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  • Day 63

    Ein Umweg fürs Fingerspitzengefühl

    June 5, 2021 in the United States ⋅ ☁️ 21 °C

    "Wir können doch einen kurzen Abstecher an die Fingerlakes machen, die liegen gleich auf dem Weg!", hatte Katharina am Anfang des Erie Canal Trails vorgeschlagen. Da wir gut in der Zeit waren und der Reiseführer großartige Natur versprach, verließen wir am 3. Tag den Erie Kanal für einen "kleinen Abstecher".
    Woran zumindest Katharina nicht gedacht hatte, war, dass es bei Bergseen auch Berge gibt. Und dass in die Kalkulation der Tagesetappe die Formel "Je mehr Höhenmeter, umso weniger Kilometer" Berücksichtigung finden sollte. Ansonsten landet man um 17 Uhr bei Aldi, total kaputt und noch 40 km sowie 600 Höhenmeter vor sich. Glücklicherweise ließ sich beides durch einen alternativen Campingplatz halbieren (ein Hoch auf die flexible Planung!). Der neue Schlafplatz führte uns zum Keuka See. Ein schöner See, allerdings nur für die Besitzer der hübschen Cottages und Villen um den See. Denn nach einem öffentlichen Seezugang kann man lange suchen. Man waren wir daher enttäuscht, als wir am Campingplatz ankamen und feststellten, dass der Name "Lake View" schon wörtlich zu nehmen ist. Nachdem wir die Besitzerin des Platzes jedoch etwas bezirzt (und wahrscheinlich ziemlich vollgestunken) hatten, zeigte sie uns ihre privaten Seezugang und der Tag endete im kühlen und säubernden Nass.

    Nass sollte es auch weiter gehen: die zahlreichen Wasserfälle der Region luden an den verschiedenen Seen zu Wanderungen in verwunschenen Schluchten ein. Im Sinne der "aktiven Erholung" integrierten wir diese als "Mittagspause" oder "Abendspaziergang", sodass wir in vier Tagen rund 300 km Radfahren, vier wundervolle Schluchten mit zahlreichen Wasserfällen, drei große Seen und über 30 gewanderte Kilometer unter brachten. Klingt mehr nach Trainingslager als nach Urlaub? Genau so fühlte es sich auch an!😉

    Den Höhepunkt erreichte das Ganze, als wir morgens (die Kilometer des Vortages nachholend) einen Berg bezwingen mussten. "Erholung" hiervon gab es bei der Wanderung durch die wunderschöne Schlucht des Watkins Glenn Stateparks. Und so frisch erholt, wie man nach fast 1000 Treppenstufen halt so ist, ging es bei über 34°C gleich wieder aufs Rad, den nächsten Berg hoch. Zum Glück machte zeitgleich mit Katha Adrians Vorderrad schlapp und es gab eine Zwangspause. Und noch mehr zum Glück sind die Amis sau gastfreundlich, sodass wir für die Flickpause gleich mit eiskaltem Wasser für die Weiterfahrt versorgt wurden, die sich allerdings nochmal verzögerte, als wir kurze Zeit später Platten Nr. 1378 hatten.
    Alle Anstrengungen waren aber schnell vergessen, als wir im Fluss am Rande der Wasserfälle badeten, im Wald zeltend von Vögel geweckt wurden oder mit Blick auf die Seen ein Glas regionalen Wein genossen.
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