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  • Day 91

    Hogsback

    December 4, 2018 in South Africa

    Nach einer gelungenen Zeit in Knysna, traten wir mit Zander, Sam und Sharmwarris den Rückweg an. Im Gegensatz zur Hinreise wollten wir dieses Mal einen Zwischenstopp in Hogsback einlegen. Das inmitten des Amatola-Gebirges gelegene Dorf erreichten wir bei Einbruch der Dunkelheit. Wir checkten im gemütlichen Backpackers "Away with the Fairies" ein, wo uns ein großes knisterndes Lagerfeuer und Livemusik empfingen. 

    Der Legende nach habe sich J.R.R. Tolkien, der Autor der Triologie "Der Herr der Ringe", von Hogsbacks wunderschönen Wäldern, Flussläufen, Blumen und Bergen inspirieren lassen, um Mittelerde zu kreiren. Nirgendwo sonst auf der Welt gibt es mehr Wasserfälle pro Quadratkilometer als im Amatola-Gebirge. Wenigstens ein paar davon wollten wir am nächsten Tag entdecken und machten uns, mit einer mehr als ungenauen Wanderkarte bewaffnet, auf den Weg. Bergauf und -ab legten wir eine Strecke von 20 km zurück, auf der wir zum ersten Mal in Südafrika auf Weißkehlmeerkatzen trafen, die uns sketpisch aus Baumwipfeln beäugten und unsere Wanderung mit ihren lauten Rufen begleiteten. Wenn der Schweiß die Nasenspitze herrunterperlte bot uns immer wieder der Fuß eines Wasserfalles eine angenehme Erfrischung. Die Flussläufe und Gefälle tauchten in den verschiedensten Größen und Formen auf: Kleinere fanden wir versteckt in Höhlen, andere stürzten imposant von Bergklippen hinab und waren bereits aus weiter Ferne zu sehen und zu hören. Die spärlich skizzierte Wanderkarte sorgte dafür, dass wir auch schonmal vom Weg abkamen. So gerieten wir gelegentlich auf Privatgelände, wo wir uns in geduckter Haltung an Wohnhäusern vorbeischlichen, um nicht entdeckt zu werden. Manchmal verloren wir auch vollkommen die Orientierung, was uns aber nichts ausmachte, da wir auf diese Weise Orte entdeckten, die manch anderem Reisenden verborgen blieben. Die Wanderung zählen wir zu den schönsten, die wir in unserem Leben je unternommen haben.

    Zurück im Hostel konnte man den Abend entspannt bei einem Klippenbad mit fantastischer Aussicht ausklingen lassen.

    Früh am nächsten Morgen setzten wir unsere Heimreise fort. Auf den letzten Metern, kurz vor Johannesburg, gerieten wir wieder einmal in eine Verkehrskontrolle. Ziemlich schnell war klar, dass der Polizist sich so kurz vor den anstehenden Festlichkeiten ein kleines Weihnachtsgeld dazuverdienen wollte. Da Zander weder Alkohol konsumiert hatte noch zu schnell gefahren war, konzentrierte sich der Uniformierte auf des Fahrers nackte Füße. Zander, der wusste, dass der Polizist die Angelegenheit nicht auf offiziellem Wege klären wollte, bat beharrlich um einen völlig regulären Strafzettel. So ging die Diskussion zwischen den beiden hin und her, bis sich das Wetter auf unsere Seite schlug. Ein plötzlicher Regenguss bewegte den völlig entnervten Officer uns ohne Knöllchen und ohne Bestechungsgeld weiterfahren zu lassen. 

    Unsere letzten zwei Tage in Südafrika verbrachten wir wiedervereint mit Sams Familie. Als Dankeschön luden wir am Abend vor unserer Abreise zu einem gemeinsamen Kinobesuch ein. Nach all den Abenteuern in der Natur, hatten wir nichts gegen ein wenig Stadtleben einzuwenden. Der Abend hätte nicht schöner werden können - wurde er auch nicht. Ganz im Gegenteil: Als Christina noch schnell vorm Schlafengehen ihren Kontostand überprüfte, fiel mit Schrecken auf, dass ihre Kreditkarte missbraucht wurde. Die Karte sperren zu lassen, war das einzige, was zu dieser späten Stunde noch möglich war. An dieser Stelle möchten wir einen herzlichen Dank an Christinas Papa aussprechen, der die darauffolgenden Wochen damit beschäftigt sein sollte, die Angelegenheit mit einer im Vorfeld ausgestellten Vollmacht zu klären.

    Um das unrechtmäßig abgebuchte Geld erstattet zu bekommen, musste eine Anzeige gestellt werden. So blieb uns nichts anderes übrig als an unserem letzten Tag in Südafrika früh morgens zur Polizeistation zu hetzen. Die Zeit war knapp: Für den Nachmittag hatten wir ein Busticket nach Botswana gebucht, weil unser Visum am Folgetag auslief. Eine verspätete Ausreise wollten wir um jeden Preis vermeiden, da diese ein fünfjähriges Einreiseverbot zur Folge haben kann.

    Mit sehr viel Gemütlichkeit und wenig Interesse für unser Dilemma, nahm ein Polizeibeamter unseren Fall auf. Wir fühlten uns absolut nicht ernst genommen. Nur widerwillig lauschte man unserer Beschreibung auf Englisch. Erst als Zander begann, den Sachverhalt auf Afrikaans zu schildern, schien die Polizei aufmerksamer zu werden. Die Uhr tickte und wir wurden immer nervöser, während der Polizist in Zeitlupentempo per Hand die Anzeige protokollierte.

    Nach einer schier endlos erscheinenden Weile, konnten wir die Wache verlassen und rasten ins Stadtzentrum Johannesburgs. Der Motor des Reisebusses lief bereits, als wir knapp zehn Minuten vor Abfahrt fix und fertig ankamen. Saßen wir einmal auf unseren reservierten, äußerst gemütlichen Plätzen, konnten wir durchatmen und für die nächsten acht Stunden eine ausgesprochen komfortable Fahrt genießen. Adieu Südafrika, salut Botswana!
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