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  • Day 25

    Bad im Vulkan und Oase in der Wüste

    July 29, 2019 in Iceland ⋅ ⛅ 12 °C

    Nach einer - dank lärmender Motorradtouristen am Campingplatz neben uns, die von Roman um 2 Uhr früh ins Bett geschickt worden waren - kurzen Nacht am Fuße der Askja, haben wir uns bei einer netten Rangerin noch aktuelle Infos zu Streckenzustand und Wasserständen geholt, und sind anschließend aufgebrochen, um die Askja, oder besser gesagt ihre beiden Kraterseen, zu Fuß zu erkunden. Theresa schlief schon nach wenigen Metern in der Trage, und wir spazierten durch die Lavawüste. Zu Beginn führte der Weg durch rot-schwarzen Sand und Schneefelder, ging schließlich über in scharfkantige Lavafelder mit Bimsstein-Topping - Ja, tatsächlich ist dort alles voller Bimssteine in allen Größen. Es sieht sehr seltsam aus, wenn im Bach neben einem auf einmal Steine obenauf schwimmen! Schließlich eröffnet sich uns der Blick auf die beiden Kraterseen. Der Hauptsee ist dunkelblau, riesig und eiskalt und sieht einem österreichischen Bergsee nicht unähnlich. Unmittelbar davor in der tiefen Senke eines zweiten, kleinen Kraters mit etwa 300m Durchmesser, liegt der Viti-See. Dessen Wasser milchig türkis schimmert. Viti bedeutet Teufel. Dies versteht man, sobald man sich ihm in Riechweite nähert und den intensiven Schwefelgeruch wahrnimmt. Dieser kleine See wird durch thermale Quellen gespeist, die von der darunter liegenden Magmakammer aufgeheizt werden. Am Boden des Sees ist es daher an einigen Stellen unangenehm heiß. Das restliche Wasser hat durch einen kalten Schmelzwasserzufluss zwischen 25-28°C. Woher wir das so genau wissen? Weil Roman spontan eine Runde im warmen Nass gewagt hat. Den rauchig-schwefeligen Geruch wird er bis am Abend nicht mehr los, wo er auf Grund defekter Duschen ins 4°C kalte Naturbecken am Bach springt - aber das war es wert!
    Nach einer Mittagspause am Mond - dort, wo die NASA für ihre Weltraumexpeditionen trainiert hat, und heute NASA-Mitarbeiter in Warnwesten herumgelaufen sind - haben wir uns aufgrund der Straßenbeschreibung unserer Ranger (8-10h für eine Wegstecke von ca 80km) gegen den direkten Weg Richtung Süden, und stattdessen für eine Schleife Richtung Norden entschieden. Nach zirka der Hälfte der holprigen Fahrt in den Norden, über Sand, Wellblechpisten, Lavasteine, Lavafelder, durch kleinere und größere Bäche und durch die imposante Lavawüste Ódáđahraun, haben wir nun die Oase Herđubreiđarlindir erreicht. Benannt nach dem Tafelvulkan Herđubreiđ, dem "König der Berge Islands", an dessen Fuße sie liegt, entsteht durch mehrere kleine Bachläufe ein grünes Fleckchen Erde inmitten der schwarzen Wüste, die als Campingplatz genützt wird. Beim Geschirrabwaschen an einem freistehenden Waschbecken, Mitten im Nirgendwo in der Oase, weiß man, dass man noch nie einen schöneren Ausblick bei dieser Tätigkeit hatte! Morgen werden wir die Oase wieder gegen die Wüste tauschen, nur um am anderen Ende wieder ins saftige Grün des Nordens Islands einzutauchen!
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