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  • Day 2

    Ankunft in Peking

    December 21, 2018 in China ⋅ ☀️ 7 °C

    Das Abenteuer beginnt mit einer Stunde Verspätung in Hamburg, geht weiter im Sicherheits-Chaos am Moskauer Flughafen, und es wird zur Herausforderung am Pekinger Flughafen.
     
    Der Grund dafür ist eine neue Visa-Regelung für deutsche China-Besucher: Wer China als Transitland bereist und wessen Abflughafen ein anderer ist als der Ankunftsflughafen, der kann sich bis zu 144 Stunden ohne Visum in seinem Ankunftsdistrikt aufhalten. In unserem Fall Peking. Und Peking ist groß. Es reicht bis zur Großen Mauer. Wir sprechen hier von einem Umkreis von rund 200 Kilometer.

    Das jedenfalls ist die Auskunft, die uns das chinesische Visa-Office in Berlin gegeben hat. Also nicht irgendwer, sondern eine offizielle chinesische Autorität. Soweit die Theorie, jetzt die Praxis.

    Der Teufel liegt, wie immer, im Detail. Kaum in Peking angekommen, macht der Polizeibeamte am Transitschalter, nach einem Blick auf unserer Tickets, ein ernstes Gesicht und telefoniert mit gefühlt 20 Leuten. Dann schickt er uns zur Seite mit den Worten: „Es kommt gleich jemand, der sich um Sie kümmert.“

    "Man" kümmert sich um uns: vier verschiedene Leute, alle freundlich, alle höflich, aber wenig zugänglich. Und kaum einer versteht Englisch. Der Haken: Unser Flug nach Auckland hat eine Zwischenlandung in Chengdu. Dort müssen wir umsteigen, 0 Uhr, zwei Stunden Aufenthalt, um das Flugzeug zu wechseln; weiter geht’s - Ankunftsort: Auckland. So hatten wir uns das zumindest gedacht. Das chinesische System funktioniert aber nicht nach dieser Logik. Nach chinesischer Auslegung ist unser Umstieg in Chengdu ein Inlandsflug. Und bei einem Inlandsflug gibt es kein Transit-Visum. Dass wir in Chengdu nicht bleiben werden und nur umsteigen, dass wir dort mitten in der Nacht ankommen und den Flughafen ganz sicher nicht verlassen, dass unser Gepäck durchgebucht wird bis nach Neuseeland - egal. Das zählt alles nicht. Unser chinesischer Kontaktmann Chao versucht es noch mit einem langen Telefonat auf chinesisch. Keine Chance.

    Wir müssen jetzt also entweder ein neues Ticket buchen oder innerhalb von 24 Stunden das Land verlassen, dann gern auch über Chengdu, oder wir werden zurückgebracht nach Moskau.

    Vier Stunden später und hunderte Euro leichter für einen Flug über Hongkong nach Auckland dürfen wir den Flughafen verlassen. Mit Transit-Visa. Zwischendurch sind Micha und ich abwechselnd der Verzweiflung nah. Und wir haben sehr schnell und schmerzhaft gelernt: Das chinesische System ist eines, dass sich nicht bequatschen lässt. Alles erinnert stark an DDR-Zeiten. Niemand will Verantwortung übernehmen. Wer sich also für China als Stopp-Over entscheidet, der sollte Direktflüge buchen, wenn er ohne Visum einreisen will. Sonst wird es ganz schwierig...

    Als wir den Flughafen verlassen und mit dem Taxi durch die milchige Pekinger Luft fahren, sind wir einerseits froh, den Flughafen verlassen zu können, andererseits bleibt ein beklemmendes Gefühl. Man weiß, solche Sachen können immer wieder passieren. Willkür und Überwachung haben plötzlich ein Gesicht: sofort nach der Ankunft müssen wir unsere Fingerabdrücke abgeben, wir (und unsere Pässe) werden fotografiert, auf Schritt und Tritt zeichnen uns Kameras auf, das WLAN schon am Flughafen lässt nur ausgesuchte Internet-Seiten zu - deutsche gehören eher nicht dazu. WhatsApp funktioniert nur eingeschränkt. Es ist nicht so, dass man das nicht weiß bevor man in dieses Land reist. Aber vor Ort wird es beengend und gruselig.

    Wir checken bei Steffi und Christiane ein. 15. Stock, der Ausblick atemberaubend - soweit man sehen kann durch den Smog. Auf dem Nachtschrank liegen zur Begrüßung zwei Atemschutzmasken und ein Buch über Xi Jinping.

    Wir trinken Sekt auf die geglückte Befreiung auf dem Flughafen und fahren mit Steffi eine Runde mit den Fahrrädern durch das Viertel.

     

     
    Vor dem Abendessen bekommen wir eine Mail, dass der Flug nach Auckland storniert wurde. Und da ist es wieder, das beklemmende Gefühl. Nicht zu wissen, ob man Peking einfach so wird verlassen können. Wir müssen auch GENAU auf diesen Flug. Denn das ist die Flugnummer, die wir bei den chinesischen Behörden angegeben haben. Wir können nicht einfach unseren Chengdu-Flug nehmen. Den gibt es ja immer noch...

    Christiane und ich schaffen es tatsächlich direkt bei Hongkong-Airlines noch zwei Plätze zu ergattern. Wir haben jetzt eine Bestätigung und hoffen, es wird alles gut...
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