Abenteuer in Afrika

April - May 2022
Mit zwei Bussen ins Abenteuer Read more
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  • Day 3

    Gibraltar

    April 26, 2022 in Gibraltar ⋅ ⛅ 16 °C

    Carlos, ein Mann den man nicht mit einer Adresse, sondern nur mit Koordinaten findet. Eine Legende unter schwäbischen Wohnmobilfahrern. Carlos hatte Recht, denn die Fähre für die er uns in einem versteckten kleinen Lädchen am Ende der europäischen Welt unsere Tickets verkaufte, kam wirklich 6 Stunden zu spät. Händefuchtelnt und mit vielen aufgeregten spanischen und zwei deutsche Wörtern erklärte er, dass wir uns einfach in den Schalter stellen sollen und dort in Ruhe schlafen gehen können. Die werden uns schon wecken müssen, wenn sie aufmachen wollen. Um 2 Uhr Nachts dann das große Klopfen am Bus und nur drei Stunden später steht der kleine weiße Bus aus den Neunzigern zusammen mit zwei übermüdeten blonden Deutschen in Afrika. Bis sechs Uhr morgens gleicht die Fahrt auf den Schlaglöchern, die mal eine Straße darstellen sollten, einer Achterbahntour für die man sich nie gemeldet hat. Zur Mittagszeit erreichen wir die anderen. Nach einer Sufsession und einem Araber der mich ohne Grund mit Brot abwarf geht's auch schon auf den ersten Markt. Ruhig, klein und irgendwie sehr sympatisch. Vier mit schwarz zerfledderten Bauplanen überdeckte Holzpfähle bildeten einen Laden. Drinnen saßen Frauen mit Kopftuch und wahlweise 2-8 Zähnen. Die Sonne schien durch die Planenlöcher auf Tomaten, Orangen, Eier und frische Milch. Für 100 Diram kauften wir von fast der kompletten Auswahl etwas und fuhren direkt auf unseren ersten kompletten Kulturschock zu. Der zweite Markt war anders... Ganz anders. Zwischen hupenden Motorrädern und hunderten Marokkanern spielte sich auf dem Stadtmarkt ein Chaos mit seiner ganz eigenen Choreographie ab. Mittendrin immerwieder kleine Läden die einfach nur aus ein paar Kisten auf dem Boden bestanden. Schuhe, Brot, Wasser oder angemalte lebende Kücken, alles war da und alles war laut. In diesem Chaos kommt ein kleiner Mann auf uns zu und schenkt uns ein strahlendes zahnloses Lächeln. Auf gebrochenem Deutsch erzählt er uns dass er Achmet heißt und mal auf einem Schiff in Bremen gearbeitet hatte. Er möchte uns den Markt zeigen, aber wir "nur gucken, zeigen, Achmet reden". Und so folgten wir unserem neuen Tourguide zum Herzens des Trubels. Schnell bildeten sich in den kleinen Planenüberdeckten Gassen Kinderscharen um uns, welche uns Plastiktüten verkaufen wollten. Ihnen folgte eine alte Frau, welche Besenfurchtelnd die Kinder von uns abhielt. Nach nur zwei Gängen gab die Reizüberflutung uns den Rest und wir flohen wieder nach draußen, zu den Bussen und ließen Achmet und den Markt dutzende Kilometer hinter uns. Im Sonnenuntergang stellen wir uns an die Straße vor unserem nächsten Surfspot. Die Gegend ist das komplette Gegenteil von allem bisherig erlebten. Eine Gated Community in der Nähe von Rabbat mit schicken Unis und europäisch aussehenden Villen. Die Schere zwischen Arm und Reich konnte kaum größer sein als hier.

    23 Uhr, Blaulicht, energischer Klopfen am Bus, durch die Fenster sin zwei Polizisten erkennbar "oh ne, gaaar kein Bock, will der Tag denn nie enden". Aufs Schlimmste gefasst bereiten wir schon alle Ausreden vor, warum wir denn gerade hier an der Straße Wildcampen.
    Um mit uns zu sprechen hält die Polizei einfach den nächsten vorbeikommenden Wagen an und der Fahrer übersetzt ins Englische "hier ist es nicht sicher, wir suchen gerade einen Dieb in dieser Gegend. Fahrt uns hinterher und wir führen euch an eine Tankstelle wo ihr sicher schlafen könnt" was? Polizei und dann noch freundlich und besorgt? Verrückt!

    Unter Blaulicht, welches die Polizei hier einfach immer leuchten lässt, werden wir also Nachts zur Tankstelle eskortiert und der Tankwart wird von der Polizei selbst dazu angeordnet auf uns auszupassen. So sicher und behütet sind wir noch nie eingeschlafen.
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  • Day 4

    Kenitra, Rabat-Salé-Kénitra, Morocco

    April 27, 2022 in Morocco ⋅ ⛅ 18 °C

    Um sieben Uhr morgens reißt Jakob von außen die Bustür auf und verkündet den Morgensurf. Halb wach zuckeln wir mit den Bussen zurück zum Polizeieinsatzpunkt der letzten Nacht. Der Schrankenmann der Gated community gibt uns während er gerade mit einem Stock ein paar streunende Hunde verscheucht zu verstehen, dass er auf die Busse aufpasst. Hier ist jeder, der gerade in der Nähe ist auf einmal Parkwart und Beschützer der Busse. Nach einem schnellen Müsli starten wir also den ersten Surf des Tages, also eher ein Paddeltraining bei dem alle 15 Minuten Mal ein Set mit 2 guten Wellen reinkommt. Erst nach ein paar Stunden und mindestens zwei verbrannten Nasen ist es soweit aufgelaufen, dass wir über einer Steinfläche den shorebreak surfen können. "Paddeln, Takeoff, Turn und in die Welle fallen lassen, alles ganz schnell und bloß keinen Köpper versuchen" sind die ermunternden Worte von Felix. Während Benne und ich noch zögerlich in die Wellen paddeln hat Jakob sich schon zwei Finnen am Stein abgebrochen. Sicherheit wird bei uns groß geschrieben.
    Als wir alle wieder im Trockenen angekommen sind suchen wir einen Surfshop, finden aber nur den riesigen Aufbau einer Touristadt. Die Vorbereitungen auf Berge von Touristen. Ein Haus nach dem anderen wird hierauf immergleiche Bauart aus dem Boden gezogen. Einige nur halb fertig und stehen gelassen, als wenn sie keine Lust mehr auf dieses Haus hatten. Im Surfshop der nächsten Stadt gibt es die selben Preise wie in Europa, dieser Teil Marokkos wird nicht für die Mehrzahl der Marokkaner gebaut. Mit einem mulmigen Bauchgefühl wird uns diese klaffende Schlucht zwischen Arm und Reich immer bewusster. Fast schon grotesk sticht ein Kindergarten/Schule/Unigebäude hervor. Nur 20 km weiter besteht die Kindheit daraus in Scharen Tüten an Marktbesucher zu verkaufen und mit 8 Jahren an der Autobahn zu stehen und Kartoffelsäcke zu verkaufen und hier geht das Leben einher als wenn nichts wäre.
    Müde ziehen wir uns von alledem zurück und verbringen den Abend im Bus mit Neoprenanzug flicken, lesen, kochen und einer Surfskaterunde im Dunkeln.
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  • Day 5

    Point Blondin

    April 28, 2022 in Morocco ⋅ ⛅ 19 °C

    Marokkos Wetter ist wunderbar berechenbar. Die Wellen die sich morgens in voller Eleganz an der kleinen Insel immer am selben Punkt in eine schöne linke verwandeln, werden schon ein paar Stunden später verlässlich von 12 bis 24 Knoten Wind herunter gewalzt. Das erst Mal an einem Riff surfen ist gruselig. Wenn man beim Reingehen ins Wasser sich schon fast die Füße an den scharfen Steinkanten zerschneidet mag man sich gar nicht ausmalen wie es wär hier in die unermüdliche Waschmaschine von den ein bis einandhalb Meterwellen in den Schleudergang geworfen zu werden. Gerade durch diesen Nervenkitzel wurde das surfen noch bewusster. Man weiß wenn man nach links paddelt gerät man unausweichlich von seinem stillen Teich in die unaufhaltbare Kraft der alle neun Sekunden erscheinenden Wellen. Jeder der Crew ist mindestens eine schöne Welle gesurft und das lange Softtop von meinem Bruder dient als Ersatzlongboard für ewig andauernde perfekte Wellen. Da man sehr weit surfen konnte war das lange Rauspaddeln das anstrengende an allem (was ein Luxusproblem). Nach der Session dann erstmal Ruhe. Auf dem Dach des Busses konnte ich in Ruhe in kurzer Hose lesen. Heute morgen ist sogar eine Frau hier in kurzen Sachen alleine vorbeigejoggt. Man merkt, dass diese Stadt im Punkt Gleichberechtigung um einiges offener und entspannter ist. Die zweite Session war noch wilder. Die Wellen waren von dem aufgekommen auflandigem Wind ganz kaddelig und unregelmäßiger. Schnell war die Paddelkraft verbraucht und als ich in einem Waschgang mehrmals das scharfkantige Riff streifte langte es mir und ich ging mit einem Souvenir bestehend aus zwei Muscheln im Fuß dann doch lieber raus. Die Jungs hatten ein paar richtig gute Wellen bekommen und abends gab es zwei große Töpfe mit Couscous und Gemüse, welches wir wie immer mit vier Löffeln bewaffnet direkt aus dem Topf mit großen Surfhunger teilten.Read more

  • Day 6

    Casablanca

    April 29, 2022 in Morocco ⋅ ☀️ 22 °C

    Der Frühsurf bot Benne und mir eine neue Challenge. Direkt vom Felsen der Insel in das Lineup springen. Bei jedem Wellental ein, zwei Schritte vor am Riff. An der Kante angekommen muss man auf eine geeignete Welle warten, die am Stein bricht, einem die Füße umspühlt und freundlicherweise den Meerespegel auf ein erreichbares Level hebt und dann nurnoch abspringen und so schnell aus der Riffzone rauspaddeln wie möglich. Augen zu und Sprung. Wie immer enttäuscht uns der Pointbreak nicht, dennoch wollen wir auch in ein neues Abenteuer weiterziehen:
    Casablanca. Schon alleine der Name dieser sagenumwobenen Piratenstadt weckt viele Bilder in unseren Köpfen von großen bunten Märkten und einem wunderschönen Hafen, an dem sich tausende Händler unterhalten und gemeinsam mit einem tiefen Seemannslachen die nächsten Routen planen. Dieses Traumreiseziel Nummer eins von Kreuzfahrtschiffen können wir nicht auslassen. Ins Navi tippen wir nur schnell Hafen ein und es leitet uns geradewegs in die schmerzhaft genaue Realität der Stadt: zum Industriehafen.
    Casablanca. Eine 3 Millionen Einwohnerstadt, in der statt zu Blinken gehupt wird, dieses Konzert der Disharmonien nimmt einem den Kopf in die Greifzange. In welcher sich dreimal so viele Menschen als in Köln auf engsten Raum einen Platz suchen. In welcher der Smog schon sichtbare Schlieren vor der nächsten Hausreihe zieht und dich große traurige Straßenbabyaugen angucken. Tausende Autos auf sechsspurigen Straßen hupen sich jede Sekunde ihren Weg frei. Die Stadt wirkt noch fremder, da durch Ramadan keine Cafés oder Restaurants geöffnet sind, wir Bahnen uns hungrig den Weg weiter in die Stadt. Und dann kommt der Königspalast. Eine riesige Fläche die keiner betreten darf nur für die Auffahrt. Eine Fläche der Größe eines Gutshofes nur für einem Mensch inmitten dieser überlaufenden Stadt. Haushohe Bourganvillen und Hibiskuspflanzen ranken sich ihren Weg an der Fassade hoch. Bäume, Blumen und Springbrunnen bilden einen umzeunten und bewachten Park der Ruhe. Gleich daneben ein kleiner Markt unter prunkvoll verzierten Torbögen, in welchem schöne Roben und Kleider dich in allen Farben schimmernd anleuchten. Straßenbäume, die mehr Orangen als Äste tragen. Und auf einmal diese Ruhe, die anscheinend nur für Reiche langt. Genug gesehen von Casablanca.
    Als Ausgleich suchen wir uns einen Spot außerhalb zu welchem man nur über Sandwege gelangt. Direkt am Meer und so wenig Bebauung wie möglich. Hier ist es fast wie Urlaub von der Stadt. Wir machen Dünenweitsprünge und warten über die von der Ebbe aufgedeckten Riff Landschaften, während die Sonne schneller als zu Hause am Himmel herunterfällt.
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  • Day 7

    Tapetenwechsel

    April 30, 2022 in Morocco ⋅ ☀️ 26 °C

    "did you sleep here?" fragte der Polizist, der wie in einem schlechten Hollywood Film mit seinem Quad über den ganzen sonst leeren Strand geprescht ist, bevor er Theaterreif in Slowmotion seine Fliegersonnenbrille abnahm. "Äahh yeah?" Versuchte ich die abstrakte Situation erstmal im Kopf zu sortieren "what's Ähh yeah?" "Yes we sleep here" half Jakob mir aus "it's Dangerous place, you better sleep where we can watch you" kam sofort als Antwort, als hätte das hier jeder Polizist in seiner Ausbildung als Begrüßungsformel auswendig gelernt. "Alemania?" Wir nickten und sein Pokerface wurde zu einem großem Lächeln und zusammenhangslos kamen die Worte "Schnurrbart.... Ehhhhmm.. isch libe dich... Schön" wir lachten und er fuhr einfach wieder weiter. So ähnlich war bisher jedes Gespräch mit der Polizei.
    Wir entscheiden uns für einen Tapetenwechsel, vom Meer in das Paradies für alle Kletterer, das Arco Afrikas: Taghia.
    Sechs Stunden Fahrt durch immer heißer und brauner werdende Landschaften. Der Bus wird ordentlich warm und nach einer besonders huckeligen Piste blockieren der erste und zweite Gang, aber nach ordentlichem Rütteln am Schalthebel geht's schon wieder, eine Mechanikerin der Meisterklasse ist hier am Werk. Nachts stehen wir wieder an einer Tankstelle und genießen auf dem Dach des Busses den Sonnenuntergang.
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  • Day 8

    Taghia

    May 1, 2022 in Morocco ⋅ ☀️ 15 °C

    Mein Bus entscheidet heute wann wir frühstücken. Das zweite mal müssen wir am Straßenrand halten, da der Motor beim Versuch das Atlasgebirge hochzujuckeln komplett überhitzt. Das ist mal die Entschleunigung pur. Warum wir den überhaupt bis zur Schneegrenze auf 2000 hm hochquälen? Weil wir selten länger über einen Plan nachdenken.
    Im Bergdorf angekommen fragen wir den einzigen Polizisten im Dorf, der gerade vor der Wache schlief, wo wir überhaupt das Klettergebiet finden. Er versteht nur leider kein Stück Englisch und ruft einen Kumpel der im Dorf wohnt an. Saïd kommt eine Stunde später auf seinem Motorrad angeknattert. "Ahh hello Friends, Just follow me, i will buy food for us on the market and then we go" anscheinend haben wir gerade durch Zufall einen Tourguide, ein Hostel und einen Koch in einer Person gefunden. Er versichert uns, dass die letzten drei Kilometer eine "easy Road" sind aber vorsichtshalber lasse ich Møre im Dorf stehen. Die nächste Stunde lernen wir eine ganz neue Definition von dem Wort 'Straße' kennen, welche alle bisherigen Wege hier wie neu geteert und frisch poliert erscheinen lässt. Während hinten im Bus die Einrichtung Loopings schlägt klammere ich mich Dank des fehlenden Autositzes wechselnd an der Küche und dem Bett fest. Auf den abenteuerlustigen Kurven, welche ohne Begrenzung einfach in eine Steilwand enden, müssen wir noch circa 15 Eseln ausweichen, bis die Straße einfach endet und das unser Parkplatz sein soll. Ab dann läd Saïd die Einkäufe auf zwei Esel und fragt uns stark verunsichert ein drittes mal, ob wir wirklich selber unsere Sache tragen wollen. Kurz darauf schwingt er sich selbst auf der Esel ruft "Ramadan its hard" und wir wandern eine weitere Stunde durch eine wunderschöne unberührte Lanschaft. Bis zu einem kleinen Dorf aus Lehm und Steinhütten inmitten perfekter Kletterwände aus rot und lila Kalkstein. Saïd ist sein ganzes Leben noch nicht aus Marokko heraus gekommen aber nächste Woche fliegt er in die Schweiz, Jahrelange Gäste von ihm haben ihn eingeladen. Ab jetzt leben wir im Paradies. Uns wird Tee serviert und wir haben die erste Dusche seit zwei Wochen. Der Ausblick aus dem Fenster ist verrückt und mit einem alten Kletterführer von Saïd schmieden wir schon tausende Touren. Nach einem Sparziergang zu den Routen wissen wir es sicher: mehr Glück hätten wir nicht haben können und das nur weil der Polizist kein Englisch konnte.
    Saïd und sein Bruder Lahsan kochen uns abends noch Suppe, danach Tajine und bringen frische Orangen als Nachtisch. Kugelrund und glücklich sind wir schon um 21 uhr komplett fertig.
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  • Day 9

    Ausversehen Trad klettern

    May 2, 2022 in Morocco ⋅ ☀️ 14 °C

    Lahsal zu verstehen ist wie in einer endlosen Runde Activity gefangen zu sein. Er spricht ein bisschen Französisch, ein bisschen Spanisch und mischt beide willkürlich. Manchmal bin ich mir bei seinem starken akzent nicht sicher ob er einfach arabische Wörter anders betont. Benne kann Bruchstücke Französisch, ich rudimentär Spanisch und Jakob und Felix versuchen die pantomimischen Elemente zu deuten. Als Team ermitteln wir beim Frühstück, dass er uns zum Klettergebiet führt und uns zugucken möchte. Said hatte uns gestern eine "leichte und gut durchgebohrte Route" hinter dem Hausberg empfohlen. Das wir nicht wieder auf sein Verständnis von "easy Route" vertrauen sollten dämmerte uns erst als wir eine Stunde später schon beim Zustieg zur Route ins straucheln kommen. Schon alleine der Weg hätte der 3.-4. Grad sein können. Wir queren mehrmals einen Fluss, klettern über Felsen und schlagen uns durch das Gestrüpp, ist halt ne "easy Road".
    Angekommen sehen wir in den ersten 60 Metern genau drei Haken... Danach ehhm joar, gucken wir Mal was noch kommt.
    In einer vierer Seilschaft klettert Felix den Vorstieg, danach holt er Jakob und mich über Halbseile nach und Jakob hat ein weiteres Seil für Benne am Gurt. Im ersten Stand sichere ich Benne hoch und Jakob sichert den nächsten Vorstieg von Felix, welcher um eine Ecke verschwindet. Ein einziges Seilchaos. Im Nachstieg der zweiten Seillänge sehe ich erst wie Felix Sicherungen gelegt hat: hups, ausversehen im traditionellen Stil gelandet. Hier ist nichts mehr gebohrt, auf sechsig Metern finde ich einen wackeligen Friend und einen Baum der kunstvoll mit einer 120cm Schlinge umwickelt wurde, muss reichen... Easy Route.
    Nach dem Abseilen wacht auch Lahsal wieder auf, der unten in Ruhe einen geraucht hatte. "Crimpar Alex Honold". Anscheined waren wir potenziell die 2 Seilschaft nach Erstbegehung. 1h und 5 Bachüberquerungen später finden wir uns vor dem lokalem Sportklerttergebiet wieder. Jakob verliebt sich sofort in einen streunenden Hund und wir beginnen mit der ersten route 4b (erstes mal Vorstieg). Danach 5b und zuguterletzt jagen die 3 mich noch eine 6b hoch. Auch diese komme ich dank meines sauberen Kletterstyles mit einem Waghalsigen Sprung und blutenden Beinen hoch. Nach dem wir Jakob und Felix zum zweiten mal erklären, dass sie nicht einfach Hunde einstecken können geht es zurück zu einer Tajine mit Pommes obendrauf.
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  • Day 10

    Hups Erstbegehung

    May 3, 2022 in Morocco ⋅ ⛅ 11 °C

    Das Unmögliche ist wahr geworden: wir haben den Tag im Voraus gut geplant! In zwei Seilschaften soll es in eine sieben Seillängen und 270 hm lange Tour gehen. Voller Motivation brechen wir morgens um 8 Uhr auf und gehen zur Route, also steigen zur Route auf, also rutschen über 150 hm Geröll hoch und dann noch durch einige Büsche und warte mal hier ist gar kein Weg mehr und wo ist Felix? "Ich glaube ich hab die Tour gefunden" ruft Jakob um 10 Uhr endlich vom Fels "hier sind zwar 6 Klebehaken drin und nicht 2 Schlaghaken aber die ist es" kurz danach hört man Felix 100 Metern höher hinter Büschen und Geröll "ich hab die Route gefunden, ich sehe zwar keinen Haken aber die müsste es sein" abenteuerlustig wie wir sind steigen wir natürlich bei Felix ein. Nach nur einer Seillänge wird klar: das ist nie und nimmer unsere Tour. Felix hat somit spontan seine erste Erstbegehung mit uns gemacht! Wir geben auf unsere Route zu finden, denn es wird allmählich zu spat um noch in eine 270m Wand einzusteigen und es warten hier noch tausend schöne Orte die wir sehe wollen. Spontan wie immer steigen wir am laufenden Seil in einen Canyon.
    Wie Alice im Wunderland stehen wir auf einmal in einer Märchenwelt. Zu beiden Seiten ragen große in vielen Farben leuchten Steinwände in den Himmel, in der Mitte ein kleiner Bach, der über hunderte und tausende von Jahren den Stein ganz glatt geschliffen hat. Grüne Lichtungen und kleine aus zwei Ästen gebaute Brücken begegnen uns immer wieder. Kletterreien, wie ich sie noch nie erlebt habe. Hier und da mal ein Boulder, 1 oder 2 mal sehe wir sogar Kletterrouten as dem Canyon starten (Projekte für die Zukunft ^^). Plötzlich stehen wir vor einem 10m hohen Findling, welcher in 5m Höhe zwischen den Wänden klemmt und mit weiterem Geröll unterspühlt den Weg versperrt. Wir nennen ihn Gandalf, denn an Gandalf kommt man nicht vorbei. Wir wollen fast umkehren, bis wir ein Schlupfloch finden, welches einen Vorstieg durch ein Loch und außen am Blick vorbei erlaubt. Gurte an und ab durch das 50cm Loch. Oben angekommen und atemberaubende Stein Topographien später der Horror: bei einem besonders glatten Boulder bin ich schon fast auf der anderen Seite aber mein Fuß rutscht und der andere auch und Felix versucht noch meine Hand zu greifen, aber zu spät. Wie in Zeitlupe falle ich... und stehe eine Sekunde später pitschnass im hüfthohen Wasser. Nichts passiert, es ist nur eiskalt. Die Beine zittern schon vor Anstrengung beim Rückweg und ich Seil mich das erste Mal freihängend von dem Findling ab. Ich glaube mehr Adrenalin als auf dieser Canyontour kann mein Körper gar nicht produzieren.
    Todmüde und dauergrinsend kommen wir wieder zu Saïd zurück. Stromausfall bedingt singen wir mit ihm Lieder im Kerzenschein, essen Tajine und reden mit ihm über die Weltpolitik, über die er erstaunlicherweise bestens aufgeklärt ist.
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  • Day 11

    Der letzte Tag Taghia

    May 4, 2022 in Morocco ⋅ ☀️ 10 °C

    Schon fast melancholisch gehen wir noch einmal den kleinen grünen Weg am glasklaren Bewässerungsbach entlang. Wie verlaufene Seiltänzer balancieren wir auf der schmalen Mauer über dem Fluss entlang. Im Klettergarten erklärt Felix mir den ganzen Ablauf einer Mehrseillänge und dann die große Challenge: ich gehe das erste Mal in den kompletten Vorstieg, baue oben einen Stand und hole Felix mit einem Halbmastwurf nach. In drei Tagen habe ich mehr durch Zufall als geplant alles vom Klettern kennengelernt und bin jetzt bereit für Arco im Sommer.
    So langsam freunde ich Nordlicht mich mit den Bergen an, ich hätte Lust mal auf einen hinaufzusteigen, warum nicht einfach auf den höchsten Berg Nordafrikas? Ohne Training und ohne Bergerfahrung.... Aaaach wird schon gutgehen.
    Nach einem letzten Tee bei Lahsal steigen wir also ab und waschen noch schnell unsere Wäsche im Fluss.
    Nachts dann unser altbekanntes "you can't sleep here" Problem. Dieses Mal geleitet uns ein älterer Mann auf einem Mofa, der im Vorbeifahren helfen wollte, zu der Wache eines Staudammes, bei der wir wohlbehütet im dauerbrennenden Flutlichtscheinwerfer schlafen können. Uns will hier jeder in Watte packen, sodass den ersten Touris nach zwei Jahre Covid bloß nichts passiert.
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  • Day 12

    Imlil

    May 5, 2022 in Morocco ⋅ ☀️ 16 °C

    Spontan lassen wir den geplanten Pausetag ausfallen, braucht ja keiner, und fahren direkt nach Imlil weiter. Man mag es kaum glauben, aber dieses mal haben wir wirklich etwas nachgedacht und Møre vor dem Anstieg stehen gelassen. An einer Tankstelle wartet sie jetzt ganz alleingelassen drei Tage auf uns.
    Zwischen ein paar schaukelden Wäscheleinen darf ich nun die nächsten 40 Minuten Berg rauf und runter ohne Sitzplatz Achterbahn spielen. Die Gegend wird zunehmend karger und das Klima wird merklich wärmer, willkommen in Afrika.
    In Imlil angekommen sind wir wieder von dutzenden Verkäufern umzingelt. Noch im Auto sitzend werden wir angehalten und uns wird ein Guide für den Toubkal angeboten und ein Campingplatz und noch eine Jacke obendrauf.
    Es ist auch das erste Mal das wir andere Touris sehen, die wie kleine Ameisen durch den engen Gassen pilgern. Jeder hier hat einen Bruder der zufällig Guide ist und immer günstiger werden uns Leute angeboten. Irgendwie wirkt das ganze sehr fishi und wir holen uns lieber einen offiziellen Guide um vor dem Toubkal durch die Polizeistellen durchzukommen. Seit einem Vorfall vor 4 Jahren, bei dem 2 Touristinnen von radikal gläubigen geköpft wurden ist es Pflicht hier mit einem Guide hochzuwandern. Sogar im offiziellen Büro wird gehandelt, statt 1200 MAD zahlen wir nurnoch 1000 und bekommen einen Stellplatz für das Auto. Dieser ist über eine easy Road zu erreichen... Das kann ja was werden. In der ersten Kurve hängt schon der erste Reifen in der Luft und dreht durch, während die anderen drei versuchen in gefühlt 80 Grad Steigung halt zu finden. Aber wir schaffen die Straße und schlafen zu viert wie die Sardinien in einem Bus ein.
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