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  • Day 6

    Yad Vashem

    May 3, 2019 in Israel ⋅ 🌫 21 °C

    Um viertel nach 8 treffen Marisa, Addi und ich uns zum Frühstück. Die Auswahl ist fantastisch. Es gibt viele verschiedene eingelegte Gemüsesorten, frisches Obst, verschieden Backwaren, Humus, Tahine, Oliven. Da bleibt kein Wunsch offen.
    Wir checken aus, deponieren unsere Koffer im Auto und verabschieden uns für den Vormittag von Hanna und Adi. Wir drei wollen ins Yad Vashem, die weltweit bedeutendste Gedenkstätte für den Holocaust auf dem Herzlberg. Da Hanna und Adi dort bereits waren, werden wir uns erst am Mittag wieder treffen.
    Wir fahren mit der Light Rail ca. 20 Minuten bis zur Endstation und laufen dann noch einige Minuten, bis wir den Eingang des Komplexes, der sich auf beeindruckende Weise in die Landschaft einfügt, erreichen. Wir leihen uns einen Audioguide und betreten das Herzstück der Gedenkstätte, das Museum. Schon im Eingangsbereich merken wir: obwohl es erst kurz nach 10h ist, ist es unglaublich voll. Vor allem unzählige Gruppen versperren Immer Wieder den Weg und/oder die Sicht auf Exponate und Texte. Die Guides der Gruppen sind zwar alle mit „Flüsterguides“ ausgestattet, also mit Führungsmikros und ihre Teilnehmer mit Kopfhörern, dennoch sprechen viele so laut, dass die ganze Gruppe sie auch problemlos ohne diese Systeme verstanden hätte. So überspringe ich den ersten Raum, wo es um den Aufstieg und Machtergreifung der Nationalsozialisten geht, fast komplett, um mich an den Gruppen vorbeizuschlengeln. Zu Glück ist mir dieser Teil auch hinreichend bekannt, sodass es zu verschmerzen ist. Die verschiedenen Räume der beeindruckenden Ausstellung im Detail zu beschreiben, würde den Rahmen sprengen. Insgesamt verbringen wir über drei Stunden im Museum und haben nicht einmal einen Bruchteil der Texte und Videos angeschaut. In mir kommt vor allem immer wieder ein Gefühl auf: ich schäme mich dafür, dass in unserem Land so etwas passieren konnte. Das Gefühl, all die Texte der originalen Schilder, Bekanntmachungen, Dokumente und so weiter lesen zu können, was sicherlich viele der internationalen Besucher nicht können, verstärkt dies. Auch wenn unsere und auch die Generation unserer Eltern keine Schuld an den Geschehnissen tragen, fühlt man sich verantwortlich. Die Ausstellung endet in der Halle der Namen, einer Kuppel mit Bildern und Dokumenten der jüdischen Opfer, die auf eindrucksvolle Weise den bekannten sowie vor allem den unzähligen unbekannten Opfern des Völkermordes gedenkt.
    Nach Verlassen des Museums besuchen wir noch den Ort der Erinnerung, ein Mahnmal mit den Namen der Arbeits-, Vernichtungs- und Todeslagern sowie der Ghettos. Als letztes gehen wir in das Denkmal für die Kinder. Wer bis jetzt nicht ergriffen war (was eigentlich nicht möglich ist), ist es jetzt. Man betritt einen komplett dunklen Raum, der vollständig verspieglt ist. In der Mitte des Raumes befinden sich zwei bis drei Kerzen, genau erkennen, wie viele es sind, kann man nicht. Diese spiegeln sich rund um einen herum bis ins Unendliche. Dazu werden die Namen und das Alter aller 1,5 Millionen getöteten Kinder verlesen, es dauert drei Monate bis alle Namen einmal verlesen sind.
    Danach müssen wir alle erstmal tief durchatmen.
    Wir machen uns auf den Weg zurück zum Eingang, Hanna und Adi warten bereits auf uns. Wir sind tief beeindruckt und brauchen eine Weile bis wir uns auf den nächsten Programmpunkt des heutigen Tages einstellen können: den Besuch des Toten Meers.
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