Satellite
  • Day 24

    Sakura Teil 2

    April 9, 2019 in Japan ⋅ 🌬 14 °C

    An unserem letzten Tag in Tokio schenkt uns Petrus einen herrlichen Tag mit blauem Himmel und Sonnenschein.
    Wir frühstücken schnell, checken aus und machen uns auf den Weg.
    Als erstes wollen wir zum Meiji-Schrein. Dieses prächtigste Shintō-Heiligtum der Stadt liegt inmitten eines großen Parks. Shintō und Buddhismus sind die beiden bedeutendsten Religionen in Japan. Das Christentum spielt nur eine untergeordnete Rolle, der Islam gar keine. Während der Buddhismus zuständig ist für alles, was mit dem Sterben zu tun hat, ist das Leben dem Shintō gewidmet. Beide Religionen sind natürlich sehr viel komplexer als das, dies würde aber den Rahmen dieses Tagebuchs sprengen. Bemerkenswert ist auf jeden Fall noch, dass das klassische Shintō keine heiligen Schriften kennt, sondern weitgehend mündlich überliefert wird. Die beiden Schriften Kojiki und Nihonshoki, die von einigen shintoistisch geprägten Neureligionen Japans als heilig angesehen werden, sind eher historisch-mythologische Zeugnisse.
    Der Schrein wurde als Denkmal für den Meiji-Kaiser (1850-1912) errichtet, unter dessen Herrschaft die Isolationspolitik endete und sich Japan auf den Weg zu einem modernen Staat machte. Nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg wurde der Schrein originalgetreu von 110.000 Freiwilligen wieder aufgebaut. Die Nino-Torii, welche die Eingänge in den Park markieren, sind die größten hölzernen Schreintore des Landes. Während der ersten zwei, drei Tage eines neuen Jahres verzeichnet der Schrein ca. fünf Millionen Besucher, die mit einer Geldspende um Glück beten.
    Auch wir schreiben unsere Wünsche auf eine kleine Holztafel, die wir unter den Baum hängen. Die Priester nehmen diese Wünsche dann in ihr morgendliches Gebet mit auf.
    Von hier laufen wir zum Shinjuku Gyoen, einer der größten öffentlichen Gärten des Landes. Wie wir nämlich gestern mit großer Freude festgestellt haben, blühen die Kirschbäume noch immer. Der Höhepunkt ist zwar überschritten, aber wunderschön ist es noch immer. Im Shinjuku Gyoen stehen über 1000 Kirschbäume, die wir uns nicht entgehen lassen wollen. Und der Anblick ist wirklich wunderschön. Wir können uns gar nicht satt sehen an der Blütenpracht und schlendern fast zwei Stunden durch den auch sonst wunderschön angelegten Park. Wie schon bei unserem ersten Aufenthalt können wir unser Glück kaum fassen, dass wir diese besondere Zeit hier in Japan miterleben dürfen. Überall unter den Bäumen sitzen Gruppen und picknicken. Alkohol ist hier verboten, das tut der ausgelassenen, fröhlichen Stimmung aber keinen Abbruch.
    Nachdem wir einen kleinen Mittagssnack gekauft haben (Reisbällchen mit unterschiedlichen Füllungen) und wir diesmal auch gecheckt haben, wie man die Verpackung richtig öffnet, sodass der Reis dann auch im Algenblatt landet, machen wir uns auf den Weg nach Harajuku. Dieser quirlige Stadtteil rund um den gleichnamigen Bahnhof ist Tokios Zentrum der Mode und bei der Jugend entsprechend beliebt. Wir schlendern durch die Takeshita-dori, wo es ausgeflippte Mode für Cosplay-Fans gibt, darüber hinaus jede Menge nachgemachte Markenware, Musikläden der japanischen Rock- und Popszene und jede Menge Läden, die Süßigkeiten verkaufen. Wir gönnen uns eine Art Windbeutel gefüllt mit Vanillepudding, wie wir auch schon in Rusutsu gegessen haben und entdecken, dass dies tatsächlich eine Spezialität aus Hokkaido ist. Mit einem Kaffee und einer neuen Tasse für unsere Starbucks-Tassensammlung laufen wir zur Omotesando Allee, die auch Champs Élysées von Tokio genannt wird. Neben den bekannten internationalen Modedesignern findet man hier auch Läden der bekannten japanischen Designer.
    Schließlich machen wir uns auf den Weg zurück ins Hotel, schauen noch kurz in den Radladen dort um die Ecke und holen dann unser Gepäck ab. Mit Sack und Pack und wieder drei Koffern machen wir uns auf den Weg zur Tokio Station, denn um 16.10 wollen wir mit dem Shinkansen nach Kyoto. Die Tickets dafür haben wir schon gestern Abend erworben. Nachdem wir uns ganz stolz durch das Menü des Fahrkartenautomaten geklickt und erfolgreich alles ausgewählt hatten, mussten wir dann leider feststellen, dass de Zahlung nur mit japanischen Kreditkarten möglich ist und nicht mit ausländischen. Dies ist in Japan leider noch ein weit verbreitetes Problem, auch bei den Geldautomaten muss man darauf achten, ob sie internationale Karten akzeptieren. So mussten wir uns also doch am Schalter anstellen, aber am Ende hatten wir unsere Tickets.
    Der Weg zur richtigen Metro bei uns am Hotel stellt sich leider als etwas beschwerlich raus. Zwar haben wir gestern noch einen Fahrstuhl entdeckt, dieser bringt uns aber leider nicht zum richtigen Gleis und Rolltreppen gibt es nicht. Unsere Taschen konnten wir zum Glück wieder als Rucksäcke schultern, den großen Koffer mit den Skisachen muss Addi jedoch einige Treppen herauf und herunter schleppen, zu zwei lässt er sich leider nicht tragen. Dementsprechend erschöpf ist er, als wir am Tokioter Bahnhof endlich an unserem Gleis angekommen sind. Den richtigen Standort für unser Abteil zu finden ist übrigens kein Problem: man muss hier nicht wie bei uns den Wagenstandsanzeiger suchen und dann ca. abschätzen, wo der Wagen dann wohl halten wird. Jeder Wagen ist auf dem Gleis gekennzeichnet, sodass man sich gleich richtig positionieren kann. Wir reihen uns brav in die Schlange ein und warten bis der Zug einfährt. Dies passiert natürlich absolut pünktlich, denn die Pünktlichkeit ist international konkurrenzlos. Sämtliche Shinkansen-Züge erreichen pro Tag zusammengerechnet eine Verspätung von unter fünf Minuten. Die durchschnittliche Verspätung eines einzelnen Shinkansen-Zuges am Ankunftsbahnhof beträgt im Schnitt ganze sechs Sekunden. Gründe dafür sind etwa die Trennung des Hochgeschwindigkeitsnetzes vom Nah- und Güterverkehr, fast durchgängige Einzäunung der Strecken, robuste Technik und gute Wartung. Die gut 450 km zwischen Tokio und Kyoto legt der Shinkansen übrigens in läppischen 2:20 Std zurück. Mit dem Auto kalkuliert GoogleMaps 5,5 Std...
    Auf die Sekunde genau um 16.10h verlassen wir Tokio Station. Doch wann wir nun Tokio verlassen können wir nur anhand des Livetrackers bei GoogleMaps nachvollziehen, denn die Präfektur Chiba mit dem Flughafen Narita und dann die Großstädte Kawasaki und Yokohama grenzen nahtlos an die Hauptstadt. Fast 40 Mio. Menschen wohnen im Umkreis von ca. 50km in dieser Megalopolis, der größten Metropolregion der Erde.
    Im Internet haben wir gelesen, dass man für die Fahrt von Tokio nach Kyoto am besten einen Platz in Fahrtrichtung rechts reserviert, da man bei guter Sicht dann den Fuji sehen kann. Und tatsächlich werden wir bei dem heutigen herrlichen Wetter mit wunderbaren Ausblicken auf den 3776m hohen Vulkan belohnt, auch wenn sich die Spitze nach einigen Minuten in den Wolken verhüllt.
    Um Punkt 18.22h erreichen wir Kyoto. Unser Hotel ist mit der Metro in 15 Minuten erreicht, weitere Schleppereien blieben Addi erspart, da es Rolltreppen oder Fahrstühle gibt. Unser Zimmer ist japanisch-übersichtlich und zu meiner großen Begeisterung stelle ich fest, dass wir zum Abschied in unserem letzten Hotel noch einmal so schöne Puschen zur Verfügung gestellt bekommen wie in Rusutsu 🤩.
    Nach einem kurzen Check der Umgebung laufen wir ca. 5 Minuten zu einem im Internet empfohlenen Sushi-Restaurant. Das Sushi ist wirklich lecker, es gibt wie üblich Thunfisch in den drei verschiedenen Fettstufen, dazu Lachs, Schwertfisch und Gelbschwanzmakrele. Außerdem noch eine Misosuppe, einen Spieß mit gegrilltem Thunfisch und ein kühles Sapporo. Einziger Wermutstropfen
    ist, dass der Laden fast ausschließlich von Touristen besucht ist, wahrscheinlich haben die alle dieselbe Website konsultiert wie wir.
    Mit vollem Sushibauch fallen wir schließlich ziemlich müde ins Bett.
    Read more