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  • Day 21

    Der nasse Feiertag des Wortes „Nein“

    October 28, 2020 in Greece ⋅ 🌧 17 °C

    Kurz vor 4 Uhr nachts weckt uns der vom Wetterbericht vorhergesagte Starkregen, samt Blitz und Donner zum 1. Mal. Aber wir machen die Äuglein einfach wieder zu und schlafen nochmal weiter bis kurz vor 8 Uhr. Es ist still, der Regen hat aufgehört und es liegen nur noch einige dicke Wolken über unserer schönen Bucht von Kardamili. Draußen tummeln sich schon etliche Fischer und versuchen ihr Glück. Wir zögern kurz, ob wir bei den morgendlich kühlen 15,9° C eine Runde schwimmen gehen. Rüdiger ist heut ausnahmsweise der Erste und bibbert schon ein wenig. Aber da müssen wir jetzt durch, denn schließlich beobachten uns die Fischer, vermeintlich unauffällig von der Seite. Die Blöße, nur bis zu den Knien ins Wasser zu gehen, können wir uns nicht geben. Also schwimmen wir ein paar kräftige Züge und dann ist es schon gar nicht mehr so kalt. Danach gibt es einen liebevoll zubereitetem Kaffee, von meinem Schatz und einen netten Plausch mit einem Fischer aus Kalamata. Dieser bestätigt den schon gestern von Tommy in den Ring geworfenen Verdacht, dass heute in Griechenland Feiertag ist. Nämlich der sogenannte „Ochi-Tag“ (der Tag des „Nein“).
    Schön für die Griechen! ...blöd für uns!
    Denn unser Ziel war heute ein Markt in Kalamata. Na das hat sich dann ja jetzt erledigt. Wir starten trotzdem in die Richtung, denn Tommy und Nadia, die bereits dort übernachtet haben, wollten uns auf dem Laufenden halten, ob der Markt vielleicht doch stattfindet. Gerade als wir Kalamata erreichen, piept das Telefon und Tommy schreibt dass Alles geschlossen ist. Wir verabschieden uns dann zum wiederholten Mal per WhatsApp und versichern uns in Kontakt zu bleiben. Wäre schön wenn’s klappt, denn wir mögen die Beiden...
    Wir fahren also weiter die Küste entlang. Vorbei am Flugplatz, mit seinem Aufgebot an Kampfjets und an mehreren Schrottplätzen. Da könnte man echt heulen, wenn man sieht, was dort mitunter für Schätze vor sich hin rosten. Als dann auf einem dieser Plätze gleich mehrere Amphibienfahrzeuge stehen, drehen wir kurzerhand um, parken am Straßenrand und wollen uns die Schätzchen mal genauer ansehen. Schon irgendwie eine zwielichtige Gegend. Vom Schrottplatz tönt laute Gipsy-Musik und duelliert sich mit ähnlich lauten Klängen, die aus einer Art Zeltlager hinterm hohen Schilf nebenan zu kommen scheinen. Aber wir interessieren uns ja mehr für die Autos. Es reihen sich eine Unmenge BMWs, neben Ford Taunus, ulkigen 3-Rädern, Jeeps und 5 Amphibienfahrzeuge aneinander und sogar ein Rolls-Royce befindet sich auf diesem Friedhof der Automobillegenden. Am Liebsten möchte man alle retten. Aber da das nicht geht, wollen wir weiter. Als ich mich zu Kai-Uwe umdrehe, überkommt mich ein seltsam ungutes Gefühl. Auf der feuchten Fahrbahn unter dem Wohnmobil spiegeln sich Beine, ganz dicht neben der Beifahrerseite und dahinter sehe ich im Strassengraben einen weißen Kleintransporter stehen. Wenn ich mich recht entsinne, fuhr dieser an uns vorbei als wir gerade die Straße überquerten und der Typ schaute uns seltsam an. Hat er jetzt echt gewendet? Und was hat er vor? Wir haben schon mehrfach gelesen, dass in dieser Gegend oft Wohnmobile von Zigeunern aufgebrochen werden. Aber mitten an der Straße? Am helllichten Tag? Ich renne über die Straße und als der Typ das sieht, sucht er angeblich was im hohen Gras neben mir. Ich rufe Rüdiger zu, dass er bitte schnell kommen soll, weil er noch ein Foto auf der anderen Seite des Platzes geschossen hat. Jetzt aber nix wie weg... Das war irgendwie unheimlich und hätte echt schief gehen können. Wahrscheinlich hat er gedacht, dass wir sicher das Wohnmobil nicht erst abgeschlossen haben. Hatten wir aber zum Glück. Noch etwas perplex setzen wir die Fahrt fort und nur 20 Sekunden später erleben wir die nächste Überraschung. Rechts in einer großen Einfahrt steht ein uns wohl bekanntes Wohnmobil namens Buddy mit Tommy am Lenkrad und Guide Nadia auf dem Beifahrersitz. Das kann doch echt nicht wahr sein. Wir halten hupend an und amüsieren uns königlich. Tommy erzählt uns, dass sich hinter dem verschlossenen Tor, eine Gin Destillerie befindet, die er gern besuchen wollte. Aber „Ochi“ - also Nein - wie der heutige Feiertag eben buchstäblich sagt....
    Wir verabschieden uns zum zigsten Mal und fahren weiter. Bei Google Maps entdecke ich, dass es unweit Wasserfälle geben muss. Also machen wir einen Abstecher ins Innere von Messenien, wie sich der linke Finger des Peloponnes nennt. Am Straßenrand kaufen wir bei einer süßen, kleinen Omi noch einen großen Sack Saftorangen und Tomaten fürs Abendessen. Pünktlich mit Erreichen des Parkplatzes an den Wasserfällen, hört es auf zu regnen und die Sonne kämpft sich zwischen den Wolken hervor. Wir laufen ein Stück bergab und stehen schnell bei einer Wasserfalllandschaft, wie wir sie ähnlich nur aus Kroatien kennen. Immer wieder befinden sich am Wegesrand neue, kleine und größere Becken aus denen sich Wasserfälle ergießen... umrandet von Steinen, Gräsern und Bäumen zwischen hohen Felswänden. Dass hier bei guten Wetter die Hölle los ist, kann ich mir gut vorstellen. Wir sind heut aber fast allein. Nur ein weiteres Pärchen wandert vor uns durch diese bizarre Landschaft. Zurück am Auto regnet es natürlich wieder und dieser Zustand ändert sich auch nicht mehr bis wir Koroni am südlichen Zipfel Messeniens erreichen. Außer einem Nickerchen, einem kleinen Bummel durch die Stadt und drauf hoffen dass die Sonne morgen wieder lacht machen wir heut nix mehr...
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