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  • Von russischen Bären und...

    July 27, 2018 in Estonia ⋅ ☀️ 23 °C

    ... deutsch-baltischen Gutsherrn

    Ein wunderschöner Sonnenuntergang beendete den Abend, bis die Jugendgruppe auf dem RMK Campingplatz die Nacht zum Tag machte und gefühlt die ganze Nacht auf Wanderschaft war und einen Ort der eigentlich totalen Stille in eine Partyzone verwandelte. Irgendwann schläft man aber trotzdem ein. Die Phase der Dunkelheit ist ja nach wie vor relativ kurz.
    Heute haben wir dann eine kreuz und quer Tour an der Ostsee und im Hinterland gemacht. Zuerst waren wir im blitzsauberen und sehr neu wirkenden Käsmu an einer langgezogenen Bucht direkt an der See. Von dort wechselten wir ins Inland nach Palmse, einem gut erhaltenen und gleichzeitig grössten Gutshof in Estland. Der Eintritt ist mit €9 für hiesige Verhältnisse sehr teuer. Zu besichtigen waren sowohl die Gebäude als auch der grosse Zier- und Nutzgarten. In der Schmiede begrüsste uns ein russisch-estnischer Bär von einem Mann, der einen Händedruck wie ein Schraubstock hatte und uns auf deutsch - vermutlich vor Langeweile - so ziemlich jedes Werkzeug und Waffenstück, was dort zu finden war, einzeln erklärte. Der Mann trug eine Cordhose, hohe Stiefel, dafür kein Hemd ausser seiner bärenmässigen Behaarung und eine Schürze und sah ein wenig aus wie "Quasimodo". Ein lustiger Geselle, der zum Abschied noch meinte, bevor er nach Hause führe, würde er immer erst 1 Liter Alkohol trinken, damit die Hände nicht zittern. Wieso glaubt man ihm das bloss? 🤔
    Drinnen im Gutshaus dann das Gegenteil, feines Porzellan, feine Möbel und Stoffe sowie Gemälde. Alles erzählt von einer erfolgreichen Zeit dieses grossen Betriebes unter Leitung der deutsch-baltischer Familie von der Pahlen in einer anderen Zeit, wie aus einer anderen Welt. Ein Teil der Gebäude wied heute als Hotel und Restaurant genutzt. Damals hatte das Gut sogar eine eigene Brauerei, Destillerie, Wäscherei und eine Orangerie. Im Garten stehen viele Obstbäume. Davon haben wir übrigens die letzten Tage unzählige an den Strassen und Privatgärten gesehen.
    Die estnisch vornehme Zurückhaltung, um es politisch korrekt auszudrücken, sorgt allerdings nicht gerade für viel Umsatz. Gastfreundschaft muss hier überall im Land noch trainiert werden.
    Der kleine Einkaufsladen am Parkplatz verkauft uns aber noch zwei Kardamom-Schnecken.
    Wir fahren weiter auf der Suche nach einem gemütlichen Platz für die Mittagspause. Wir werden in Vösu am Wasser fündig, wo wir so parken können, dass wir direkt auf den Badestrand blicken, an dem schon wieder reger Betrieb herrscht.
    Der Nachmittag gehört dann einer Wald-Strand-Wanderung in Altja. Eine wunderschöne Stimmung im lichten Kiefern- und Pinienwald. Der Ort selber besteht aus alten und renovierten Fischerhäusern.
    In Vainupea, am östlichen Rand des Lahemaa Nationalparks, finden wir dann unseren Platz für die Nacht, wieder direkt hinterm Strand. Aber nicht ohne vorher in der - an dieser Stelle deutlich kälteren - Ostsee zu baden. Diesmal eine echte Erfrischung...
    Laut Infotafel am Parkplatz soll es hier übrigens nicht nur Wildschweine, sondern auch Braunbären geben!
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