Nibelungensteig

September 2020
Der Steig führt über Höhen und durch Täler des Odenwaldes von Zwingenberg an der Bergstraße bis nach Freudenberg am Main. Zum größten Teil führt er über naturbelassene Pfade. Dabei sind etwa 4.000 Höhenmeter zu überwinden. Read more
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    September 17, 2020 in Germany ⋅ ☀️ 24 °C

    Eine neue Tour steht an!

    Dieses Mal werden wir, Wandermaus und WildWortWechsel, gemeinsam den Nibelungensteig gehen.

    Aber nicht nur das: wir werden auch in einem gemeinsamen Pinguinfaden darüber erzählen. Eine völlig neue Erfahrung für uns beide.

    Nach unseren langen Touren im Sommer können wir beide den Trail kaum noch erwarten ... endlich wieder raus! Doch vor allem freuen wir uns, dass ihr wieder mit dabei seid!

    Bald geht’s los - nur noch wenige Tage.
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  • Day 1

    On the Trail again ...

    September 23, 2020 in Germany ⋅ ⛅ 18 °C

    Endlich wieder auf dem Trail, draußen in der Natur, frische Luft und unglaubliche Weitsichten. Wie sehr habe ich das in den letzten Wochen vermisst, seit ich die Ost-West-Passage beendet habe. Jetzt liege ich mitten im Wald in meinem Zelt, höre Nachtvögel in der Nähe rufen und mein Herz blüht wieder auf.

    Und das nach einem wahrlich anstrengenden Tag! Bei der Anreise mit der Bahn kam es zu einer Verspätung, so dass wir erst eine halbe Stunde später loskamen. Die Wandermaus holte mich vom Bahnhof ab und nach einer kurzen Mittagspause waren wir so gegen halbzwei auf dem Trail. Vorbei am "Rapunzelturm", der eigentlich ganz anders heißt, hinauf auf den Melibokus, unser erster Anstieg heute.

    Ah, wie sehr ich den Wald wieder genieße! Das Laub raschelt bei jedem Schritt. Wind lässt ab und an die Bäume rauschen. Zwischen den Wolken blinkt die Sonne durch. Was für ein schöner Tag!

    Hinter dem Melibokus steigen wir ab, nur um auf den Felsberg aufzusteigen, um zum Felsenmeer zu kommen, in dem bereits die Römer Steine für ihre Bauten bearbeitet haben. Eine halbfertige Säule liegt dort seit etwa 1600 Jahren, die nie mehr abgeholt werden wird. Felsblock reiht sich an Felsblock. Was für eine Kulisse für den Abstieg.

    Der Weg führt durch abwechslungsreiche Natur, durch die eine oder andere Ansiedlung, dann hinauf auf den Krehberg, wo wir bei der Mathildenhütte unser Lager aufgebaut haben - nach 1170 Höhenmetern und 22 Kilometern an einem Nachmittag.

    Was bin ich platt.

    Doch einen kleinen Footprint zu den Nibelungen will ich noch posten. Ich freue mich einfach so sehr hier zu sein ...
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  • Day 1

    Das Nibelungenlied

    September 23, 2020 in Germany ⋅ ☁️ 15 °C

    Auf keinen Fall will ich euch mit den Nibelungen quälen! Die Handlung ist zu ausladend und zu komplex, um sie hier auch nur irgendwie angemessen darzulegen. Vielmehr möchte ich euch davon erzählen, was ich vor vielen Jahren erlebt habe.

    Der Anfang des Nibelungenlieds lautet auf Mittelhochdeutsch:

    Uns ist in alten mæren wnders vil geseit
    von heleden lobebæren von grozer arebeit

    (Uns wird in alten Erzählungen viel Wunderbares berichtet, von berühmten Helden, großer Mühsal, ...)

    Den Text habe ich von dieser Webside kopiert: https://lyricstranslate.com/de/das-nibelungenli…

    Dort könt ihr einmal in das Nibelungenlied hinein hören, wie ich es vor etwa zehn Jahren in einer Live-Präsentation von Eberhard Kummer miterleben durfte. Er kam in den kleinen Saal, nahm damals anstelle seiner Drehleier eine kleine Harfe auf seinen Schoß - und fing an zu spielen und zu singen. Der Saal verstummte. Eine Magie breitete sich aus, ohne Gleichen. Eberhard Kummer konnte sein Publikum wahrlich verzaubern! Leider verstarb er 2019. Wer sich für eine wirklich gute Interpretation des Liedes interessiert, der ist bei den Aufnahmen von ihm gut aufgehoben, auch wenn er das Mittelhochdeutsche auf seine Art und Weise interpretiert.

    Ich fragte mich damals, ob das denn richtig sei, eine Sprache so zu interpretieren, wie man es gerade für richtig hält? Klar darf er das! Warum? Weil es das Mittelhochdeutsch so nie gab. Das war eine Art Künstlersprache für die Literatur so zwischen 1050 und 1350. Und erst im 19.ten Jahrhundert wurde die Sprache vereinheitlicht.

    Müsst ihr euch so vorstellen: Als man - vor allem nach der Gründung des Deutschen Kaiserreichs - die vielen Schriften des Mittelalters in den Archiven entdeckte, stellte man fest, dass dort ein und dasselbe Wort jedes Mal anders geschrieben wurde. Jeder schrieb halt so, wie ihm der Schnabel gewachsen war. Um die Texte vergleichbar zu machen, übersetzte man sie in ein "normalisiertes" Mittelhochdeutsch. Es gibt also gar nicht "das" Mittelhochdeutsch!

    Ist aber auch egal, denn jetzt sind wir hier auf den Spuren der Nibelungen unterwegs, die eigentlich die Burgunder waren, die einmal hier gelebt haben sollen und von den Hunnen mit "Stumpf und Stiel" vernichtet worden sind. Daraus - und aus vielen anderen alten Mären - entstand um 1200 in Passau das Nibelungenlied, das mich so verzaubert hat, als ich der Stimme Eberhards Kummers lauschte, von seinem Harfenspiel begleitet ...
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  • Day 2

    Mathildenruhe

    September 24, 2020 in Germany ⋅ ☁️ 15 °C

    Was soll ich noch groß sagen.

    Der erste Wandertag gemeinsam mit WildWortWechsel oder kurz WWW war schön und natürlich auch etwas anstrengend.

    Das Wetter war super entgegen den Vorhersagen.

    Und nun hocke ich hier in meiner Hütte und lausche dem Rauschen des Windes. Die Tiere des Abends schlafen längst,

    Hier noch einige Bilder von mir.
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  • Day 2

    Auf zur Burg Lindenfels

    September 24, 2020 in Germany ⋅ ⛅ 15 °C

    Nach der Mathildenhütte ging es erst einmal steil bergab, durch wunderschönen Wald. Auf einmal sahen wir bestimmt zwanzig kleine Engelchen auf den Felsen stehen, als ein Ort der Erinnerung arrangiert; ein Ort der Trauer. Was mag hier wohl geschehen sein? Wir hatten nicht lange Zeit darüber nachzudenken, denn noch immer lagen 26 km vor uns. Also weiter.

    Der Weg führte uns weiter bergab zu einem Grillplatz mit Brunnen und Hütten, weiter über offenes Gelände und dann sahen wir sie, oben auf dem Berg, die Burg Lindenfels.

    Früher nannte man sie die "Slirburc", nach dem Schlierbach. Als die Mönche anfingen auf Deutsch zu schreiben, gab es noch kein "sch". Daher das "Slir", was soviel wie Lehm oder Schlamm bedeuten kann. Die Schreibweise macht den Sprachwissenschaftlerin übrigens bis heute zu schaffen!

    Wenn ihr "Stein" sagt, sagt ihr ja eigentlich "Schtein", außer oben im Norden. Da sagt man S-tein. Stellt euch Mal vor, ihr findet ein 800 Jahre altes Dokument und da steht "Stein" drinnen ... wie sprach man das wohl damals aus? Ihr versteht das Dilemma.

    Nach der Burgbesichtigung ging's in den darunter liegenden Park, in dem ein Felsbrocken liegt, der erst 2009 dort hin gerollt ist - und zum Glück liegen bliebt, nach einer Spur der Verwüstung! Mag man sich nicht vorstellen, wäre er durch den Ort gerollt.

    Nach einem Besuch im Café ging's weiter ...
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  • Day 2

    Der alte Grenzweg ...

    September 24, 2020 in Germany ⋅ 🌧 16 °C

    ... und darüber hinaus!

    Gut versorgt mit Getriebeöl geht es aus Lindenfels hinaus. Erst einmal ein kurzer Aufstieg zum Köpfchen, um gleich darauf wieder von ihm steil hinabzusteigen.

    Es geht weiter in stetigem Auf und Ab, durch einen schönen Wald und dann hinaus über ein Feld zu einer Kreuzung. Dahinter begann ein steiler Aufstieg. Ziemlich weit oben klärt uns ein Stein über den alten Grenzweg auf, dem wir nun bis Weschnitz folgen. Mal steht ein historischer Grenzstein links, mal rechts. Wir laufen zwischendurch. Ist der Weg nun Niemandsland?

    Hinter Weschnitz geht es zur Walpurgiskapelle hinauf. Der Weg verlangt uns einiges ab. In unendlichen Kehren schnaufen wir den Berg hinauf. Oben werden wir mit einer schönen Aussicht belohnt.

    Nach einer Pause geht es weiter nach Grasellenbach, um von dort zum Siegfriedbrunnen hinauf zu steigen.

    Siegfried ... aber was soll ich euch da erzählen. Dazu schreibt WWW gleich etwas.
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  • Day 2

    Am Siegfriedbrunnen

    September 24, 2020 in Germany ⋅ ⛅ 18 °C

    Nach Grasellenbach und einem fetzigen Aufstieg kamen wir am Siegfriedbrunnen an.

    Der Siegfriedbrunnen am Nibelungensteig soll der Ort sein, an dem Hagen einen Speer von hinten durch Siegfrieds Herz gestoßen haben soll. Im Nibelungenlied liest sich das so:

    "Dâ der herre Sîfrit ob dem brunnen tranc,
    er schôz in durch daz kriuze daz von der wunden spranc daz bluot im von dem herzen vaste an die Hagenen wât. so grôze missewende ein helt nu nimmer mêr begât."

    (Als der Herr Siegfried von dem Brunnen trank, traf Hagen ihn durch das Zeichen hindurch mit dem Speer, daß sein Herzblut im hohen Bogen aus der Wunde an Hagens Wams spritzte. Eine so schwere Untat kann heute kein Held mehr begehen.)

    Zwei Verse später kommt die Stelle, bei der ich immer eine Gänsehaut bekomme, sobald ich sie lese. Diese Stelle ist es auch, die den Topos Siegfriedbrunnen so berühmt gemacht hat: Denn obwohl Siegfried schwer verwundet wurde, reißt er seinen Schild vom Rand des Brunnens hoch und schlägt damit auf Hagen ein. (Das Schwert hatte Hagen zuvor versteckt.)

    "Dô der sêre wunde des swertes niht envant, done hét et er niht mêre wan des schildes rant. er zuhte in von dem brunnen, dô lief er Hagenen an. done kunde im niht entrinnen des künec Guntheres man."

    (Als aber der schwer Verletzte sein Schwert nicht fand, da hatte er nichts anderes als seinen Schild. Er riß ihn vom Rand des Brunnens hoch. Da rannte er auf Hagen los. Da konnte ihm König Gunthers Gefolgsmann nicht mehr entkommen.)

    (Quelle: https://www3.nd.edu/~gantho/anth1-163/Nibelunge…)

    Jetzt gibt es nur eine Schwierigkeit mit dem Siegfriedbrunnen, an dem wir heute waren - die Nibelungen sind ein fiktiver Roman. Zwar hat der unbekannte Autor historische Quellen und Sagen hineingearbeitet, als er ihn so um 1200 in der Gegend um Passau schrieb. Der Rest ist aber reine Erfindung. Daher kann es auch keinen echten Siegfriedbrunnen geben. Aber die Story ist gut erzählt, weshalb ich gerne glauben mag, so oder so ähnlich wird sich der Autor den Brunnen bestimmt gedacht haben. Oder so, wie einen der anderen Siegfriedbrunnen, die es im Odenwald gibt. Ich glaube, es sind acht an der Zahl. Oder neun? Ach, wer zählt schon ...

    Natürlich habe ich mir "Siegfriedwasser" abgefüllt, damit ich den Rest des Tages versorgt war. Und ihr könnt mir glauben oder auch nicht, Fiktion hin oder her, dort zu sein war schon ein schönes Erlebnis!

    Anschließend kamen wir noch an einer Quellenkirche (um 1290) in Güttersbach vorbei, in deren Nähe die Wandermaus sich Wasser aus einem Drachenbrunnen abgefüllt hat, quasi Drachenwasser.

    So gestärkt kamen wir an der Hütte an, wo wir vom Schönwetterwanderer und seiner Frau so schön überrascht wurden.
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  • Day 2

    Trailmagic

    September 24, 2020 in Germany ⋅ 🌧 14 °C

    Heute Abend haben uns der Schönwetterwanderer mit seiner Frau und Hund überrascht. Mitgebracht haben die drei ein selbstgekochtes Chilli con Carne, dazu wurde uns ein Riocha gereicht 😀.

    Zum Nachtisch gab es Schokolade. Zudem bekamen wir selbstgemachte Riegel, Studentenfutter, Schokolade und ein ganz herzliches Gespräch geschenkt.

    Was für einen schönen Abend mit leckerem Essen in geselliger Runde haben wir geschenkt bekommen! Einfach wunderbar!

    Ein ganz herzliches Dankeschön an euch von uns!
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  • Day 3

    Manchmal kommt es anders ...

    September 25, 2020 in Germany ⋅ ☁️ 12 °C

    ... als man denkt. Das aber kommt später, denn nach einer verregneten Nacht, die wir trocken in der Hütte überstanden haben, ging's zurück auf den Trail. Ohne Regen!

    Vorbei an einer Molkerei mit Zicklein-Brunnen, am Marbach-Stausee vorbei und unter dem Himbächel-Viadukt durch, stiegen wir zum Ebersberger Felsenmeer hoch.

    Zwar kleiner als das Reichenbacher Felsenmeer, steht es diesem an Schönheit nicht nach. Wir kletterten hindurch, wanderten lange durch den Wald, ohne die Möglichkeit für eine Pause. Letztlich landeten wir auf zwei Holzstümpfen, mit einem Brett als Tisch, am Wegesrand.

    In Schöllenbach sahen wir uns noch die dortige Quellenkirche an, bevor wir uns entschieden, die heutige Tagesetappe abzukürzen, um nach etwa 25km dem kalten Wetter in einer Pension zu entkommen.
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  • Day 3

    Hesselbach

    September 25, 2020 in Germany ⋅ 🌧 7 °C

    Gerade auf dem Trail, werden wir gleich wieder ausgebremst. Unser Weg war abgesperrt, um eine Herde Kühe zur Weide zu bringen. Diese ließen sich allerdings etwas Zeit damit.

    Am Ende von Hüttenthal kommen wir an einem Platz vorbei, wo zum Einen für das leibliche und zum Anderen für das geistige Wohl gesorgt wird. Wir nehmen das Angebot jedoch nicht an, da wir nicht noch mehr tragen wollen.

    Weiter geht es an einem Milchhof vorbei mit Hofladen. Auch hier kehren wir nicht ein. Wir sind spät dran. Forschen Schrittes erreichen wir den Marbacher Stausee. Dieser ist rundherum abgesperrt wegen Algenbefalls.

    Einige Zeit später bestaunen wir das Himbächel Viadukt, schreiten hindurch und folgen einige Zeit einem Forstweg. Es ist trocken, doch wird es langsam merklich kühler.

    Dann geht es auf einem Pfad durch das Ebersbacher Felsenmeer. Grüne Riesensteine türmen sich hier auf, die man auf einem kaum erkennbaren Pfad durchquert.

    Was nun folgt, ist ein langer Forstweg ohne Ausruhmöglichkeiten. Oberhalb von Schöllenbach kommt dann jedoch eine Bank nach der anderen. Leider zu spät!

    Der Ort Schöllenbach ist gar kein Ort, sondern zwei. Nämlich Schöllenbach und Badisch Schöllenbach. Die Grenze ist auf der Brücke über den Bach bei der Quellkirche.

    Wir haben uns nun entschieden, in Hesselbach nach einem Bett zu schauen. Mal sehen, ob das klappt. Aber erst geht es noch einmal ordentlich bergauf.

    Ca. 500 m vor dem Ort steht eine Bank mit einer Werbung für das hiesige Gasthaus. Also rufen wir an. Dort sind alle Betten belegt. Man gibt uns die Nummer der Pension. Doch da geht niemand dran. Es sieht nicht gut aus.

    Wir müssen aber eh in den Ort, um unseren Wanderstempel zu bekommen. An der Pension angekommen, steht ein Mann davor, wobei es sich um den Hausherren handelt. Ein Zimmer, er müsse mal schauen. Nach einer Weile bekommen wir positiven Bescheid. Es ist vorhin ein Absage gekommen, so dass wir doch noch ein Bett erhalten. Der Weg kümmert sich auch hier. Und zu guter Letzt hatten wir noch ein hervorragendes Abendmahl.

    Nun bleibt uns nur noch zu sagen: Gute Nacht bis Morgen. Und hoffentlich einen ereignisreichen Wandertag
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