Satellite
  • Day 17

    Medellín - Bibliotheken statt Bomben

    November 13, 2019 in Colombia ⋅ ⛅ 21 °C

    "Hello Gringos" ich bin in Medellin gelandet - die Stadt, die (ohne Witz!) 1675 folgenden handlichen Namen hatte: "Villa de Nuestra Señora de la Candelaria de Medellín" 🙈
    Medellín liegt auf 1538 Metern im Aburrá-Tal in den mittleren Anden.

    In den 1990ern galt sie als "die gefährlichste Stadt der Welt" - die Einwohner waren gefangen in Armut, Drogenkonflikten und Gewalt. In viele Stadtteile haben sich auch die härtesten Jungs nicht wohl gefühlt. Wer von euch Narcos gesehen hat, kann es sich vorstellen. Heute dagegen hat sich die Stadt radikal geändert und gilt als Vorzeigemodell einer positiven Stadtentwicklung mit friedlich spielenden Kindern und Touris in Sommerkleidchen oder FlipFlops.

    Die Stadt Medellín hat für diese Entwicklung zahlreiche Preise gewonnen: "innovativste Stadt der Welt" (Wall Street Journal und Citibank), den "Veronica Rudge Award for Urban Design" (Harvard University) oder "World City Prize 2016" (Lee Kuan Yew). "Bestes Geschäftsklima Kolumbiens" (América Economía). Preis für die Bekämpfung der Armut (UNO). Auszeichnung der Ratingagentur Fitch für "verantwortungsvollen und transparenten Einsatz öffentlicher Finanzmittel". Iberoamerikanischer Preis für digitale Städte.
    Wofür? Dafür einen Schritt zurück:

    DAS ALTE MEDELLÍN.
    Medellin hat eine raue und blutige Vergangenheit: Als Zentrale für Pablo Escobar und seinem Drogenimperium lag die Mordrate in den 90ern bei 380 Morden pro 100.000 Einwohner: "The murder capital of the world". Tja, was fängt man mit so einer Zahl an - zu hoch! Aber ich konnte mir darunter wenig vorstellen und habe für euch recherchiert. Die aktuell gefährlichsten Städte der Welt sind:
    Platz 1 Caracas - 119 Morde je 100.000 Einwohner
    Platz 2 San Pedro Sula - 111 Morde je 100.000 Einwohner
    Platz 3 San Salvador - 108 Morde je 100.000 Einwohner
    zusammengerechnet also 338 ..noch keine 380 wie Medellin in den 90ern. Hier wollte also sicherlich keiner von uns leben. Anwohner haben eine chronische Angst die öffentlichen Plätzen entwickelt. Was hat sich getan?

    DAS NEUE MEDELLÍN hat sich gewandelt: Touris strömen in die Stadt - ich persönlich habe meinen Aufenthalt verlängert. Und an meiner Verlängerung hatte vor allem der 2004 gewählte Bürgermeister Sergio Fajardo großen Anteil... Also klar, nicht direkt er - aber ihr wisst schon: mit seinen damals begonnenen Umbau der Stadt. Er ließ Bibliotheken, Schulen und Kindergärten, Sportplätze, Kulturzentren und vieles mehr in die Armenviertel bauen. Gleichzeitig hübschte er sie auf und band die Viertel an die öffentliche Infrastruktur an. Umgesetzt wurde es mit dem Stadtplaner Alejandro Echeverri, welcher Medellin mit dem Vorbild von Barcelona's Revival aus den 90ern modernisierte. Klar, dass ich mich hier wohlfühle, Barcelona ist meine Lieblingsstadt.

    Was hat Architektur nun hier zu suchen und mit den Awards am Hut? Naja, ihr könnt es euch schon vorstellen: die Gebäude wurden strategisch in Mitten der größten Problemviertel gebaut - dort wo früher keiner sein wollte.
    Das ehemalige „Haus der Gewalt“, wie die Anwohner das hundert Jahre alte Gebäude am Ende des Marktplatzes nennen, ist heute das Ministerium für Bildung und komplett neu renoviert. Der alte Marktplatz daneben: früher finster, heute „Bosque de Luz“ (Lichterwald). Außerdem steht hier eine Bibliothek - in der es nicht nur Bücher gibt, sondern Bildung: zahlreiche Kurse, Computerräume und Forderprogramme. Sozialarbeiter begleiten das Projekt und über die Zeit wurde aus so manchem Stadtteil ein hippes Künstlervietel ("Comuna 13",.. dem widme ich einen eigenen Artikel). An der Zahl sind über die Stadt verstreut 14 "Trauben" (spanisch: uva, was zugleich Name des Projektes ist: "UVA - Unidades de Vida Articulada") entstanden - zentralen, an denen sich die Bewohner sammeln und einfach gerne aufhalten. Es ist jetzt 'cool' zu lernen, Sport zu treiben oder zu malen/musizieren/...

    Sonstige Facts zu Medellín:
    + 2,5Mio Einwohner (3,7Mio mit Umland)
    + 1,495m ü NN
    + Zweitgrößte Stadt Kolumbiens
    + Spanisch - im Vergleich zu Spanien: 'langsamsprachig' = perfekt zum Lernen.

    Meine Empfehlungen für Medellín:
    + Free Guided tour: www.realcitytours.com
    + Metro Cable fahren
    + Ausflug nach Guatapé (1 Tag, the Rock, hiking)
    + Communa 13 tour: www.top10toursInMedellin.com
    Read more