde schon viel mehr Kinder mitgemacht haben. Einige reden einfach nicht, sondern lächeln mich nur an.
    Ihre Konzentration hält nur für die erste viertel Stunde.
    Gestern habe ich mit ihnen einen halbe Stunde früher Schluss gemacht und stattdessen Fußball gespielt. Sie haben mich gefragt, ob ich mitspielen möchte und das hat mich richtig gefreut! :)
    Auch wenn sie mich während der Stunde in den Wahnsinn treiben, muss ich zugeben, dass ich jetzt schon lieb gewonnen habe.

    3/4/5 und 6/7:
    Zwei/Drei verschiedene Klassenstufen=total unterschiedliches Arbeitstempo!
    Während einige gerade damit anfangen den ersten Satz zu schreiben, sind einige schon fertig und fangen an sich zu langeweilen. Da muss ich mir eindeutig noch Zusatzaufgaben einfallen lassen. Aber in den Klassen macht es mir Spaß, auch wenn es schwer ist die Schüler davon abzuhalten im Klassenraum herumlaufen oder sie dazu zu bringen schneller zu arbeiten. Einige Mädchen haben sich letztens in der Pause zu mir gesetzt und mich mit Fragen ausgequetscht, die ich sogar realitv gut beantworten konnte. Das hat mich dann auch wieder glücklich gemacht. Viele fragen hier, ob ich Kinder habe. Ich verneine das dann immer und zeige ihnen stattdessen Bilder von meiner Familien. :) Wenn ich damit anfange, habe ich plötzlich noch mehr Kinder um mich, als vorher!

    8/9/10:
    Die Klassen können schon mehr, als ich vorher erwartet hatte. Das freut mich auf jeden Fall, macht es für mich aber zu einer großen Herausforderung!
    Mit der neunten und zehnten Klasse kann man schnell nicht mehr so welche Sachen, wie Tiere, Farben und Lebensmittel machen, sondern dann ehr Grammatik...
    Das Problem ist auch, dass es innerhalb der Klassen große Leistungsunterschiede gibt.
    In meiner achten Klasse sind nur vier Schüler, was es für mich super angenehm macht. Leider haben die Schüler auch noch keine Bücher, aber immerhin gibt es die Lehrerexemplare. Aber auch hier habe ich schon Spaß am Unterricht gefunden.

    Das hört sich jetzt wahrscheinlich so an, als ob ich den Unterricht alleine mache. Ich mache auch einen großen Teil im Unterricht, aber vor allem deshalb, weil ich die Aussprache kann und viel mit den Schülern auf Englisch sprechen soll. Trotzdem bin ich nicht alleine im Unterricht!
    Ich habe aber festgestellt, dass ich noch einige Sachen zu klären habe.

    In der Schule hier bekomme ich übrigens auch immer Essen.😊Das kochen wir zusammen und essen dann auch zusammen. Also die Lehrer sind wie gesagt sehr nett zu mir. Ich würde gerne mehr mit ihnen reden können. 😅

    Noch kurz zum Collegio in Guayama:
    Samstags sind Alice und ich zusammen im Colegio im Englischunterricht. Das sind alle Klassenstufen von der achten Klasse bis zum Abitur. Das hat mich am Anfang ein bisschen erschrocken und tut es immer noch, weil die Schüler teilweise so alt wie wir sind oder noch älter. Jedoch können sie nur sehr wenig Englisch sprechen.
    Dort war ich erst einen Tag, aber auch hier sind die Lehrer sehr nett und das Kennlernspiel mit der ganzen Schule zusammen hat auch Spaß gemacht und war ein nettes Willkommen. Wir beide sind nämlich nicht die einzigen Neuen hier.

    Das war es erstmal. Es tut mir leid, dass es so viel geworden ist. Mal sehen, was die nächsten Wochen für mich bereithält... Ich bin gespannt wie es weiter geht. Gesundheitlich könnte es für mich gerne besser werden. 😊Danke für eure Geduld und bis bald!
    Nele
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