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  • Day 78

    Bogota: Unser Start in 2017!

    January 10, 2017 in Colombia ⋅ ⛅ 18 °C

    Ja und so verstreichen die ersten Tage in 2017 mit Joggen, Spazieren im botanischen Garten und in den zahlreichen Parks von Bogotá gemeinsam mit den beiden Hunden der Familie (einem hochgradig aggressiven und bissigen Scheißköter, den man nicht angucken durfte, weil der einen sonst beißt…!) sowie Fahrradfahren. In Bogotá ist die Fortbewegung mit dem Rad 🚴🏼🚴🏼‍♀️ ein aufkommender Trend, der mit ziemlich viel Risiko einhergeht, da die Strassen und Gemüter der Einwohner (noch) nicht auf die Radler eingestellt sind. Es gibt, wie in vielen Städten Deutschlands Fahrradtouren (halb Demonstration, halb Spass), die in großen Gruppen von hunderten oder gar tausenden durch die Straßen ziehen und für mehr Rechte von Radlern “demonstrieren” und generell die Nutzung von Fahrrädern beliebter machen wollen. Diese Radtouren gibts ebenso in Kolumbien. Da der sogenannte “Ciclopaseo” gerade pausiert, machen wir mit Camila und MP unsere eigene Fahrradtour bei Nacht, welche uns nochmal eine ganz andere Stadterfahrung beschert. Die Strassen sind sonst staubig und grau durch die vielen Autos und die Busse mit lautstarker Salsamusik, die wir ebenfalls täglich zur Fortbewegung nehmen. Unterhaltsam sind diese allemal, denn es sind immer Verkäufer, Künstler und Bettler unterwegs. Berlin ist dagegen harmlos. 🤹🏽‍♂️
    Erschreckend sind im Gegenzug die Straßen zur Nacht bzw. bereits zum Abend.... ab 20:00 sollte man sich nicht mehr zu Fuß auf der Straße aufhalten. Läden verbarrikadieren ihre Türen, Passanten sieht man nur noch in Bussen und die Obdachlosen sind nur noch die einzigen Personen auf der Straße. Es ist beängstigend wie diese auf Touristen wie auch Einheimischen zugehen und nach Geld betteln. Selbst die Leute die in Bogota wohnen haben für diesen Fall immer Kleingeld in der Tasche um einer unangenehmen Situation ausweichende können und den Obdachlosen wenigstens etwas zu geben, bevor diese aggressiv werden. Diesen Tipp eigenen wir uns ebenfalls schnell an und meiden die leeren Straßen bei Anbruch der Dunkelheit.... 🌒

    Bei unserem dritten und letzten Couchsurfing-Host Gustavo (+ Freundin Rita) kommen wir auch ein paar Tage unter. Wir haben bisher Glück, dass wir stets ein eigenes Zimmer (und manchmal auch eigenes Bad) bekommen. Die beiden sind sehr freundlich und in unserem Alter. Beide arbeiten von zu Hause und wir haben dadurch auch wesentlich mehr Zeit miteinander, z.B. zum Basketball-Spielen (Philipp und Gustavo) ⛹🏻⛹🏼 und gemeinsamen Kochen. Die beiden haben sich bei einem Praktikum über AIESEC in Indien kennengelernt und somit gibts die ein oder andere Köstlichkeit vom Subkontinent. Sie ist aus der Ukraine und hat noch nicht so ganz ihren Platz in Kolumbien gefunden. Arbeiter von zu Hause für eine amerikanische Firma und vertreibt sich sonst die Zeit mit Häkeln und Gürtel "Knoten", welchen Jessy auch gleich als Geschenk bekommen soll 😍

    Wir besuchen auf Gustavos Empfehlung die nahegelegene, unterirdische Salz-Kathedrale, gehen weiterhin regelmäßig nach Downtown-Bogota und schauen uns das Gold-/National-/ und Boteromuseum (Botero = bekannter Künstler aus Medellin der die Gesellschaft in seinen Gemälden mit 100 kg mehr darstellt) an. Das Goldmuseum ist sonntags kostenlos und ganz interessant, das Nationalmuseum kostete eine "freiwillige" Spende von 0,65€ und war das Langweiligste und das Botero Museum (immer kostenlos) zwar das Kleinste jedoch Beste. Wir erkunden weitere Stadtviertel mit Hilfe einer Free-Walking Tour und nehmen an einer Tour speziell über Street Art teil (alles "for free" also es wird gegeben was man will je nachdem wie es einem gefallen hat .... naja empfohlen werden 30,000 COP also knapp 10$ pro Nase) 😏. Diese "kostenlosen" Stadtführungen gibt es in jeder Stadt und lohnen sich wirklich, um einen ersten Einblick der Stadt zu bekommen oder neue Bekanntschaften zu machen, wie wir diesmal Harry einen Piloten aus LA 👨🏼‍✈️ kennenlernen, zu Mittag essen und uns über Bogotá austauschen, was man noch sehen sollte oder eben nicht so sehenswert ist.
    Bogotá ist sehr bekannt für seine Street Art, die man an jeder Ecke sehen kann. 🎨 Echt faszinierend. Auf der Street Art-Tour erfahren wir noch einiges mehr über die Entwicklung der Künstler-Szene Bogotás. Generell ist Graffiti in Bogota verboten, es sei den man hat eine öffentliche Erlaubnis bzw. die des Eigentümers des Gebäudes an welches gesprayt wird. So kommt es vor, dass wenn die Polizei Sprayer erwischt, diese schnell an das Fenster/Tür klopfen und um Erlaubnis bitten, um nicht abgeführt zu werden... 😄
    Vor nicht allzu langer Zeit kam ein junger Sprayer auf der Flucht vor der Polizei durch Schüsse ums Leben, ohne dass der betreffende Polizist dafür verurteilt wurde. Kurz darauf kam Justin Bieber 👨🏼‍🎤 auf seiner Lateinamerika-Tour in die Stadt und hinterließ auch ein “Wandgemälde”, netterweise eskortiert von der Polizei und Kamerateams (da war es auf einmal erlaubt!). 😡 Als Protest und Unmut über den “legalen” Geleitschutz des eigentlich illegalen Sprayers übermalten die lokalen Sprayer innerhalb weniger Stunden Justin Biebers "Kunstwerk". Mehr als 100 Sprayer versammelten sich und bemalten den kompletten Straßenzug 2 Tage lang. Anscheinend aus Verlegenheit und um sich bei der Sprayer-Gemeinde “freizukaufen” brachte die Stadt Farben, Dosen, Pinsel usw. zu der Wand. Die Sprayer benutzten jedoch die kostenlos bereitgestellten Utensilien der Stadt nicht und wurden mit Spenden von Anwohnern unterstützt. Sie brachten angefangene Farbeimer, Rollen, benutzte Pinsel und versorgten die Künstler mit Essen und Trinken. 👍🏻

    Natürlich nicht zu vergessen ist das Chicha Festival auf dem wir zufällig gelandet sind! Wir liefen nur so in der Stadt herum, als wir beschließen einer Menschenmenge zu folgen, welche schnurstracks den Berg in der Candelaria (Name des Stadtteils im Zentrum Bogotás) hinauf stapfte. Auf einmal befinden wir uns in einer Einlasskontrolle und uns kommt das gelbliche dickflüssige Getränk, welches jeder Einheimische (vor allem Indigene) in der Hand hat sehr bekannt vor. Wir haben bereits auf der Free walking Tour davon gehört und es gekostet "Chicha"! Das ist ein süßliches, alkoholisches Getränk vorrangig aus Mais hergestellt 🌽, welches das Nationalgetränk der Region um Bogotá war und in den 50er Jahren verboten wurde. Warum? Weil das westliche Leben und vor allem der Kapitalismus seinen Senf bzw. Bier dazugeben wollte. Es gab von nun an nur noch Werbung der deutschstämmigen Bavaria-Brauerei, die Chicha verpönt und gleichermaßen die Leute die es konsumieren. So wurde eine Werbung kreiert in der ein schwarzer Mann im Gefängnis sitzt und eine indigene Frau um ihn weint, während daneben eine westliche Familie sitzt, lacht und sogar das Kind der Familie Bier zu trinken bekommt! 😮 So verschwand Chicha von der Bildfläche.... langsam aber sicher erkämpfen sich die Einheimischen das Nationalgetränk zurück und es wird wieder öffentlich verkauft. 💪🏻 So auch auf dem Chicha Festival auf dem sich tausende Rollos (Bogotaner) treffen, Chicha trinken und zusammen feierten sowie Lechona essen (ganzes Schwein gefüllt mit Reis, Gemüse und eben Fleisch 🐽). Wir wurden beglückwünscht und ein wenig gefeiert, dass wir "westlichen Leute" mit den Einheimischen die Wiedergeburt des Chicha feiern. Dazu gibt es Live-Musik, Leute die zu ehren der Heiligen drei Könige auf Strommasten klettern und dann bejubelt werden (haben wir auch nicht ganz kapiert...) und eben viiiel Chicha zu trinken 😋

    Nach 2 Wochen in Bogotá und vielen guten Ausflugstipps im Umland, schauen wir uns noch das UNESCO-Erbe Villa de Leyva an, ca. 2 Stunden von Bogotá und bleiben auch über Nacht im Casa Vienna. Dies war unter anderem eine Empfehlung von Gabriel, einem Freund von Philipp aus Montpellier. Wir treffen ihn und seine Frau einen Tag zum Mittag in Bogotá. Die waren grade ebenfalls zufällig in Bogotá, um seine Eltern zu besuchen, die wir dann auch ganz bald kennenlernen werden… 😉

    Highlights Bogotá Jessy: drei verschiedene Couchsurfer-Hosts in einer Stadt, Street-Art-Tour, 2 unterschiedliche Silvesterfeiern, versuchter Diebstahl, erstes Salsatanzen auf der Reise, Chicha Festival

    Highlights Bogotá Philipp: Street-Art-Tour, After-Silvesterfete mit Camilas Familie, Unterhaltung durch Künstler/Verkäufer in Linienbussen
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