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  • Day 27

    Nur noch einmal schlafen

    June 1, 2019 in Thailand ⋅ ☀️ 31 °C

    Das ist es also. Das letzte mal ins Bett gehen. Das letzte mal packen. Das letzte mal in einem fremden Bett schlafen.
    Ich hätte es am Anfang der Reise nicht gedacht, aber ich habe tatsächlich gemischte Gefühle. Grade nach der letzten Woche, ist mir das reisen nochmal so richtig ans Herz gewachsen. Aber keine Frage, ich bin absolut bereit. Ich freue mich riesig auf zuhause! Das kann ich garnicht in Worte fassen. Aber es ist nicht die pure Erleichterung mit der ich gerechnet hatte. Nein tatsächlich blicke ich jetzt rein positiv auf die Reise zurück. Ich hatte heute einen wunderschönen Tag und morgen habe ich ja auch eig. Noch fast den gesamten Tag vor mir. Natürlich war es nicht immer leicht, im Gegenteil, aber selbst die schweren Zeiten sind im Rückblick eine Erfahrung. Die Reise hat mich geprägt, mir Erinnerungen geschenkt, mich stärker und selbstständiger gemacht. Ich habe sehr viel über mich selbst, mich lieben, aber auch an mir zweifeln gelernt. Ich habe mich zu Dingen überwunden, die ich mich vorher nicht so richtig getraut habe und ich habe gemerkt dass manche Eigenschaften, die mir an mir selber auffallen unnötig oder überarbeitetbar sind. Ich habe unglaublich viele tolle und inspirierende Leute kennen gelernt, so viele spannende Geschichten gehört und ich bin stolz jetzt auch eine solche Geschichte erzählen zu können. Im Nachhinein ist immer alles halb so schlimm gewesen und die Zeit doch total schnell rum gegangen, aber ich will nicht vergessen, dass es währenddessen keineswegs immer nur Zuckerwatte war. Ich Blicke zurück und sehe vorallem die schönen und überwältigen Momente, aber es gehören immer zwei Seiten dazu. Ich möchte beide in Erinnerung behalten. Nicht um die Erinnerung an die Reise zu verderben, im gegneteil, um mich daran zu erinnern, dass es eine Leistung ist. Eine Hürde die ich gemeistert habe. Ich möchte stolz auf mich sein dürfen und nicht so tun müssen, als wäre das alles ein Kinderspiel gewesen. Ja ich hatte Angst und Zweifel. Und das ist absolut okay. Aber ich habe es überwunden und ich habe daraus gelernt. Ich weiß, dass es sehr viele gibt, die mit einer anderen Einstellung reisen als ich und das sind die meisten, aber ich bin eben nicht die meisten. Ich habe von Anfang an die Tage gezählt und hatte sehr viel heinweh. Hab mir das ein oder andere mal gewünscht nach Hause zu fliegen, oder erst garnicht los geflogen zu sein. Ich musste lernen jeden Tag zu genießen und alles als ein Geschenk war zu nehmen, aber ich habe gelernt. Ich habe gelernt zu genießen, ich habe gelernt dankbar zu sein und ich habe gelernt das Glück bei mir zu suchen und zu finden. War ich zu Beginn vorallem dankbar für all das was ich zuhause habe, all die wundervollen menschen in meinem Umfeld, die Möglichkeiten die ich habe, die Freiheiten die ich nutzen kann und zum Teil auch einfach nur die Annehmlichkeiten, die man in Deutschland eben hat, habe ich nun auch begriffen dankbar für diese Reise zu sein. Erst durch die Ferne habe ich all das zu schätzen gelernt. Ich habe so unglaublich viele schöne Orte gesehen. Ich habe eine komplett andere Kultur kennen gelernt und vorallem habe ich gelernt alleine zu sein. All das ist Teil dieser Reise und dafür bin ich unendlich dankbar. Ich hoffe ich kann mir einiges was ich mir vorgenommen habe bei behalten, wenn ich wieder zuhause zurück im Alltag bin. Ich fürchte, dass sich das sehr schnell verliert, aber deshalb schreibe ich das hier auf. Um es mir in Erinnerung rufen zu können.
    Das schönste Ereignis heute, war ein kompletter Zufall. Ich war grade auf dem weg zurück zum Hostel von dem nachtmarkt auf dem ich war, da fängt ein Mädchen an ihr Gitarre und ein mikro aufzubauen. Da kann ich natürlich nicht vorbeilaufen, also blieb ich stehen und hörte ihr zu als sie anfing. Ich war absolut von den socken. Dieses kleine Mädchen hatte einiges drauf! Nicht nur konnte sie Gitarre spielen, hatte ein super Rhythmus gefühlt, sie konnte auch noch singen. Und das alles mit 9 Jahren! Ich habe den Vater gefragt und wollte ihm erst nicht glauben. 9 Jahre! Das ist einfach nur der wahnsinn. Da musste ich glatt ein paar tränchen verdrücken. Ich habe ihr eine ganze Weile zu gehört und so Glücklich wie es mich gemacht hat, hat es mich auch gleichzeitig ein wenig traurig gemacht. Ich frage mich was dieses kleine Wunderkind für Möglichkeiten hat. Kann sie Unterricht nehmen? Wird sie es studieren können, wenn sie das möchte? Ich weiß es nicht. Der Vater konnte nur die wichtigsten drei Worte auf Englisch und Reich scheinen die zwei absolut nicht zu sein. Ich wünsche mir für dieses kleine Mädchen jedenfalls nichts mehr, als dass ihre Träume in Erfüllung gehen und sie alle Möglichkeiten bekommt, die sie sich wünscht. Noch ein Grund mehr die Bildung und die Freiheiten in Deutschland wert zu schätzen!
    All das klingt furchtbar kitschig, aber ich möchte mich auch in 5 Jahren noch daran erinnern, wie ich mich gefühlt habe.

    Ach was ich übrigens auch gelernt habe, sehr viele der Dinge die im Reiseführer über Thailand stehen sind völliger Quatsch. Ich habe mir am Anfang so oft Gedanken gemacht, ob ich mich nicht falsch verhalte und die soo lieben Thais damit beleidigte. Leider funktioniert Thailand so nicht mehr. Vielleicht war das noch so vor einigen Jahren und vielleicht ist es auch so in den Orten, wo überhaupt kein Tourismus herrscht. Aber in den Orten wo es Reisende gibt, sind die einheimischen mit allen Wassern gewaschen. Man brauch sich keine Gedanken machen was man anzieht, oder was für Gesten man macht. Man kann sich sicher sein, daß alles was man selber macht, von anderen 10 mal schlimmer gemacht wird. Die Thais sind das gewöhnt. Sie sind es gewöhnt wenn die Urlauber im Bikini zurück zum hotel gehen und sie sind es gewöhnt dass wir ihre Sprache nicht sprechen. Also mir ist es jedenfalls noch nicht passiert, dass sich jemand über mein Verhalten beschwert hat, oder dass ich wegen meiner Kleidung blöd angeguckt wurde. Das einzige was die Thais gar nicht mögen, ist wenn man bei ihnen kein Geld lässt. Ist traurig aber wahr und ist meiner Meinung nach 100 Prozent dem Massen Tourismus geschuldet. Ich konnte mich bis zum Schluss nicht ganz mit der Art de Thais und auch der balinesen (in den touri Orten) anfreunden. Sie sind sehr aufdringlich und leider auch oft unehrlich. Aber auf Bali haben wir die Erfahrung gemacht, dass in den Orten wo keine Touristen sind, die Leute viel offener und herzlicher sind. Ein Lächeln sorgt immer für ein Lächeln zurück und in Not Situationen hätte man direkt min. 3 Leute die einem helfen würden. Es kommt also auch immer darauf an wo man sucht! Grundsätzlich ist die Regel aber immer, bist du freundlich zu anderen, bekommst du auch in 99% der Fälle Freundlichkeit zurück. Es kommt also auch immer drauf an wie man selber eingestellt ist. Trotzdem kann man sehr starke Unterschiede zu westlichen Gesellschaften feststellen und vorallem die kölsche Mentalität habe ich vermisst :) ich denke die nächste Reise wird eher in Europa bleiben, schließlich muss man nicht um die halbe Welt fliegen um wundervolle orte zu entdecken.
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