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  • Day 17

    Hot Pot-Hopping

    September 8, 2020 in Iceland ⋅ ⛅ 4 °C

    Die Isländer haben uns vorgewarnt: gestern war der letzte Tag Sommer – soll heissen 12°C Lufttemperatur mit meist viel Wind, sonnig oder wechselhaft. Ab heute ist Herbstwetter – soll heissen 9°C Lufttemperatur mit meist viel Wind, wenig sonnig, öfters wechselhaft.
    Als wir aufstehen ist also definitiv Herbstwetter. Vielleicht etwas kälter und es nieselt. Und die Wetterprognose spricht von Starkregen und Windzunahme. Für uns heisst das, dass wir keine weiteren Wanderungen im Kerlingarfjöll machen und weiter durchs Hochland holpern. Unser Weg führt uns zu einem weiteren Geothermalgebiet mit viel Gestank, Dampf und Geblubber. Das Highlight ist aber der «fast» natürliche Hot Pot. Die Kombination aus 80° warmem Wasser einer geothermalen Quelle und 6° kaltem Bachwasser ergeben eine schweisstreibende Mischung, was bei 4° Lufttemperatur, starkem Wind und Regen gerade willkommen kommt. Die 150m vom Guesthouse zum Pool in Badesachen fühlen sich allerdings soooooo kalt an.
    Immer noch bei Regen erreichen wir die Ringstrasse im Norden und halten uns, gegen unsere vorgängige Planung Richtung Westen. Ein kurzer Fotostopp beim Basaltfelsen im Meer (angeblich eines der 10 meistfotografierten Sujets Islands – dann haben wir die anderen 9 wahrscheinlich schon gesehen!) vollendet den touristischen Teil des Tages. Wir checken auf einem Zeltplatz ein und verbringen den Abend mit anderen Reisenden im Servicebuilding (geheizt und mit Küche). Die Folge, wir riechen die nächsten Tage nach gebratenem Fisch.
    Der Regen hat in der Nacht zwar etwas nachgelassen, es ist aber immer noch sehr bewölkt. Wir entschliessen uns der Lieblingsbeschäftigung der Isländer nachzugehen – baden. Nach ein paar 100m schwimmen im geheizten Schwimmbecken, springen wir abwechselnd in die 37°, 40° und 6° warmen Hot bzw. Cold Pots. Wir unterhalten uns noch ein wenig mit den einheimischen Aquafittern, bevor wir uns wieder auf den Weg machen. Im Living Museum, laut Beschrieb eine Art Ballenberg Islands, können wir gerade einmal ein Gebäude finden. Gut, dass das Museum am ersten September schon geschlossen hat, sonst hätten wir dafür noch Eintritt bezahlt. Auch das angesteuerte und empfohlene Café will heute keine Gäste empfangen. Also kurven wir stattdessen auf den touristisch wenig erforschten Strassen der Westfjorde umher. Zu diesem Anlass zeigt sich sogar die Sonne und wir geniessen die fantastischen Aussichten auf die unzähligen Fjorde. Die Hänge der Berge sind geschmückt mit leuchtenden Moosen, Bächen und Wasserfällen. Auf einer kurzen Wanderung, ebenfalls zu einigen herabstürzenden Wassermassen stärken wir uns mit richtigen und falschen Heidelbeeren und probieren auch die essbaren, aber leicht toxischen Rauschbeeren. Keine Ahnung ob die Wasserfälle wirklich so eindrücklich sind oder ob das ein Zusammenhang mit den schwarzen Beeren hat. Es ist bereits am Eindunkeln als wir den Campground erreichen. Wir haben ihn für uns alleine und können uns dementsprechend beim Kochen austoben. Das Ergebnis – Lachsteigwaren mit griechischem Salat.

    In der Nacht kommt starker Wind auf. So stark, dass das Zelt zeitweise einseitig flachgedrückt wird. Am Morgen sehen wir, dass ein Hering ausgezogen und zwei Abspannschnüre (Reepschnüre) gerissen sind. Nur mit Müh und Not bringen wir es fertig, das Zelt abzubauen ohne es an die starken Böen zu verlieren. Nach dem Frühstück fahren wir zu einem Vogelfelsen, der aber nur mässig bewohnt ist. Einen weiteren Stopp legen wir bei einem «Messie-Museum» ein, wo von Alltagsgegenständen bis zum US Navy Flugzeug alles vorzufinden sind. Geschafft von all den Ausstellungsstücken stürzen wir uns, sogar bei etwas Sonnenschein, kurze Zeit später in einen natürlichen Hot Pot irgendwo auf einem Feld am Meer. Keine halbe Stunde vergeht bis wir bei 2° Lufttemperatur und Schneefall am Bergkamm gegenüber auf einer Hochebene zwischen Schneefeldern stehen. Beim sonst massiv überrannten (Kreuzfahrtschiffe) Wasserfall Dynjandi begeben wir uns ganz alleine auf eine kurze Wanderung. Von den Wassermassen und den Eindrücken völlig erschlagen, fahren wir noch zum nächsten Zeltplatz, flicken die Zeltschnüre, kochen und freuen uns auf das, was uns der nächste Tag bringen wird.
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