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  • Day 159

    Zum Kotzen schön in Peru!

    June 19, 2021 in Peru ⋅ ⛅ 18 °C

    Früh Morgens um 5 Uhr kommen wir in Cusco an. Cusco liegt ähnlich hoch wie Arequipa, aber niedriger als Puno und der Titicaca-See ⛰ Unsere Reisegruppe trennt sich hier ✋ Wir nehmen das erstbeste und einzige Taxi und fahren für umgerechnet 1 Euro zu Daniel und Marita. Die anderen fahren in ein Hostel 🏨 Bei Daniel, der in einer der besseren Gegenden der Stadt wohnt, begrüßen uns aufgeregt die Hündinnen Misky und Chasca 🐕 🐶 die beiden Kater Cory und Puma 🐈🐈‍⬛ und dann auch Daniel und seine Partnerin Marita 🙋🏽‍♀️🙋🏼‍♂️ Noch ein wenig verschlafen, aber super nett werden wir willkommen geheißen und richten uns in unserem Zimmer ein. Die beiden und die Tierbande gehen dann erst mal wieder schlafen. Wir machen auch noch mal die Augen zu 💤
    Daniel kommt eigentlich aus Spanien, dort hat es seine ursprünglich aus Deutschland stammenden Eltern hinverschlagen 🇪🇸 Schon in jungen Jahren zog Daniel dann in lateinamerikanische Länder, um dort zu reisen und zu arbeiten 🧳 Daniels Deutsch wie auch Spanisch ist perfekt 👌 Marita ist Peruanerin, spricht ebenfalls sehr gut deutsch und hat Daniel bei der Arbeit kennengelernt 💓 Beide sind Deutsch-/Spanisch-sprachige Tourguides, die vorrangig deutsche Reisegruppen in Peru betreuen. Zu Corona-Zeiten ist nicht viel zu tun, da die Touris ausbleiben 😕 Glück für uns, da wir so die beiden kennenlernen und mit ihnen Zeit verbringen dürfen 🤩 Wir machen gleich am ersten Tag eine ausgiebige Wanderung mit den beiden zu touristisch recht unbekannten Inka-Ruinen und lernen dabei die beiden und die Region und Geschichte kennen 🛕 Sehr spannend und sehr sympathisch 😊 Wir fühlen uns sehr gut aufgehoben und haben unerwartet eine Basis für die nächsten Wochen gefunden 🙏

    In Cuscos Innenstadt sehen wir einige traditionell gekleidete Frauen, die mit Alpacas und Baby-Lamas für Touri-Fotos bereit stehen 🦙 📸 Nicht so prall 😏 Überall hängt die Regenbogen-Flagge 🏳️‍🌈 Wir freuen uns darüber, bekommen aber später erklärt, dass das die Flagge für Cusco ist, die die traditionellen Farben beinhaltet 😛 Beides gut, beides schön 🥰 Wir machen schnell noch einen Abstecher im Mercado San Pedro, der neben Obst und Gemüse allerhand zeremonielle Dinge anbietet 🔮 Tabak, Pfeifen, Räucherstäbchen, getrocknete Baby-Lamas 😧, San Pedro als Pulver, Öle, etc. Wir schlagen zu und holen uns eine Pfeife mit Rapé 🚬 Dies haben wir schon im Yoga gemocht und werden es bald wieder tun.. dazu später mehr 🤭

    Daniel und Marita sind Fußball-begeistert. Entweder für Spanien, Deutschland oder Peru ⚽️ Zu der EM findet nämlich parallel auch die Copa America statt. Gemeinsam verfolgen wir einige Spiele, u.a. auch die nicht so prickelnde Leistung der Deutschen 🤦🏼‍♂️ Daniel und Marita sind ebenso Brettspiel-begeistert und laden regelmäßig Freunde ein und zocken, was geht 🎲

    Inka Reimi 2021 steht vor der Tür, und am selben Tag Philipps Geburtstag 🎂 Inka Reimi ist das höchste Inka-Fest, hier wird die Sonne gefeiert 🌞 Die Sommersonnenwende bzw. Johannus in Finnland/ den nordischen Ländern findet mehr oder weniger gleichzeitig statt. Dieses große Fest in Cusco und benachbarten Orten muss aber wegen Corona-Beschränkungen ausfallen 🚷 Nach etwas Recherche mit unseren Reisebegleitern entscheiden wir uns, an Philipps Geburtstag die Inka Jungle-Tour anzutreten 🥾 Fünf Tage Richtung Machu Picchu und zurück ⛰ Am Vorabend gibt es noch ein Briefing und das erste Kennenlernen mit unserem Guide und die Verabredung für den nächsten Morgen. Als erstes gibt es früh jedoch einen Geburtstagstisch mit einem leckeren Kuchen von der Nachbarin, die gleichzeitig ausgezeichnete Köchin/ Bäckerin/ Konditorin ist 👩🏽‍🍳 Dies ist Daniels und Maritas Geschenk 💝 Glutenfrei und ein zumindest laktosefreier Kuchen in Peru, selbstgemacht: Wahnsinn! 🧁 Dazu gibt es noch warme, flauschige Alpaca-Woll-Sachen zum Geburtstag, die bei der nächsten Gelegenheit ausprobiert werden🧣 Mit dem Bus fahren wir als erste Etappe unserer Tour hoch hinauf in die Berge 🏔 Mit dem Mountain-Bike geht es dann 2 Stunden die Bergstraße runter, von 4.500 auf 1.900m 🚵🏼‍♀️🚵🏻‍♂️ Wow, dieser Ausblick und leichter Geschwindigkeits-Rausch 💯 Unser Programm geht straff weiter: Mittag in einem einfachen Lokal im Ort. Die Mahlzeiten sind auch alle mit dabei 🍲 Nachmittags steht Rafting an 🚣‍♀️ Die einheimischen Jungs, alle zwischen 18 und 25 haben sichtlich gute Laune und weisen uns und das israelische Pärchen ein 🙋🏽‍♂️🙋🏾‍♂️ Ein Rafting-Boot mit 2 Steuermännern und uns 4, dazu noch 2 Bei-Kajaks, die zur Sicherheit mitfahren 🛶 Der Strom ist ziemlich wild, aber es soll nur die Stärke 3 von 5 haben 😅 Nagut, wir haben trotzdem unseren Spaß und Adrenalin-Kick mit Kentern, vielen Stromschnellen, vom meterhohen Felsen ins Wasser springen etc. 🥳 Das andere Pärchen will nicht so mitmachen, aber wir dafür mehr 💪🏻 Die Jungs haben umso mehr Spaß, je mehr wir mitmachen 😆
    Abends sehen wir wieder unseren Guide zum Abendessen und zur Überraschung gibt es eine Schüssel Geburtstags-Papaya mit Kerze und ein Ständchen für Philipp 🗣🎶 Der Abschluss eines tollen Geburtstages 🥳 Am nächsten Tag steht eine lange Wanderung auf alten Inka-Pfaden bevor🚶🏼‍♀️🚶‍♂️🚶🏻Beeindruckend, wie diese Wege aus gestapelten und formlich angepassten Steinen an steilen Hängen oder auf Bergkämmen angelegt wurde 😯 Wir lernen, dass die Inkas nicht die Bevölkerungsgruppe, sondern nur die Herrscher waren. Während des nicht mal 100-jährigen Inka-Reiches (15.-16. Jahrhundert) herrschten 13 bzw. 14 Inka über das Volk der Quechua 🤴🏾 Die Gruppe der Quechua ist heute noch mit ca. 5 Millionen Menschen, die größte indigene Gruppe und die Sprache Quechua neben dem Spanischen (Castellan) die zweithäufigste Sprache in Peru 🇵🇪

    Nach unzähligen, Koka- 🌱, Kaffee- ☕️ und Bananenplantagen 🍌 erreichen wir zum Nachmittag Santa Teresa, unseren Übernachtungsort. Hier sind auch Thermalbäder direkt am Flussufer, in die wir zur Entspannung nach der langen Wanderung gehen 🧖‍♂️🧖‍♀️ Ziemlich viele Leute hier. Vor wenigen Jahren gab es hier eine Überschwemmung und die Straße, wie auch Teile des Thermalbades wurden von den Fluten mitgerissen und befinden sich seitdem wieder im Aufbau 🚧 Unser Guide Eve kommt mit ins Bad 🙋🏽‍♂️ Er zahlt 1 und wir jeweils 10 Sol (umgerechnet 2,20 Euro). Irgendwie unfair, aber der Tourismus bringt natürlich Geld in die Region und motiviert Investitionen 💰 Die Mücken und Sandfliegen erfreut die große Zahl an Besuchern. Schon auf der Wanderung wurden wir regelrecht zerstochen 🦟 🩸
    Die Unterkünfte während dieser Zeit sind meist einfach, aber völlig ausreichend für eine Nacht 😌 Manchmal schreien die Leute mehr in der Herberge, manchmal hupt es draußen lauter 🛺 Schallisolierung ist ein Fremdwort und Ruhestörung ist quasi Pflicht 🤣 Zu den Mahlzeiten bekommen wir „besonderes“ Essen, ohne Gluten, ohne Fleisch, aber meist weißen Reis und Ei, manchmal Linsen oder Bohnen, zum Frühstück Obst und Ei 🍉🥚 Ganz ok 👍🏻 Wir haben noch ein paar Nüsse eingepackt und holen uns Platano-Chips (getrocknete Kochbanane) und Avocado im Kiosk 😋

    Beim Treffen mit den Guides für die Zip-Line am nächsten Morgen ist die Sympathie in weite Ferne gerückt 😒 Die Nacht war auch nicht so geruhsam und die Stechmücken penetrieren uns bei der ausgedehnten und selbstherrlichen Einzeldarstellung des Zipline-Tourguides 🤬 Und das noch auf ziemlich schlechtem und lauten Englisch. Jeder Satz wird mit einem “okay guys?” abgeschlossen 😤 Wir nicken schon beim vierten Satz nicht mehr. Ein Glück haben wir Masken und Sonnenbrillen auf. Das hat die Verachtung und schlechte Laune nicht sofort aus unseren Gesichtern springen lassen 🙄 Durch das Adrenalin können wir uns aber schnell wieder fokussieren und die Tour wird toll 🤩 In Affenhaltung und Kopf über oder rückwärts festgemacht in Superman-Position geht es durch die Schlucht. Für das spärliche Trinkgeld verabschieden sich die beiden Guides nicht mal 😠

    Wir wandern weiter entlang einer Eisenbahnstrecke 🛤 durch tiefe Schluchten und entlang eines malerischen Flusses bis nach Aguascalientes, eigentlich Machu Picchu-Dorf 🏡 Aguascalientes = Warme Gewässer heißt der Ort nun, das die heißen Thermen im Ort anscheinend noch mal mehr Touristen anziehen🧖🏽 Während der 3-stündigen Wanderung kommen uns viele Touris entgegen und keiner hat einen Guide dabei. Wir kommen uns etwas doof vor 😐 Ein aufregender und abenteuerlicher Trip ist es aber. Unseren Guide haben wir dabei die ganze Zeit an der Backe, und dafür auch bezahlt 😬 Die Sympathie ist nicht wirklich vorhanden, aber es ist eine respektvolle Zweckbeziehung. Der Kunde ist König, vielleicht auch Sonnenkönig 😙

    Zu Machu Picchu brechen wir in aller Frühe auf: der Wecker klingelt 4 Uhr. Um 5 Uhr stehen wir am unteren Einlass 🧍🏼‍♀️🧍🏼‍♂️ Nur ein tschechisches Pärchen mit übergroßen Ponchos und schwarzen Hüten ist vor uns. Die hängen wir aber bei dem steilen Aufstieg von 500 Höhenmetern über steile Steintreppen ab 🧗🏼‍♀️, genauso wie unseren Guide, der während der Pandemie zu Hause ein wenig Winterspeck angelegt hat und schnell außer Puste ist 😮‍💨 Punkt 6 Uhr sollen die Pforten oben am Eingang aufmachen. Wir sind die ersten 🥇 Die 5 Angestellten kriegen aber das Kassierer-Häuschen nicht auf. Schlüssel vergessen 🔑 Ist ja nicht so, dass Machu Picchu eins der 7 Weltwunder der Neuzeit wäre und die meistbesuchte und bedeutendste Sehenswürdigkeit Südamerikas 🤣 Durch einen Spalt im offenen Fenster hangelt ein Angestellter seinen Gürtel, um damit den Drehknauf innen zu öffnen 😄 Bringt es also doch was, dass sich die Südamerikaner sehr gerne Actionfilme ansehen; ein hoch auf Mc Gyver 🦸🏼‍♂️ Fast pünktlich (6:10 Uhr) gehts dann auf die Inka-Terrassen. Für die Mühe am Morgen werden wir mit einem Blick über Machu Picchu OHNE andere Menschen und im morgendlichen Nebel belohnt 🤩 Nur ein paar Lamas stehen ganz oben rum und kommen interessiert näher, als wir zur Stärkung mit der Platano-Chips-Tüte rascheln 🦙 Es ist noch ziemlich kalt 🥶 Es ist zwar schon hell, aber das Licht kommt erst gegen 7:30 Uhr über den Hügel. Bis dahin hat uns Eve mehr schlecht als recht ein paar wissenswerte Dinge über Machu Picchu erklärt: “This is Machu Picchu, okay?”, “This is the most important site in Peru, okay?” 😆 Kurz vor 8 Uhr macht er sich los, weil er seinen Zug kriegen möchte 🙋🏽‍♂️ Die begleitete Tour ist damit beendet. Auch gut, wir können noch ein wenig in Ruhe die Tempelanlagen genießen, machen Picknick und aalen uns in der Inka-Sonne 🌞🛕 Schnell füllt sich das Weltwunder und bald ist die Aussicht von Selfiesticks verdeckt🤳 macht nichts, wir hatten unsere VIP Stunde allein auf dem Berg 😊 Wir könnten noch länger durch die beeindruckenden Ruinen schlendern, nur doof, dass es auf dem gesamten Gelände keine Toilette gibt 🚽 Der natürliche Rausschmeißer, dem auch wir nach 3 Stunden in die Hände fallen 💩 Wir machen noch mal draußen an der Busschleife ein Picknick und genießen die Aussicht über das Tal und laufen die Straße entlang, auf der 95 Prozent der Touris hoch- und runtergekarrt werden 🚌 Also alle die, die nicht die Treppen gehen wollen. Insgesamt waren dann doch ziemlich viele Touristen da: von der Maximalauslastung von 5.000 Gästen am Tag waren es immer hin 2.800 👥 Mitte Juli soll auch der bekannteste Wanderweg (Inka-Trail) seit Beginn der Pandemie wieder öffnen. Wir schlendern zurück nach Aguascalientes, holen uns noch mal Essen und warten auf unseren Zug zurück nach Cusco 🚂 Eine wackelnde Fahrt jedoch mit spektakulärer Aussicht durch die Berge ⛰

    Während wir unterwegs sind, macht uns Daniel einen perfekten Tourplan für die nächsten 2 Wochen, in denen wir den Regenwald und den Norden von Peru bereisen wollen 🙏 “We are all set” und jeder Tag hält Neues bereit. Daniel plant auch eine Wanderung mit Freunden in der Nähe von Cusco, um einen schneebedeckten Gipfel herum 🏔 Da sind wir auch gern dabei und haben damit die komplette Zeit in Peru prall gefüllt mit allen möglichen Unternehmungen 🤗Hoffentlich bleibt auch Zeit zum Durchschnaufen... 😌

    Frisch zurück von Machu Picchu steht auch schon das nächste Highlight an: 3 Tage Ayahuasca Zeremonie 🌱 Daniel und Marita haben einen guten Freund in Cusco, der seit einigen Jahren Schamane ist. Juanma ist ursprünglich auch aus Spanien und Daniel kontaktiert ihn für uns 📲 Juanma macht Ayahuasca Zeremonien nicht im touristischen Sinne, eher für Freunde und wenn jemand auf Empfehlung kommt, so wie wir 🤩 Wir sitzen alle in Daniels Deutscher Sitzecke in seiner Wohnung und er stellt das Handy auf laut 🔈 Juanma sagt das er zeitlich flexibel ist und fragt nach unserer Intention für die Begegnung mit der heilenden Liane 🌱 Wir erzählen auf deutsch sofort ziemlich intim unsere Gründe und Daniel übersetzt. Juanma willigt sofort ein (wir scheinen genügend Probleme zu haben 😅). Am nächsten Morgen kommt auch schon das Angebot von ihm am Montag nach unserer Machu Picchu Tour zu starten 📆 Passt super in unseren Zeitplan und in unseren aktuellen Gemütszustand 😶 Nach San Pedro, was auch „der sanfte Großvater“ 👴🏽 genannt wird, in Ecuador fühlen wir uns bereit für die Ayahuasca Pflanze „die strenge Großmutter“ 👵🏻

    Nach einer erholsamen Nacht bei Daniel und Marita gestalten wir uns den Tag entspannt mit Yoga, ausgedehntem Frühstück, EM schauen und plaudern 🧘🏼‍♀️ ⚽️ Die beiden EM-Spiele sind allerdings gar nicht so entspannt, sondern ziemlich nervenaufreibend und gehen beide bis ins Elfmeterschießen 🥅 Der Bauch wird schon langsam nervös und Jessy wird bereits sentimental 😢 Schon im Yoga sagte man uns, dass sich die Pflanze bereits am Vortag physisch und psychisch ankündigen könnte 🌱 Welcome to the spiritual world 🤗 Wir fahren also am Montag nach Machu Picchu gemeinsam mit unseren beiden Gastgebern zum Hostal, unweit des Zentrums von Cusco, wo wir die nächsten 3 Nächte verbringen werden 🏨 Marita und Daniel sind beim ersten Teil des Abends dabei. Auch sie haben schon einige Zeremonien hinter sich und wissen was uns erwartet 😶 Juan Manuel, kurz Juanma, wird also unser Zeremonieleiter/ Schamane sein 🙋🏽‍♂️ und wir sind insgesamt nur 3 Teilnehmer: Jessy, Philipp und die Tochter der Hostel-Eigentümerin 🙋🏼‍♀️🙋🏼‍♂️🙋🏽‍♀️ Die Hostel-Eigentümerin ist auch gleichzeitig die Frau von einem sehr guten Freund von Juanma, mit dem er viele Expeditionen und Projekte im peruanischen Dschungel gemacht hat 🌴 Der Raum, in dem die Zeremonie stattfindet, ist auch gleichzeitig der Raum, in dem wir schlafen und die meiste Zeit innerhalb dieser 3 Tage verbringen 🛏 Es gibt eine Gemeinschaftstoilette und eine Gemeinschaftsküche. Alles simpel, aber für Luxus sind wir ja auch nicht hier 😬
    Juanma sieht nicht wie ein „traditioneller“ Schamane aus. Er begrüßt uns in einem
    grauen Jogginganzug, hat eine Glatze, und ist großzügig tätowiert. Er ist uns auf Anhieb sympathisch 🤗

    Am Anfang erzählen wir über alles Mögliche und lernen uns langsam kennen 🗣 Wir kauen Koka-Blätter und nehmen wie bei San Pedro ab und zu Rapé, simpel erklärt pulverisierter Tabak, den man durch die Nase einnimmt 👃 Die Tradition kommt aus dem Regenwald-Gebiet und ist sehr verbreitet in Peru, Bolivien und Brasilien. Es schärft die Sinne und bringt eine höhere Konzentrationsfähigkeit 💆🏼‍♀️💆🏼‍♂️ Beim Einnehmen vom Rapé pustet man seinem Gegenüber durch ein kleines Rohr den Tabak in die Nase. Sofort schießen einem Tränen in die Augen, die Nase kribbelt und man spürt ein fast schon angenehmes Brennen im Hinterkopf. Zuerst denkt man jedoch es wird einem Cola in den Kopf gekippt 🤯 Wenn sich der Tabak legt, spürt man die entspannende Wirkung im ganzen Körper. Man wird schwerer, atmet ruhiger und spürt was im Körper passiert 🧘🏼‍♂️ Juanma raucht einige Zigaretten von natürlichem Tabak, auch aus dem Regenwald, natürlich heißt ohne Zusatzstoffe 🚬 Man muss hierzu sagen, dass Tabak in der Welt der Schamane eine ganz besondere und reinigende Kraft hat. Die heilende Pflanze ist also aus keiner Zeremonie wegzudenken. Rapé erhöht auch die Aufnahmefähigkeit von dem Ayahuasca-Trunk, welcher aus einer Liane gewonnen wird 🌱 Er zündet ein paar Mal Holzstücke aus Palo Santo-Holz an 🔥 Das hatten wir auch schon bei San Pedro. Auch dieses Holz reinigt den Raum von negativen Energien und sorgt für bessere Verbindungen zu den pflanzlichen Kräften 🙌🏻 Der Raum, in dem wir sitzen, ist zwischenzeitlich ziemlich verqualmt, aber es gehört eben zur Zeremonie dazu 😶‍🌫️ Samantha, die Tochter der Hostel-Besitzerin, wirkt sehr nett 🙋🏽‍♀️ Sie ist Mitte 20 und hat fast ihr komplettes Leben in Mailand verbracht. Nun ist sie seit ein paar Jahren in Cusco und leidet an ein paar Problemen, physisch wie psychisch. Die Atmosphäre ist trotz der Ernsthaftigkeit sehr offen, die Stimmung heiter und Juanma erzählt viele Anekdoten und Geschichten und reißt einige Scherze 😆

    Nach einigen Runden Kokablätter kauen und Rapé geht es gegen 21 Uhr los 🕰 Marita und Daniel gehen dann los und wir bereiten uns mental auf den ersten Shot Ayahuasca vor 😳 🥃 Das Herz schlägt schon vorher ein wenig schneller und die Sinne sind unter anderem durch das Rapé geschärft 😵 Juanma bespricht den Trank und pustet alles zur Sicherheit nochmal ordentlich mit Tabak ab 💨 Dann ist es soweit. Reihum geht der kleine Metallbecher und Jessy ist die erste die ihre Intention in den Becher spricht, bevor sie trinkt 🤗 Es schmeckt wesentlich besser als das Kaktuswasser San Pedro. Nach kurzer Zeit stellen sich leichte Bilder und Visionen ein 🎆 Jessy hat beim ersten Abend eine sehr starke Wirkung und es dreht sich alles nach nur wenigen Minuten 😵‍💫 Bei Philipp läuft es ähnlich wie bei San Pedro ruhiger ab und er darf nachtrinken. Juanma singt fast während der gesamten Zeremonie und kümmert sich um jeden individuell 🥰 Es ist alles sehr persönlich, trotzdessen jeder für sich ist. Den Ayahuasca-Trunk schauen sich dann alle nochmal leicht verdaut an und sind weiter für sich 🤮 Nach gut 3 Stunden ist die Zeremonie vorbei, der “Rausch” auch und wir schlafen alle auf den Matratzen, auf denen wir den ganzen Abend gesessen haben 😴 Die Nacht ist recht angenehm, wird aber früh gestört durch das ständige Hupen auf den Straßen 😓 Wir stehen alle zusammen auf und erzählen kurz wie der Abend lief. Wir sind ziemlich geflashed 🤩Samantha und wir bleiben fast die ganze Zeit im Hostel. Samantha wohnt hier und hat außerdem heute Geburtstag 🎈 Bevor Juanma zu seiner Familie geht, die in der Nähe wohnt, verabreicht er Jessy noch Kambo, das Gift eines Regenwald-Frosches 🐸 Juanma hat aufgrund von Jessys Schilddrüsen-Problemen wie auch Gluten-Intoleranz (Zöliakie) Kambo empfohlen. Er erzeugt dafür 2 Brandwunden auf ihrem Oberarm mit einem glühenden Holzstäbchen und reibt darauf das Froschgift. Nach wenigen Sekunden wird Jessy sehr heiß, schwindelig und sie muss sich übergeben 🤮 Die 2 Liter Wasser, die sie dafür im Vorfeld getrunken hat, kommen somit wieder raus 💦 Dann ruht sie eine Weile und da der Kreislauf ein Mal komplett runter gefahren wurde, ist ihr auch sehr kalt 🥶 Nach ca. 1 Stunde ist der Spuk vorbei und wir sitzen gemeinsam beim Frühstück auf der Sonnenterrasse und schauen ein desolates Achtelfinale, in dem Deutschland gegen England ausscheidet 😖 Wir merken, dass wir empfindlicher als sonst sind. Wut, Trauer und Gereiztheit geben sich in unserem Kopf die Klinke in die Hand 🎭 Wir legen vor dem nächsten Ayahuasca-Abend noch eine Runde Yoga ein 🧘🏼‍♀️ Das tut gut. Juanma bietet dann auch noch Philipp Kambo an und somit haben wir beide den Neustart unseres System bekommen 🐸 Etwas wackelig auf den Beinen sind wir als die Zeremonie gegen 17 Uhr wieder beginnt und der Magen ist auch noch etwas flau 😵‍💫 Aber wir sind ja nicht nur zum Vergnügen hier…

    Bei einer Ayahuasca-Zeremonie arbeiten die Teilnehmer an ihren Gedanken, Gefühlen, Problemen etc. 😐 Es ist daher nicht verwunderlich, dass es auch kein spaßiges Unterfangen ist, genauso wenig wie Kambo. Die Dinge, die schon vorher ein wenig verkehrt im Kopf gesetzt waren, wollen wir versuchen zurecht zu rücken oder zumindest erstmal erkennen 🤔 Sicherlich muss und will nicht jeder Ayahuasca machen, jedoch bietet diese Zeremonie die Möglichkeit einige Fehlstellungen aus Kindheit, Trauma, Ängste etc. wieder bewusst zu machen und anzugehen und somit vielleicht auch zu beheben ♥️ Wir, jedenfalls versuchen uns dem zu öffnen, was auch nicht so leicht fällt, denn der deutsche logische Verstand meldet sich gerne immer wieder zwischendurch 🧐 Juanma macht es uns jedoch so alltagstauglich und erzählt auch viel über seine inneren Dämonen, und wir können uns gut mit seinem Weltbild und mit seiner Lebenseinstellung identifizieren 😌

    Jessy fällt das heute Abend allerdings nicht ganz so leicht: Ihr wird schlecht nach dem erstem Rapé, lässt sich noch mal was durch den Kopf gehen und macht in der ersten Stunde der Zeremonie ein Nickerchen 😴 Juanma stellt sich voll auf uns ein und zwingt niemanden zu irgendetwas! Heute gibt es daher nur wenig Lianen-Wasser für Jessy 😥 Philipp kriegt wieder 2 Shots. Samantha hatte in der ersten Zeremonie bitterlich geweint, heute lacht sie in der Zeremonie aus voller Kehle 😆 Philipp sieht heute weniger Bilder und macht, ermuntert durch Juanma, ein paar Yoga-Positionen 🤸🏼‍♂️ Jessy ruht mehr und benötigt Schlaf 💤 Am nächsten Morgen erzählt uns Juanma, dass er Philipp in einer Vision gesehen habe, und zwar in 6 Jahren mit einem kleinen Mädchen namens Elisabeth, wandernd durch den Wald 👨‍👧Als wir am nächsten Morgen aufwachen, hat Jessy eine Nachricht von ihrer Freundin Elisabeth auf dem Handy 📱Sie hatte sich schon lange nicht mehr gemeldet und dann ausgerechnet heute 😮 So ein Zufall… Wir hatten zwar nicht die Absicht unser Kind Elisabeth zu nennen, haben jedoch ganz ähnliche Mädchennamen wie Elisabeth im Kopf 🥲

    Am nächsten Vormittag kommen Daniel und Marita vorbei. Marita hatte vor ein paar Monaten noch einen kleinen Tumor im Unterleib diagnostiziert bekommen 🧬 Nachdem sie Ayahuasca trank, konnte der Arzt beim nächsten Untersuchungstermin keinen Tumor mehr feststellen 🔬 Marita bekommt also auch heute wieder Kambo und bei ihr ist die Wirkung ganz anders. Ihr Gesicht schwillt an und es kommt oben und unten raus 💩🤮 Nach einer Stunde ist aber auch sie wieder auf dem Dampfer und wir vertreten uns draußen ein wenig die Füße 👣 Dabei sollen wir uns schonen und wenn möglich nur mit Sonnenbrillen raus, um uns vor Licht und Kontakt mit anderen zu schützen. Energetisch sind wir nämlich ziemlich offen für äußere Einflüsse, was wir schnell merken 👓 Wir machen heute wieder Yoga, was abermals guttut 🧘🏼‍♀️ Dann bekommen wir die zweite Runde Kambo. Heute ist es bei Jessy wesentlich intensiver und bei Philipp milder. Das Wasser bleibt aber bei uns beiden nicht im Magen 🤮 und Schüttelfrost haben wir auch zusammen 🥶 Es wird schon normal, dass wir gegenseitig unseren Kotzeimer leeren 🥰 Auch Juanma sagt dabei bewundernd: „Das ist wahre Liebe!“ 😛 Der Kotzeimer ist ein ständiger Begleiter der Zeremonie, genauso wie Koka-Blätter kauen und Rapé durch die Nase. Da es Jessy noch dem zweiten Mal Froschgift nicht so gut geht, macht Philipp ihr Sellerie-Tee. Der hilft gut 🍵 Auch heute sind die Emotionen und die Gefühle offener als normal. Wir hoffen, dass es sich noch bis zum Abend zur letzten Zeremonie wieder entspannt 😌

    Die Koka-Blätter und das Rapé tun ihren Job und wir sind wieder dabei, heute ist es wieder intensiver für Philipp, für Jessy wird es emotional 😭 Eine tolle Zeremonie zum Abschluss, mit toller Atmosphäre/ Stimmung. Juanma ist auch total happy 😃 Am nächsten Morgen geht es in aller Frühe für uns los. Daher sprechen wir noch am Abend über das Erlebte 🗣 Carolina, eine Französin die seit 6 Jahren in Cusco lebt und auch in dem Hostel wohnt, assistierte Juanma am letzten Abend 🙋🏻‍♀️ Sie hat zwar auch mitgetrunken, aber nur sehr wenig. So kommt es, dass sie (ohne Jessy zu kennen) spüren konnte Jessy nicht das ausdrückt, was ihr auf dem Herzen liegt ❤️‍🩹 Tja große Klappe, aber… 😜 Für Philipp war es die schönste Zeremonie, da er etwas für sich lösen konnte 💗

    Man kann schwer in Worte fassen, wie die Erfahrungen der Ayahuasca Zeremonie sind 💆🏼‍♀️💆🏼‍♂️ Jeder erlebt und fühlt es unterschiedlich. Mal wunderschön, mal einfach nur zum kotzen 🤮 Zudem ist keine Zeremonie gleich. Mal geht es einem gut, mal schlecht, physisch oder psychisch 😃😭 Anders eben als bei Partydrogen, um eine Ekstase zu erreichen oder energiegeladen zu sein 💊 Ayahuasca ist eben keine Droge, sondern eine Medizin 🌱 Sie wird auch die Liane der Seelen genannt. Die Pflanze hilft einem innerlich aufzuräumen, was ganz schön anstrengend sein kann und wirkliche Arbeit ist 🧘🏼‍♀️

    Juanma packt morgens mit uns seine Sachen und wir reisen zusammen ab. Schönes Gefühl 🥰 Wir hoffen sehr ihn nochmal wiederzusehen und bedanken uns für diese wundervolle Erfahrung 🙏 Bei Marita und Daniel machen wir uns frisch, frühstücken und packen unsere Sachen 🎒 Es geht nämlich in den Dschungel! Obwohl ein wenig Ruhe auch nicht verkehrt wäre, wollen wir die Dschungel-Region Perus bereisen, die ca. 60% des Landes ausmacht 😁 Eine längere Dampferfahrt ist auch schon geplant, auf der wir ein paar Tage zum Reflektieren haben und Zeit um zur Ruhe zu kommen ⛴ Dann mal ab in den Dschungel 🐒
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