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  • Day 26

    Kokatee olé

    April 26, 2016 in Bolivia ⋅ ☁️ 23 °C

    Die Geschichte dieses Tages beginnt bereits um 0:10, als sich Basti stöhnend zum Bad schleppte. Dies tat er, da er einen akuten Anfall von Höhenkrankheit erlitten hat, der ihn komplett flach legte und ihm die halbe Nacht den Schlaf kostete. Das Ergebnis am Morgen war ein Häufchen Elend mit 2 Armen und 2 Beinen, das es nicht mal zum recht guten Frühstück schaffte. Nicht toll. Auch eilig eingeworfene Medikamente halfen nicht wirklich. Glücklicherweise hatte eine Mitreisende Kokatee dabei, ein altes Hausmittel gegen zahlreiche Beschwerden von A wie akuter Durchfall bis Z wie zermürbende Übelkeit. Dessen Genuss brachte zwar nicht sofort Linderung, aber verschaffte Basti etwas Schlaf und Erholung im Auto. Der Fakt, dass unsere Tour uns wieder näher an den Meeresspiegel auf final 3700m üNN führte, tat das übrige zur Genesung. Aber der Reihe nach...

    Nach dem Frühstück ging es also teils fröhlich, teils dem Tode nahe, mit dem Jeep zum ersten Stopp: dem Desierto Siloli, einer Wüste, in der sich große Felsen befinden, unter anderem einer, der wie ein Baum aussieht. Unser netter Fahrer gab uns 10 Minuten, da der Tag noch recht voll war. Da die Felsen aber nicht nur zum Anschauen, sondern auch zum Klettern einluden, vergaßen wir etwas die Zeit. Nach 40 Minuten fuhren wir dann mit etwas schlechtem Gewissen weiter. Der zweite Stopp war der See Laguna Honda. Auf Grund unseres schlechten Gewissens und der banalen Erscheinung des Sees im Vergleich zu den gestrigen Exemplaren, unterboten wir die wieder anvisierten 10 Minuten mit einem 1 Minute Schnellfotostopp.

    Auf dem Weg zum dritten Ziel heute, ein weiterer See, stellten wir fest, dass Basti, der bis dahin das Auto noch nicht verlassen hatte, nicht der einzige Geplagte war: akute Höhenkrankheit zwang eine Reisende im Zwillingsauto zu einem erniedrigenden Akt: mitten in der Wüste hinter ihrem Jeep sich zu entleeren. Basti blieb das glücklicherweise erspart. Die Laguna Hedionda präsentierte sich als fast perfekter Spiegel und ermöglichte einige schöne Spiegelbilder der umliegenden Berge. Da der Kokatee anschlug, entschloss sich nun auch Basti, das Auto zu verlassen und den Ausblick zu genießen. Da er aber immer noch nicht voll fit aus den Augen schaute, bot ihm unser Fahrer etwas Koka an. Das sind kleine Tee-ähnliche Blätter, die man in der Backe langsam auszuzelt, also quasi ein Koka-Eistee in der Backe. Nach einem kurzen Stopp mit Sicht auf den aktiven Vulkan Ollague (er ist für uns nicht ausgebrochen), gab es noch einen Halt an einem beeindruckenden Lavafeld mit vielen bizarren Gesteinsformen. Für die Locals scheint so was aber normal zu sein, denn der Stopp wurde mit "muchos banos" (viele Toiletten) vorgestellt. Das Mittagessen in einer Wüstenoase (sieht aus wie ein staubiges Dorf) war wieder sehr gut.

    Nach dem Essen ging es Richtung San Augustin, einem beschaulichen Wüstenstädtchen. Die Fahrt wurde noch von einem kurzen Stopp zum Begutachten einer größeren Lamaherde unterbrochen. Dies stellt die zweite Einnahmequelle in der Region dar, neben den Unmengen an Touristen. San Augustin erfreute uns mit einem kleinen Laden, der uns mit 2 wichtigen Ressourcen versorgte: Kokabier, das wir gemütlich auf dem Dorfplatz genossen, und endlich eine Tüte Koka. Mit vollen Mundbacken ging es dann nach Julaca, einem weiteren Wüstenstädtchen, dessen Bahnhof zuletzt scheinbar vor der Wende benutzt wurde und in dem sich noch einige alte, verrostete Waggons befinden. Unsere frischen Tetanusimpfungen ermutigten uns, auf den Waggons etwas zu klettern, bevor wir weiter zu unserer Unterkunft für heute, einen Hostel aus Salz, fuhren. Dabei mussten wir den Salar de Chiguana überqueren, einen Salzsee, der schon einen kleinen (im Sinne von winzigen) Ausblick auf den morgigen Tag auf dem Salar de Uyuni gab. Leider waren wir aber schon spät dran und so musste dir Fotopause ausfallen. So ein Haus aus Salz ist übrigens nicht so sonderlich anders als ein Backsteinhaus bei uns. Nur sind die Backsteine halt nicht aus Lehm, sondern aus purem Steinsalz, das in Platten im nahen Salar gewonnen wird.

    Kurz nach der Ankunft sammelte unser Fahrer uns gleich wieder ein, um den Sonnenuntergang auf dem Salar zu bewundern. Toll! Im morgigen Artikel wird der Salzsee noch genauer beschrieben, aber im Grunde ist es eine große, weiße, brettflache Fläche, die bis zum Horizont reicht. Zurück im Hostel gab es wieder Arschloch und Tee.... Kokatee. Aber keine Angst, das Kokain ist in Koka wirklich sehr gering dosiert. Zu unserer Überraschung lud uns unser Fahrer vor dem Abendessen nochmals zu einer Ausfahrt ein: Sterngucken auf dem Salar. Toll. In der Höhe, bei der klaren Luft und weit ab von Städten sieht man die Sterne unglaublich klar und zahlreich. Dank einer App konnten wir sogar Mars und Jupiter entdecken. Zum Abendessen gab es dann Gemüsesuppe und, wie von Basti befürchtet, Nudeln mit Tomatensoße, serviert mit einem tollen bolivianischen Rotwein. Da wir aber nach dem heutigen Morgen nichts riskieren wollten, gaben wir die halbe Flasche an die Gruppe aus dem Zwillingsauto und gingen früh zu Bett.
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