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  • Day 12

    Ab nach Merida

    June 10, 2022 in Mexico ⋅ ☀️ 33 °C

    🤸 PARTIDA
    En punto a las 6 de la mañana klingelt der Wecker. Wir wollen frühstücken und den Bus um 8 Uhr nach Merida erwischen. Die Kinder wollen noch weiterschlafen aber er hilft nicht. Erstaunlich schnell sind sie putzmunter und ziehen sich an. Kurz bevor wir das Hotelzimmer verlassen, wissen wir noch gar nicht, ob wir so früh überhaupt auschecken können. Hat die Rezeption so früh schon auf? Wir haben uns diesbezüglich gar nicht schlau gemacht. Glück gehabt. Ein freundlicher Herr nimmt unsere Schlüssel und die Fernbedienungen für TV und Klimaanlage entgegen. Er schaut in unsere Gringo-Augen und fragt nur: "LISTO?". Was so viel bedeutet wie "fertig?". Wir gehen...

    ...wieder in das kleine Lokal gegenüber der Busstation. Als Erstes spielen wir mit den Kindern "Reise nach Jerusalem". Jeder will den perfekten Blick auf den Fernseher, auch wenn dieser (zum Glück) um diese Uhrzeit noch aus ist.
    Diesmal versuchen wir einen Honigmelonensaft. Er ist wirklich unverdünnt und unfassbar süß und lecker. Wir bestellen einen Krug für uns alle. Trotzdem schaffen wir gerade so die Hälfte. Und die Bedienung fragte uns zuerst ob wir wirklich nur einen wollen. Hier ist einfach alles irgendwie Maximo. So... Jetzt machen alle nochmal Pipi und dann ab in den Bus nach Merida. Während der Fahrt versuche ich rauszufinden, wie wir von der Busstation später ins Hotel kommen.

    ⚜️ MERÍDA
    In Merida angekommen, fällt die Wahl auf eine Uberfahrt die uns ins Hotel bringen soll. Mit 4 Rucksäcken und zwei faulen Kindern, haben wir jetzt einfach keinen Bock auf einen 30min Fußmarsch. Wir stehen in der Lobby. Die Uhr sagt 10:30Uhr. Die Rezeptionistin sagt, Check-in erst ab 15Uhr. Meine Booking App sagt dasselbe. In diesem Moment frage ich mich, warum ich unbedingt um 6Uhr aufstehen wollte um den ersten Bus nach Merida zu erwischen. Die Antwort mag wenig überraschen. Ich habe nämlich keinen blassen Schimmer. Wenigstens dürfen wir unser Gepäck im Hotel abgeben. Also behalten wir nur einen kleinen Rucksack und erkunden die Gegend . Für uns kein Problem. Für die Kinder schon. Denn gleich neben der Rezeption ist der Hotelpool. Und weil die Kids natürlich keine Ahnung haben was 4Std bedeutet, wollen sie am liebsten direkt neben dem Pool warten bis es 15Uhr schlägt. Nach einer langen Überredungsphase machen wir uns auf den Weg. Und an der Stelle sei eins gesagt. Auch wenn sich hier alles super schön liest... Es ist auch super schön 😅 aber mit den Kinder natürlich auch anstrengend. Sie lieben es mit uns Zeit zu verbringen und vieles zu erleben. Aber die Spontanität nagt schon sehr an den Kindern. Man muss die Dinge hier eben nehmen wie sie kommen. Und man muss oft spontan umplanen oder sich anpassen. Und das fällt den Kids schon auch schwer. Und dann bei 38Grad immer Geduld aufbringen ist für uns auch nicht leicht. Aber erstens hält sich die Waage auf der "wir sind Happy"-Seite und zweitens hab ich das Gefühl, dass es von Tag zu Tag besser wird.

    🚸 CAMINAR
    Uns wurde von einer Schwester aus Cancun eine Art Eisdiele empfohlen. Die machen seit über 100 Jahren Fruchtsorbet. 100% Natur. Wir nehmen Coco, Guanabana und Mango. Es ist unbeschreiblich. Also würde man zB in eine perfekt gereifte gefrorene Mango beißen. Hört sich das lecker an? Keine Ahnung, wie man es sonst beschreiben soll. Während wir so auf der Terrasse schlabbern kommen zwei ältere Herren vorbei mit Gitarre vorbei und fragen: Una canción para los niños? Wir sagen "Si" und los geht's. Sie trällern ein fröhliches "La Bamba" in ihre total abgegriffenen und doch wunderschönen Gitarren und geben zweistimmig zum Besten, was aus den alten Stimmbändern noch rauszuholen war. Nach einer Zugabe für meine Frau wollen die Herren keine Spende, sondern 100 Peso Gage und zwar ohne Verhandeln. Im ersten Moment ein bisschen dreist. Aber hätten sie vorher gesagt, dass 5€ fällig werden, hätte ich ja trotzdem ja gesagt. Ich habe es total genossen. Julia ist sowas viel zu peinlich, aber da musste sie durch. Wir erkunden weiter. In den Apotheken kosten Sonnencremes überall mind. 12Eur. Also versuchen wir es in einem großen Supermarkt. Schicksal. Sonnencreme kostet hier nun Mal 10Eur und aufwärts. Unsere Gringo-Haut wird es uns danken. Im selben Laden sehe ich für die Kids eine Taucherbrille mit Schnorchel für je ca. 3,50€. Zugeschlagen. An der Kasse merke ich jedoch, dass was nicht stimmt. Vorm Laden sehe ich dann, sie kosten je 12€. Das ist mir zu teuer. Also geht eine lustige interkulturelle Diskussion los. Mittlerweile wird Mitarbeiter Nr. 3 hinzugezogen. Denn einfach was zurückgeben ist in Mexico nicht so einfach. Ohne Einzelheiten wiederzugeben, konzentrieren wir uns lieber auf das Wichtigste: Ich hab gewonnen und das Geld wieder zurück bekommen. Und bei meiner Preisvorstellung sollte ich auch Recht behalten. Einen Tage später bekomme ich was für 3€.

    Bei weiteren Flanieren merken wir, dass Merida wieder ganz anders ist als Valladolid. Die Stadt ist viel größer, viel mehr los auf den Straßen. Und wir sehen sogar 2 Menschen die ein klein wenig in Eile waren. Wir sehen keine Obstverkäufer und keine Taccostände. Wir vermissen Valladolid mit seinem Kleinstadt Flair und hoffen, dass wir hier trotzdem eine schöne Zeit haben werden. Zu unser aller Freude gibt es hier einen Chinesen. Dieser packt uns für ein paar Euro die Pappschachteln so voll, dass er sie kaum schließen kann. Wir futtern im Sitzen auf dem Gehweg. Schön.

    15:01Uhr und wir sind im Hotel. Wir packen gar nicht aus, sondern suchen nur unsere Badesachen und springen in den Pool. Wieder fehlen mir die Worte. Ein kleiner Pool im Innenhof. Rundum liebevoll bepflanzt und geschmückt mit kleinen bunt bemalten Keramiktierchen. Flamingos, Schildkröten, Frösche. Schön. Der Pool macht Spaß, aber eine Erfrischung ist er nicht. Denn er ist nicht überdacht und daher biesl warm. Plötzlich regnet es. Erster Gedanke: Schnell raus aus dem Pool. Zweiter Gedanke: Warum eigentlich? Nass sind wir eh schon und warm ist der Regen noch dazu. Also bleiben wir im Pool. Ein paar Donner bringen uns auch noch nicht aus der Ruhe. Aber beim zweiten Blitz, suchen wir dann das Weite, bzw. unser Zimmer. Wir haben Klima, Warmwasser, eigenes Wlan im Zimmer und einen TV mit Netflix. Check.

    Ein Bruder der zufällig auch Taxifahrer ist holt uns zur Versammlung ab. Es ist wieder total schön und herzlich. Jeder will mit uns reden und unsere Spanischkünste werden wieder aufs äußerste gefordert. Wir lassen uns wieder beraten wo man gut essen gehen kann. Auch wird uns erzählt, dass man in ganz Merida auch guten Gewissens nachts auf die Straße gehen kann. Es ist hier sehr sicher. Gesagt - getan. Wir haben eh noch Hunger und machen daher einen Nachtspaziergang. Im Central-Park von Merida ist wie erwartet Halli-Galli. Es spielt ein sehr edles und anmutiges Konzert mit traditioneller Musik und Tänzen. Wir fragen uns, ob wir hier mit den Kindern richtig sind. Nach wenigen Minuten merken wir, dass hier Eltern mit ihren Säuglingen um halb 10 auch noch am Party machen sind. Also was soll's. Die Leute lachen, ein paar tanzen und zwischendrin machen sich immer wieder ein paar fliegende Verkäufer und Bettler bemerkbar.

    Wir sind im Zimmer und die Kids schlafen mittlerweile, fällt uns auf, dass kein Wasser mehr da ist. Also nochmal los. Kaum bin ich Mal alleine unterwegs brauche ich plötzlich kein Google Maps mehr. Zack - verlaufen. Hier sieht aber auch alles gleich aus. Instinktiv folge ich immer wieder der Musik die aus allen Ecken ertönt, statt mich auf Wassersuche zu machen. Ich lande bei einem Straßencafe vor dem eine Punkrock Band um ihr Leben grölt. Ich mag dieses Genre und nüchtern betrachtet ist es richtig schrottig und drittklassik. Aber das ganze Ambiente schreit danach zuzuhören. Die Leute sitzen entspannt an ihren Tischen und hören gespannt zu. Wenn man nur das Publikum betrachtet, könnte man auch meinen sie hören Mozart zu. Außer dieser eine volltrunkene Jugendliche. Er steht direkt neben der Band mit einem Dosenbier in der Hand und tanzt als würde er erfolglos versuchen eine Kakerlake zu zertreten. Der Frontmann selbst ist ein übergewichtiger Mexikaner-Mischling mit langen Dreadlocks, Vollbart und Schottenrock. Er stinkt erbärmlich nach kaltem Schweiß und er haut in die Akkustikgitarre als wäre sie unverwundbar. Es herrscht eine Stimmung á la "if you can dream it, you can do it." Leider muss ich los. Oder wie man hier sagt: tengo que ir.

    📔 EL PROXIMA DIA
    Heute bleiben wir endlich Mal ultralang in den Federn, wie es sich für einen Urlaub gehört. Und nach dem langen Tag gestern auch kein Wunder. Der Tag heute ist schnell erzählt. Wir waren im Pool.

    Das Frühstück sei noch erwähnt. Es ist ein Hipster Laden wie er im Buche steht. Im Endeffekt war es ein Satellite Office like Starbucks. Hier sitzen ganz viele MacBooks und hippe Leute die Meetings machen und eben nebenbei Kaffee trinken oder frühstücken. Und wir mittendrin. Alles auf der Speisekarte ist hausgemacht und durch eine große Glasscheibe kann man einen guten Blick in die Backstube werfen. Jeder Teller und Tasse sind Unikate und mit weisen Sprüchen versehen, die man erkennt sobald man aufgegessen oder ausgetrunken hat. Your Heart is the softest place on earth - protect it. Mit diesem Gedanken startet der Tag. Beim Essen Versuche ich nicht Mal eine Beschreibung. Es wäre in jeder Hinsicht eine Beleidigung. Man muss es gegessen haben...

    Bei einem Spaziergang am Nachmittag merken wir, dass das Thema Regen hier ebensowenig Beachtung findet. Plötzlich schüttet es wie aus Eimern. Und machen die Leute hier? Na einfach weitergehen. Wenige mit Schirm, einige zaubern einen Regenponcho raus, die Mehrheit ohne alles. Aber alle haben eins gemeinsam. Es regnet, na und? Die wenigen die sich erstmal ein bisschen unter ein Vordach gestellt haben, waren die Ruhe selbst. Keiner zappelt, schimpft, guckt auf Uhr oder Ähnliches. Schön.

    Ich bin glücklich. Ich bin müde. Gute Nacht.
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