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  • Day 5

    Zurück in die Zivilisation - Lugo, Tag 4

    August 22, 2018 in Spain ⋅ ☀️ 22 °C

    Der heutige Tag beginnt genauso, wie er später am Abend enden wird: Mit einer richtig guten Mahlzeit, was laut Josef, sehr typisch für Galizien ist. Es gibt zum Frühstück diesmal nicht nur sportlergerechtes Essen, unser Koch (!) bereitet uns auch den Kaffee zu, bäckt Pancakes mit Sahne und Schokolade oder Omlette auf Wunsch. Aber wir machen die Radtour ja nicht zum Abnehmen... ;-) Erneut bemerken wir beim Losfahren, dass wir deutlich über den Wolken sind und halten direkt nach dem Losfahren für erste Fotos an - man kann sich an diesen wolkengefüllten Tälern im Sonnenschein einfach nicht satt sehen. Das folgende Eintauchen in der Abfahrt...brrr....in unseren kurzen Shirts wird es doch empfindlich kalt - und ich suche vergeblich den Scheibenwischer auf meiner Radbrille, fast so schlimm wie Regen. Zuverlässig wechseln sich jedoch Berg und Tal ab und jedem Frösteln bergab folgt ein "erholsames" Aufwärmen bergauf; nach zwei Stunden fühle ich mich fast wie beim Saunieren... Wir nutzen die Wolkenlandschaft noch für diverse Fotosessions und machen schließlich eine kleine Pause in Baleira. Ungefähr die Hälfte des Weges liegt hinter uns und die Sonne entscheidet sich nun endgültig, alles Wolken zu vertreiben und wird uns jetzt sehr schnell bis auf 30 Grad aufheizen. Nachdem wir ein letztes Mal wieder fast 5 KM bergauf strampeln geht es durch den Wald 100% kuhfladenfrei bergab - eine herrliche Abfahrt durch duftende Kiefernwälder entlohnt für die Mühen des Aufstiegs. Wir halten in Vilabade an der Kirche, eigentlich nur um uns eine Stepmpel für das Pilgerbüchlein abzuholen und bekommen eine 15-minütige Führung durch und über die Geschichte der Kirche, die einen geradezu riesigen Holzaltar besitzt, der die gesamte Frontseite des Kirchenschiffs einnimmt. Einfach so, weil die Frau, die die Büchlein stempelt grade Zeit hat, supernett! Wir brettern dann noch ein paar Minuten bis nach Castroverde runter und treffen dort einen anderen Radpilger, dessen Wege wir reglmßig seit 2 Tagen kreuzen. Er will auch nach Lugo und so fahren wir zusammen kurz durch den Ort. Allerdngs wollen wir noch kurz die Burg anschauen (also eher ich als Josef...), aber die entpuppt sich als nicht ausgeschilderte beinahe-Ruine, ziemlich enttäuschend. Das obligatische Mittags-Radler mit kleinen Tappas lassen wir uns trotzdem schmecken. Josef klärt mich auf, kleine Tappas, also wirklich einfache Dinge, gehören in Galizien praktische automatisch zu den Getränken dazu. Die restlichen 25 KM bis nach Lugo sind landschaftlich zwar angenehm, aber nicht wirklich interessant. Es ist eine Feld- und Landwirtschafts-Gegend, die so auch in Hessen oder, laut Josef, auf der schwäbischen Alb anzutreffen sein könnte. Die KM plätschern so hin, kleine Hügel rauf und runter und schließlich sind wir in Lugo. Ein paar KM vor Lugo treffen wir übrigens unseren "Mit-Radpiler" erneut - während wir in der Bar saßen hatte er einen Platten, dumm gelaufen, äh, gefahren ;-)
    Dasübliche Duschen-Auspacken-Klamottenwaschen Brimborium folgt und, relativ früh entern wir die Stadt und gehen auch früher als sonst essen. Lugo besitzt römische Wurzeln und die umlaufende Mauer um die Altstadt ist komplett begehbar. Das ist natürlich auch Touri-Zone und so suchen wir außerhalb der Mauern ein Restaurant. Perfekt: "Fondsagrade" verspricht typische galizisches Essen und da das der Name des Ortes ist, aus dem wir heute hergefahren sind, nehmen wir das als gutes Zeichen. Das Zeichen war übrigens wirklich gut: "Typisch galizisch" heißt nicht unbedingt Pulpo Gallego, sondern auch riesige Steacks bis in den 1000g-Bereich. Ich nehme beischeiden ein 600g-Steak mit Menü 4, dazu zwei Bier und Kuchen von der Oma - so einfach kann Radlerglück sein. Das Fleisch ist hervorragend, der Kuchen der Oma ein Gedicht und der ganze Rest drumherum einfach Klasse. Die Überraschung kommt mit der Rechnung: Wir beide zusammen zahlen für alles auf den Kopf 30 EUR. Ich hinterlasse ein dickes Trinkgeld auch wenn Josef die Nase mehrmals rümpft, dass 2,50 für Spanien deutlich zu viel seien.
    Diese Etappe hatte rund 60 KM für uns - und erstaunlicherweise um die 1400 Höhenmeter. Wir befinden uns gefühlt immer mehr im Training, vergliichen mit den Höhenmetern der ersten Etappe geht das nun schon deutlich lockerer "von der Wade" auf wenn uns insgesamt die gestriger Beretappe heute noch reichlich in den Beinen gesteckt hat. Wir freuen uns jedenfalls auf die letzten 100 KM, die insgesamt ein deutlich leichteres Berprofil haben.
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