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  • Day 109

    Verkehrszeichen in Südamerika

    March 18, 2019 in Colombia ⋅ ⛅ 29 °C

    Weil das Schlafaugenschild ein eher unbekanntes Schild ist muss ich jetzt nochmal das Thema aufgreifen. Arnd, mein Mitfahrer aus dem Norden meinte, ab da sei überholen wieder erlaubt. Natürlich Quatsch, in Südamerika ist überholen überall erlaubt. Auch direkt nach den Überholverbotszeichen, genauso wie über doppelte Mittellinien. Ich mache das jetzt seit 3 Monaten so, und alle Südamerikaner machen das so. Also kann es ja wohl nicht falsch sein. Sonst würde man auch nicht vorwärts kommen und überholen tut hier jeder jeden so gut er eben kann. Auch die LKW, wirklich jeder. Hier wird immer Anschlag gefahren. Sprit ist billig und jeder will vorne sein, obwohl er ja gleich wieder überholt wird. Da ist es auch ganz logisch die kreisrunden rotumrandeten Schilder mit zweistelligen Zahlen zu ignorieren. Die braucht hier nun wirklich kein Mensch, also wieso sich das Leben damit schwer machen. Auch sonst sind mir keine beachtenswerten Verkehrszeichen aufgefallen. In Chile und Argentinien gibt es allerdings ein paar Ausnahmen. Z.B. an Bahnübergängen, auch wenn sie bis zum Horizont einsehbar waren oder der Verkehr offensichtlich längst eingestellt. Da hielt fast jeder an. Da ich mich immer anpasse, habe ich eben auch angehalten. Schließlich haben wir Deutschen hier ein hohes Ansehen, das will man ja nicht beschädigen.
    Dann werden viele Tiere abgebildet, die man überfahren könnte. Manche waren gar nicht so einfach zu bestimmen.
    Und dann gibt es noch das Seitenwind-Schild in Patagonien. Sieht man das, hat man's meist auch schon gemerkt. Mit dem ist nicht zu spaßen, das mal zu überwachen wäre doch eine dankbare Aufgabe für die vielen Polizisten am Straßenrand. Sie sind aber oft gar nicht in der Lage zu kontrollieren, weil sie gerade so mit ihrem Handy beschäftigt sind.
    So gesehen hat der chaotische Straßenverkehr auch sein Gutes. Keiner erwartet vom andern, daß er sich an Verkehrsregeln hält. Also passt jeder auch viel besser auf.
    Und man braucht die Verkehrsregeln gar nicht zu kennen, irgendwie klappt es auch so.
    Die Vorfahrtsregeln z.B. scheinen vielen genauso fremd zu sein wie mir. Deshalb ist es auch vollkommen egal was das Zeichen mit den Schlafaugen bedeutet, es hat sowieso keine Bedeutung.
    So funktioniert das hier in Südamerika. Hat doch was, oder?

    Vielleicht zur Ergänzung: Ein Modell für Deutschland ist das nicht, es würde Mord und Totschlag auf der Straße geben.
    Erstaunlicherweise scheint sich nämlich in Südamerika niemand über die Fehler anderer aufzuregen. Man macht sie ja selbst auch. Diese Erkenntnis ist uns Deutschen ja bekanntlich fremd ( mitlesende natürlich ausgeschlossen).
    Es gibt keine verbalen Auseinandersetzungen, keine Stinkefinger, keine Oberlehrer. Man nimmt es hin, bremst, weicht aus (nachdem man gehupt hat) und damit ist die Sache erledigt.
    Sehr sympathisch, die Südamerikaner 😍
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