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  • Day 7

    Nirgendwo in Namibia...

    December 13, 2019 in Namibia ⋅ ☀️ 30 °C

    Ein sehr gutes „Omelette Full House“ gegessen, Koffer gepackt, ausgecheckt und für die längere Variante (gemäß Route) „über Südafrika“ entschieden. Uns standen zunächst einmal 200 Kilometer Schotter/ Sandstraße entlang des Canyons bevor, das aber in einer unglaublich Umgebung. Unendliche Weiten, unglaubliche Farbspiele und ab und zu Strauße und andere Wildtiere. Zudem absolute Stille. Wir folgten einer unendlichen Straße, die jedoch neben den Plateaus und Wüstenpassagen selber winzig erschien. Auf den ersten 200 Kilometern kamen uns vlt. 8 Autos entgegen. Random fact: In Namibia grüßt man sich als Autofahrer immer, wie die Motorradfahrer in Deutschland- cool 😎. Diese „Freundlichkeit“ sollte uns später noch helfen.

    Aber zunächst einmal wollten wir vorsichtshalber tanken - denn stehen bleiben hier in „middle of no where“ ist keine Option, vorallem ohne Handyempfang. So nahmen wir einen kleinen Umweg nach „Ais Ais“ (...baby), einem kleinem Dorf am Ende des Canyon, in Kauf. Dies stellt zugleich ein Resort und Nationalpark dar, sodass wir nur 20 Minuten Zeit hatten, bevor wir eine „park fees“ hätten zahlen müssen, aber alles easy. Während eine Frau unser Auto betankte und unsere Scheiben putzte - Standardprozedere in Namibia, vergnügte ich mich mit einer Runde Fussball mit den einheimische Kids. Diese staunten nicht schlecht und fragten, ob ich für Bayern oder Dortmund spielen würde, ich meinte: „Nein, für die Krumme Ebene“, das kannten die Kids nicht. Da unsere Zeit begrenzt war, verabschiedeten wir uns und hinterließen bei den Kids nur die Erinnerung einmal in ihrem Leben mit Zimbo von der Krummenen Ebene gespielt zu haben.

    Back on the track wurde die Landschaft auf einmal grüner. Wir kamen zur (natürlichen) Grenze zu Süd Afrika, die durch einen Fluss markiert wird. Diesen Fluss sollten wir innerhalb Namibias folgen, einfacher gesagt, als getan. Nach ca. 15 Minuten entlang des Fluss ertönte ein Geräusch, welches Jeanine und mir kalt den Rücken runter laufen ließ. Wir wollten es nicht wahrhaben, hielten an, lauschten und fuhren wieder an - Tatsache, ein kurzer Check bestätigte: einen Platten in „middle of no where“. Kein Problem, ich arbeite in der Automobilindustrie, dachte ich, Jeanine dachte: „Wir sind verloren“!

    Das Szenario beklemmend, rechts Berge, Links Gestrüpp und auf einmal zu all dem Übel: Affengeschrei. In 30 Meter Entfernung tauchte auf einmal 10 Baboons, die bekannt sind Ärger zu machen, auf. Unsicher, ob die Affen über uns herfallen würden, kam die nächste Überraschung.
    Tatsächlich, ein anderes Auto hinter uns. Das Auto hielt und ein netter 60 jähriger Namibier stieg aus und rief: „oooh, you got a flat? - I am in a hurry, but you need some help?“ Gerne nahmen wir die Hilfe an und hatten in wenigen Minuten den Reifen gewechselt. Auch währenddessen zogen die Affen weiter. Der Mann stellte sich als Philip vor bedankte sich, dass er helfen durfte und war schon wieder weg ehe wir Danken konnten.

    Dann begann der spannende Teil, 260 Kilometer to go und jeder weitere platte Reifen, hätte ein Liegenblieben im Nirgendwo ohne Empfang bedeutet. Die Stimmung angespannt, die Hände nass, der Mund trocken - außer man nahm einen Schluck Wasser. Wir folgten einem Art Gebirgspass, der vermutlich das Ende des Canyons bedeutete und hofften auf Empfang und eine geteerte Straße. Doch nichts...
    Ich tröstete Jeanine, umarmte sie mit meinen starken Armen, während ich das Auto mit den Füßen lenkte und ging schon einmal instinktiv im Kopf durch, wie wir unser Wasser und Proviante im Falle der Fälle aufteilen sollten. Meine Jahre langes Training im Zeltlager sowie du unendlich vielen Überlebens Dokus auf DMAX sollten sich endlich bezahlt machen. Ich war bereit.
    Doch zunächst einmal stieg ich aufs Dach, um die Wahrscheinlichkeit, Empfang zu erhalten, zu erhöhen - weiter tröstete ich Jeanine und lenkte nur noch mit dem rechten Fuß unseren angeschlagenen Jeep. Ich sollte recht behalten, wir hatten etwas Empfang. Ich hielt an und stieg auf das Dach, um den Notruf abgeben zu können immer ungewiss, ob dieser ankam, da die Verbindung so schlecht war! Als Rückmeldung hörte ich nur „Aus“ ... „Aus“ - Jeanine schrie: „es ist aus, es ist aus um uns! Ich beruhigte sie und erklärte, dass wir weiter zur unserer nächsten Unterkunft in „Aus“ fahren sollten. Ich lügte, ich wusste es nicht...
    Ich manövrierte das Auto durch die engen Gebirgspässe, entschied mich instinktiv gegen die Route des Navis und sollte auch hier recht behalten. Wir hatten es geschafft, wir erreicht die Hauptstraße: asphaltiert und mehr befahren als die Schotterpiste zu vor. Jeanine war vor Erschöpfung eingeschlafen, ich brachte sie sicher die letzten 150 Kileter zur Unterkunft und war auch erleichtert so etwas in meinen Erfahrungsschatz auf nehmen zu können!

    Jeanines Version:

    Wir wechselten den Reifen mit der Hilfe von Phil, fuhren der Straße entlang bis wir Empfang hatten, meldeten den Platten und erhielten die Information bis zu unserem nächsten Unterkunft zu fahren, um dann dort am nächsten Tag den Reifen zu wechseln.
    Frauen übertreiben gerne maßlos, wenn ihr mich fragt!

    Nun gut, weiter im Text. In der Rezeption trafen wir auf einen alten bekannten, Philipp, der uns zuvor geholfen hatte: „you made it“ rief er und grüßte und herzlichst.
    Nachdem ich der Empfangsdame unser Erlebnis prägnant und kurz schilderte, entschied sie kurzer Hand, dass wir ein Upgrade erhalten sollten. Und zwar schickte sie uns ins „Eagles Nest“ - wir musste noch einmal 7 Kilometer von unserer eigentlich Destination auf uns nehmen, um diese „life time experience“ erfahren zu dürfen.

    Unsere vorherige negative Erfahrung war wie weggeblasen. Wir folgten einer reinen Sandstraße und das erste was wir sahen, eine Straußen Familie, die die Straße direkt vor uns querten. Wir wurden an den unteren Teil eines Berges geführt, der sich langsam in die Savanne ausrollen lies. Durch die Savanne ziehte sich ein Zuggleis, das sich in den fern liegenden Bergen verlief. An unserer Hütte: Mountain View angekommen, staunte wir nicht schlecht, welch ein Ausblick und welch ein Hütte, direkt in den Stein gebaut. Drinnen fanden wir ein Mobiliar, wie in den romantischsten Filmen - alles aus Holz und Stein, die Dusche in den Stein gemeiselt, der Ofen für kältere Monate und um uns herum, wie so oft nur der Wind zu hören. Wir hatten uns vorher an der Rezeption mit Barbecue Sachen eingedeckt und wollten den vor dem Haus aufgestellt Grill ein in Afrika sogenanntes Braai veranstalten. Selbst ist der Mann und so machte Jeanine das Feuer. Wir genossen - perfect getimed - unser erstes Braai bei einem wunderschönen Sonnenuntergang. Die untergehende Sonne tauchte die gesamte Landschaft in rot und wurde schließlich von den hellleuchtenden Sterne abgelöst. Mit diesem Bild in unseren Köpfen gingen wir ins Bett und freuten uns schon auf die nächsten Tag.
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