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  • Day 24

    Verona

    August 10, 2018 in Italy ⋅ ☀️ 28 °C

    Ich frage mich auf dieser Reise oft welche Gründe es genau gibt, warum man sich an manchen Orten sofort wohlfühlen kann und an wiederum anderen überhaupt nicht.
    Damals in Berlin, hab ich 400m von einer der krassesten Sozialbausiedlungen gewohnt und es war eines dieser Jahre, an denen ich mich nie mehr Zuhause fühlen durfte. Natürlich hat das auch immer etwas mit den Menschen zu tun, mit denen man dort sein Leben teilt, aber auch weil irgendetwas das Zuhause Gefühl macht.
    Ich war seit 23 Tagen nicht mehr Zuhause & auch wenn es Zeiten gab, wo ich durchaus länger weg war, ist mir bewusst geworden, dass ich schon lange nicht mehr weiß wo mein Zuhause eigentlich sen kann.
    Meine Oma hat immer gesagt „ Da wo deine Eltern leben, dass ist dein Zuhause, sag nicht immer dass Dortmund dein Zuhause ist“. Dann verändern sich plötzlich Dinge und dieses Zuhause wird zu dem Ort, an dem Traurigkeit in jede Faser klettert und du auch nach über anderthalb Jahren immer an der selben Stelle der Autobahnausfahrt weinen muss.
    Dann schaffst du dir ein neues Zuhause und alles ist so wie du es magst und Menschen kommen zu Besuch und machen es lebendig und überall an den Wänden siehst du dein Vergangenes und Gegenwärtiges, aber der Alltag spinnt dich ein und was bleibt ist der Ort, an dem du aufräumen musst, der nicht geputzt ist, wo sich Geschirr stapelt. Ist dass das Zuhause Gefühl?

    Ich hatte gestern Abend einen Moment, wo ich so viel Liebe in mir hatte und gemerkt habe, dass ich mich auf dieser Reise immer dort wohlgefühlt habe, wo es mir selber gut ging. Natürlich hatte ich in Ljubljana schlechte Laune, aber im Laufe des Tages bin ich zu mir zurück gekommen und saß auf diesem Markt und dachte „ das ist ein Teil von mir“.
    Ich bin so aufgewachsen, Essen zubereiten, Essen verkaufen, Menschen versorgen ist ein Teil von meinem Zuhause.
    Mir in Kroatien eine Feige vom Baum pflücken und dann fast auf den zerquetschten auf dem Boden ausrutschen, dass bin ich, das ist mein Zuhause.
    Sich um Zuhause sorgen, am Leben der Freunde teilhaben wollen und sogar die Kinder auf der Arbeit ein wenig zu vermissen, fühlt sich nach Zuhause an.

    Hier in Verona laufen wir mit Leichtigkeit durch die schönen Gassen und es ist ähnlich voll wie in Venedig und die Touristen scharren sich um die Attraktionen, aber es fühlt sich anders an. Wir stehen vor Julias Balkon, der irgendwann durch die Filmindustrie nachträglich herangebaut wurde und jeder möchte Julias Brust anfassen, weil das wohl eine glückliche Liebe bescheren soll, aber diesmal finde ich es irgendwie romantisch und denke an die Tragik dieser großen Liebe und sehe mich um und denke mir, dass sich jeder nach Liebe sehnt und dem Gefühl anzukommen. Und in diesem Moment merke ich, dass ich einen Teil meines Zuhauses immer bei mir hab und das ist ja irgendwie meine Liebe.
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