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  • Day 204

    Haiti - Port au Prince

    May 16, 2017 in Haiti ⋅ ☁️ 29 °C

    Mithilfe von Französisch-kundigen Mitfahrern und tatkräftiger Hilfe des Fahrers bekommen wir ein günstiges Gruppentaxi und kommen bald erleichtert bei unserer Couchsurfing-Gastgeberin Natasha an. 🙋🏾 Wir fanden ihr Profil so spannend, dass wir uns sehr freuen ihre persönliche Geschichte selber von ihr zu hören.

    Am Haus werden wir zunächst von Lala, Natashas Kindermädchen empfangen und rumgeführt. 🙋🏿 Es ist ein riesiges Haus, von hohen Mauern umgeben und einer angenehmen Atmosphäre. Wir beziehen unser Zimmer mit eigenem Bad und Balkonzugang und freuen uns heil angekommen und jetzt in einer sicheren und vergleichsweise sehr wohlhabenden Umgebung zu sein. 😌 Wir gehen früh schlafen und ratzen weit über 10 Stunden. War nach der ganzen Aufregung auch nötig. Frisch ausgeruht machen wir uns auf die Suche nach Obstverkäufern in den Straßen und vorallem einem Geldautomaten, der uns mit einheimischem Geld versorgen kann. 💵 Die 3 Dollar und umgerechnet 1 Dollar in Gourdes bringen uns nicht weit, da im krisengeschüttelten Haiti alles wesentlich teurer als in der DomRep ist, genauso zu unserem Entsetzen auch die Früchte. 😱

    Während der 3 Tage in Haiti soll es uns nicht vergönnt sein, Geld von einem Automaten abzuheben. Wir würden umgerechnet 7$ direkt in der Bank nach Wartezeit und mit Reisepass im Original bekommen, aber darauf können wir dank Natashas Unterstützung verzichten. Sie leiht uns Geld. Im Supermarkt können wir auch mit Karte bezahlen, aber dort ist so gut wie alles Importware, die dementsprechend teuer ist. Nur ganz wenige leisten sich diesen Luxus. 🙄 Wahrscheinlich vorrangig Weiße, von denen wir pro Tag weniger als eine Handvoll sehen. Wir fühlen uns nicht sicher genug viel in den Straßen allein rumzuturnen, da die Armut an manchen Stellen sehr groß ist und wir sowas von exotisch sind für das Straßenbild. 😑

    Mit Natasha fühlen wir uns aber sicher und besuchen mit ihr auch ihre Schule, die sie mit ihren Eltern nach dem großen Erdbeben 2008 aufgebaut hat. Natasha ist Ende 30 und verlebte ihre Kindheit in einem SOS-Kinderdorf in Haiti und wurde als kleines Kind von einem Berliner Ehepaar adoptiert. 👵🏻👴🏻 Sie wuchs dort auf bis sie 18 Jahre alt war. Ihre deutschen Eltern gründeten den Verein HaitiCare, der 2010 auch die Goldene Henne erhielt - da war Natasha im deutschen Fernsehen zu sehen (ist noch auf youtube). 🏆

    Die Schule ist in einem armen Viertel der Stadt und hat mittlerweile gut 200 Schüler vom Krippenalter bis zum Ende der Sekundarschule. 🏫 Es ist ein sicherer, sauberer und organisierter Ort, wo die Kinder viel Zeit, Aufmerksamkeit und Geborgenheit bekommen. Der Rundgang in der Schule ist ein tolles Erlebnis für uns. Die Kinder spielen, winken uns freudestrahlend und haben fast jedes ein persönliches Verhältnis zu Natscha. Sie und auch wir werden ab uns zu von vorbeilaufenden Kindern umarmt 💓

    Die Pläne Natashas sind groß. Sie möchte neben dem Ausbau der Schule auch eine Art SOS-Kinderdorf aufbauen. Den Grundstein dafür hat sie schon mit einem Waisenhaus für 13 Jungen und Mädchen, das sie leitet, gelegt. 🏠 Sie leitet auch die Schule und hat generell immer was zu tun und noch zig mehr Ideen. Es ist toll, sie kennenzulernen und wir können garnicht aufhören, sie mit Fragen zu löchern. 🙊

    Wir verbringen viel Zeit im Haus, u.a. um schreibtechnisch bei unserem Reiseblog aufzuholen. 😉 Wir sind zudem noch zu einer Feier mit festlichen Dinner in ihrem Haus eingeladen. Der Dresscode ist schick, wobei wir nicht wissen, was hier genau gefeiert wird, bis die Party schon voll im Gange ist. Wir haben zu dem Zeitpunkt Natasha noch garnicht kennengelernt und sitzen nun im festlich geschmückten Saal, bei dessen kitschiger Deko wir im Vorfeld mitgeholfen hatten. 🎊🎀 Die steife, überdekorierte Feier wird ins Komische getrieben als junge Mädels in engen Aerobic-Outfits African-Dance vorführen. Ebenso absurd, dass niemand dieser Leute uns kennt, noch mit uns spricht, aber Fotos von uns gemacht werden. 😄Wir fühlen uns trotzdem in einer interessanten Runde, lassen es uns gutgehen und freuen uns über Natasha, die 4 Stunden nach Beginn auftaucht. Ihre Nichte feiert Kommunion erfahren wir dann. Ah ja, das erklärt auch, warum der minderjährige Braten die ganze Zeit im Mittelpunkt steht. 👸🏾 Es gibt lecker Essen vom Buffet, die Bediensteten bringen Häppchen und Getränke an die Tische und wir lassen es uns gutgehen. 🍻

    Im Haus wohnen übrigens noch Natashas 2 Adoptivkinder. Einen Mann wollte sie bisher noch nicht, hat aber zur Zeit 3 Anwärter, die um sie buhlen. Sie will unbedingt die Nr. 1 für den Mann sein, da Polygamie in Haiti anscheinend mehr von den Herren der Schöpfung praktiziert wird als gedacht. 😲 Sie hat schon ein bestimmendes Wesen, ist aber sehr herzlich und liebevoll mit den Kinder und Bediensteten in ihrem Haus wie auch in ihrer Schule.

    Die Zeit in Haiti kurz aber ereignis- und eindrucksreich und wir freuen uns auf die gute, alte Heimat mit Familie und Freunden, weniger auf die ganzen Reisestrapazen auf dem Weg, aber irgendwas ist ja immer. 😉
    Also ein letztes Mal Kofferpacken und nach 4 Stunden Schlaf geht es morgens um 6:45 mit dem Fahrer Nataschas zum Flughafen. Dieser beeindruckt uns trotz allem was wir schon gesehen haben nochmal in seiner Einfachheit. 😄

    Unser Flieger nach Miami wo wir umsteigen ist dominiert von Haitianern und wir fallen mal wieder sehr auf im Flugzeug. Eine Frau erregt allerdings mehr Aufmerksamkeit beim Landen, da sie anfängt zu predigen und zwar so lautstark, dass sich ihre Landsleute schämen und ihr sagen, dass sie die Klappe halten soll. 🤣 Die redet auf Creol davon, dass wir nur durch Gott hier sind, kann sie ja auch glauben, aber muss sie ja nicht gleich allen erzählen.

    In Fort Lauderdale gehts zu Walmart wo wir uns nochmal mit einigen versauten Süßigkeiten eindecken. 😋Der nächste Uber bringt uns dann zum Miami international airport und die deutschen Touristen werden mehr und mehr um uns herum! Stimmen wir uns schon mal ein und machen uns gefasst nach 7 Monaten wieder deutschen Boden zu betreten! Nur die Frage für wie lange ... 😉

    Highlights Jessy: Kinderschule besucht, Nataschas Geschichte, Haiti und Grenze er- und überlebt, Kommunion mitgefeiert ohne jemanden zu kennen

    Highlights Philipp: Natacha und ihre Geschichte kennenzulernen, tausend Eindrücke mit Menschen und haitianischem Leben, Projekt der Schule und des Waisenhauses
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