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  • Day 86

    Die Buddhisten des Reinen Landes

    November 12, 2015 in Japan ⋅ ⛅ 12 °C

    Gestern haben wir zusammen mit unserem Professor einen Jodo-shu Tempel besucht. In diesem Tempel werden junge Leute zum Priester ausgebildet. Wir durften an einer ganz normalen Unterrichtsstunde teilnehmen (nur das man hier nicht aus Stühlen sitzt, sondern auf Tatamis auf dem Boden). Wir wurden vom Professor nach vorne aufgerufen und sollten uns vorstellen: Es war echt interessant, dass uns Leute in unserem Alter gegenüber saßen, die etwas ähnliches machen wollten, wie wir (obwohl es doch ziemlich anders ist). Die meisten Schüler hatten kahlgeschorene Köpfe, nur ein Mädchen hatte noch Haare, möchte sie aber nächsten April abschneiden lassen.
    Die Buddhisten des Reinen Landes glauben an Amida-Buddha, der die Menschen erlösen wird, wenn sie täglich einen kurzen Satz rezitieren (Nembutsu). Diese Menschen werden ins Reine Land kommen. Der Mönch Honen hat diese Schule vor 1000 Jahren in Japan gegründet, nachdem er gemerkt hatte, dass das Praktizieren von Meditation und das Befolgen vieler Regeln zu schwierig für die meisten Menschen ist. Darum nennt er es "Practice of the foolish". Eigentlich ganz sympathisch finde ich (und es gibt nochmal ein vielfältigeres Bild vom Buddhismus - in Deutschland wird mir immer erzählt Buddhismus sei nur Selbserkenntnis, Meditation und keine Religion, sondern nur eine Philosophie usw.)
    Die Schüler haben uns echt viele Fragen gestellt, weil sie interessiert waren, was man so als Theologiestudent oder als Pastor so macht - wir waren natürlich genauso interessier, was sie so alles machen. Nach dem Unterricht sind wir zur Musikstunde gegangen: Die Schüler singen zusammen Lieder und spielen dabei mit einer kleinen Glocke und einem kleinen Gong. Singen, Glocke + Gong ist gar nicht so einfach auf einmal, aber sie haben es uns echt gut erklärt, sodass wir es eigentlich ziemlich schnell konnten. So haben wir alle zusammen musiziert.
    Anschließend haben wir uns einen kleinen "Gottesdienst" oder eher "Amdia-Dienst" (der Buddha des reinen Landes) angeschaut. Die Schüler rezitieren durchegehend singend den namen Amidas - dabei werden sie durch eine Trommel begleitet. Ich kann mir echt vorstellen, dass man irgendwann in Trancezustände kommt, wenn man die ganze Zeit das gleiche, mit derselben Melodie, singt.
    Auf jeden Fall war es sehr interessant und irgendwie auch schön, diesen Tempel zu besuchen und "Kommilitonen" zu treffen ;-)
    Leider wurde uns zum Schluss gesagt, dass wir die Fotos, die wir gemacht haben, nicht hochladen sollen...also heute keine Fotos :-(
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