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    December 13, 2017 in Thailand ⋅ ⛅ 26 °C

    1 Jahr, 3 Monate und 12 Tage... so lange ist es her, dass ich mich von meinen Eltern und meinem Bruder an den Flugahfen in Frankfurt hab fahren lassen. Tränen sind nur Wenige geflossen, da ich nach bereits 6 Monaten wieder nach Hause kommen wollte. Ich habe es als eine Auszeit angesehen, um danach voll durchzustarten. Meine Erwartungen waren gering und ich wollte einfach alles auf mich zukommen lassen.

    Seither ist viel passiert. Ich habe Deutschland mit 19 Jahren verlassen, 8 kg leichter, mit glatten Haaren, selbstbewusst, organisiert, dezent spießig aber trotzdem einigermaßen spontan.
    Mit 21 Jahren, einem Lockenkopf, verplant, tattowiert, chaotisch und spontan wie nie, komme ich nun zurück. Ich bin Vegetarier, habe eine andere Einstellung zum Leben, habe die Liebe zum Reisen entdeckt, fleißig Stempel aus 10 verschiedenen Ländern gesammlet und habe so viele Träume, dass mich wohl jeder für verrückt erklären würde, hätte er auch nur ein wenig Ahnung von ihnen. Man kann sagen, dass ich vor meiner Reise wohl mehr Plan hatte von meinem Leben, als jetzt. Aber ich fühle mich so gut wie nie zuvor. Erholt, ausgeglichen und zufrieden.
    Ich habe Deutschland verlassen mit einem Immunsystem, das man eigentlich keines mehr nennen konnte. In meiner Schulzeit war ich alle 4-5 Wochen krank und ich hatte jährlich über 200 Fehlstunden, weshalb ich regelmäßig Klassenarbeiten nachscheiben musste. Innerhalb meiner Auslandszeit war ich an einer Hand abzählbar krank. Und warum? Weil es mir gut ging, ich hatte keinen Druck und ich habe so viel Zeit in der Natur verbracht wie noch nie. Wandern, Schwimmen, Joggen. Ich habe mich pudelwohl gefühlt!
    Ich bin wahnsinnig dankbar, für alles, was ich erleben durfte. Ich habe mir nichts gebrochen, habe keine schlimmen Krankheiten in Asien bekommen und wurde in keinen Unfall, Raub oder Ähnliches verwickelt. Ich habe so viele schlimme Stories von anderen Backpackern mitbekommen und bin bis heute fasziniert davon, wieviel Glück ich hatte. Im Nachhinein kann ich sagen, dass ich definitiv ab und zu unachtsam, leichtsinnig und verückt gehandelt habe. Trotzdem ist mir nie etwas passiert und daüber bin ich wahnsinnig froh. Meine Eltern mussten wirklich Einiges mitmachen und dafür möchte ich mich an dieser Stelle einmal entschuldigen! Tut mir leid, für alle Herzinfarkte, die ich euch beschert habe!

    Wer hätte gedacht, dass ich statt geplanten 6 Monat erst nach über einem Jahr nach Deutschland zurückkehre?! Die Antwort: am allerwenigsten ICH!
    Für mich waren die letzten Monate eine absolute Bereicherung. Ich habe so viele tolle Menschen kennengelernt, von denen ich viele nun Freunde nenne darf. Dadurch, dass man so viele Religionen, Kulturen und Menschen kennelernt, wird man selbstverständlich dazu angeregt nachzudenken. Manche Reisende lassen es mehr zu, manche weniger. Ich war dafür sehr offen und habe mich deshalb in gewisser Hinsicht verändert.
    Ich schätze meine Heimat sehr und weiß, wie gut ich es daheim habe. Doch es gibt Vieles, was ich in meinem Leben verändern möchte. Wir leben im Überfluss, sind oft egoistisch, zu streng mit uns selbst und vergessen, wie wertvoll das Leben ist. Ich möchte versuchen Träume und Wünsche zu erfüllen, mir zu vertrauen und mich nicht von Meinem Weg abbringen zu lassen.

    Mir ist bewusst, dass nicht alles umsetzbar ist, dennoch war die Zeit im Ausland perfekt, um mir klar zu werden, was ich will und was ich nicht möchte. Wer mich fragt, ob ich mich auf daheim freue, bekommt von mir eine sehr unklare Antwort. Ich freue mich auf den Schwarzwald, auf meine Familie und meine Freunde. Ich freue mich auf den Schnee und darauf meine Träume umzusetzten. Aber mein Herz hängt noch am Reisen, an der Englischen Sprache, am Ausprobieren und Erleben, an den Abenteuern und an der Ungewissheit wohin man geht. Ich habe dieses "Lotterleben" lange geführt und es macht mir Angst in einen geregelten Alltag zurückzukehren. Ich habe Angst, dass er mich zu sehr einnimmt und mir meine Visionen ganz schnell austreibt. Ich habe Angst ein langweiliges Leben zu führen und es nicht zu bemerken, weil es "normal" ist so zu leben. Und genau das möchte ich nicht. Ich komme also mit gemischten Gefühlen nach Hause und einem kleinen Schrei im Hinterkopf ..."Nein, ich will nicht!".
    Doch das blende ich nun aus und fliege nach Deutschland.

    DENN: Das ist nicht das Ende meiner Reise, das war erst der Anfang!
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