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- Apr 26, 2022
- ⛅ 16 °C
- Altitude: 26 m
- GibraltarGibraltarBritish War Memorial36°8’27” N 5°21’16” W
Gibraltar
April 26, 2022 in Gibraltar ⋅ ⛅ 16 °C
Carlos, ein Mann den man nicht mit einer Adresse, sondern nur mit Koordinaten findet. Eine Legende unter schwäbischen Wohnmobilfahrern. Carlos hatte Recht, denn die Fähre für die er uns in einem versteckten kleinen Lädchen am Ende der europäischen Welt unsere Tickets verkaufte, kam wirklich 6 Stunden zu spät. Händefuchtelnt und mit vielen aufgeregten spanischen und zwei deutsche Wörtern erklärte er, dass wir uns einfach in den Schalter stellen sollen und dort in Ruhe schlafen gehen können. Die werden uns schon wecken müssen, wenn sie aufmachen wollen. Um 2 Uhr Nachts dann das große Klopfen am Bus und nur drei Stunden später steht der kleine weiße Bus aus den Neunzigern zusammen mit zwei übermüdeten blonden Deutschen in Afrika. Bis sechs Uhr morgens gleicht die Fahrt auf den Schlaglöchern, die mal eine Straße darstellen sollten, einer Achterbahntour für die man sich nie gemeldet hat. Zur Mittagszeit erreichen wir die anderen. Nach einer Sufsession und einem Araber der mich ohne Grund mit Brot abwarf geht's auch schon auf den ersten Markt. Ruhig, klein und irgendwie sehr sympatisch. Vier mit schwarz zerfledderten Bauplanen überdeckte Holzpfähle bildeten einen Laden. Drinnen saßen Frauen mit Kopftuch und wahlweise 2-8 Zähnen. Die Sonne schien durch die Planenlöcher auf Tomaten, Orangen, Eier und frische Milch. Für 100 Diram kauften wir von fast der kompletten Auswahl etwas und fuhren direkt auf unseren ersten kompletten Kulturschock zu. Der zweite Markt war anders... Ganz anders. Zwischen hupenden Motorrädern und hunderten Marokkanern spielte sich auf dem Stadtmarkt ein Chaos mit seiner ganz eigenen Choreographie ab. Mittendrin immerwieder kleine Läden die einfach nur aus ein paar Kisten auf dem Boden bestanden. Schuhe, Brot, Wasser oder angemalte lebende Kücken, alles war da und alles war laut. In diesem Chaos kommt ein kleiner Mann auf uns zu und schenkt uns ein strahlendes zahnloses Lächeln. Auf gebrochenem Deutsch erzählt er uns dass er Achmet heißt und mal auf einem Schiff in Bremen gearbeitet hatte. Er möchte uns den Markt zeigen, aber wir "nur gucken, zeigen, Achmet reden". Und so folgten wir unserem neuen Tourguide zum Herzens des Trubels. Schnell bildeten sich in den kleinen Planenüberdeckten Gassen Kinderscharen um uns, welche uns Plastiktüten verkaufen wollten. Ihnen folgte eine alte Frau, welche Besenfurchtelnd die Kinder von uns abhielt. Nach nur zwei Gängen gab die Reizüberflutung uns den Rest und wir flohen wieder nach draußen, zu den Bussen und ließen Achmet und den Markt dutzende Kilometer hinter uns. Im Sonnenuntergang stellen wir uns an die Straße vor unserem nächsten Surfspot. Die Gegend ist das komplette Gegenteil von allem bisherig erlebten. Eine Gated Community in der Nähe von Rabbat mit schicken Unis und europäisch aussehenden Villen. Die Schere zwischen Arm und Reich konnte kaum größer sein als hier.
23 Uhr, Blaulicht, energischer Klopfen am Bus, durch die Fenster sin zwei Polizisten erkennbar "oh ne, gaaar kein Bock, will der Tag denn nie enden". Aufs Schlimmste gefasst bereiten wir schon alle Ausreden vor, warum wir denn gerade hier an der Straße Wildcampen.
Um mit uns zu sprechen hält die Polizei einfach den nächsten vorbeikommenden Wagen an und der Fahrer übersetzt ins Englische "hier ist es nicht sicher, wir suchen gerade einen Dieb in dieser Gegend. Fahrt uns hinterher und wir führen euch an eine Tankstelle wo ihr sicher schlafen könnt" was? Polizei und dann noch freundlich und besorgt? Verrückt!
Unter Blaulicht, welches die Polizei hier einfach immer leuchten lässt, werden wir also Nachts zur Tankstelle eskortiert und der Tankwart wird von der Polizei selbst dazu angeordnet auf uns auszupassen. So sicher und behütet sind wir noch nie eingeschlafen.Read more