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  • Day 26

    9.Tag: Thorong Phedi - Muktinath (3600m)

    April 27, 2015 in Nepal ⋅ ⛅ 18 °C

    Geschafft, 5400m!!!
    Aus allen Perspektiven war es ein sehr emotionaler Tag.

    Der grosse Tag hat um 3:30 Uhr angefangen. Es war die kälteste Nacht des ganzen Tours und ich habe prima geschlafen, dank des Tipps eines Mittrekkers. Abend um 18:30 als ich ins Bett ging, habe heißes Wasser in meiner Flasche gefüllt und die Flasche ins Schlafsack getan. So habe ich mich aufgewärmt und während der Nacht hatte ich auch noch warmes Wasser zum trinken. So konnte ich gut die Nacht überstehen. Als wir um 4 Uhr zum Frühstück gegangen sind, war es sterneklares Himmel und man sah nur die Siluetten der Berge. Es war wunderschön und war klar dass wir den richtigen Tag für das Überqueren des Passes gewählt haben. Meine Gefühle waren gemischt: einerseits hätte dieser Tag das Highlight meiner Reise sein sollen, anderseits wollte ich nur so schnell wie möglich rüber um in Muktinath WLAN zu suchen und allen Bescheid geben, dass ich noch lebe.

    Gegen 4:45 waren wir mit unseren Stirnlampen startklar und sind Richtung High Camp gelaufen. Es war ein super guter Training für den frühen Morgen den steilen Berg vor dem Lodge zu besteigen. Die erste Stunde gings nur steil nach oben ca. 500 m Höhenunterschied. Eigentlich war diese der schwerste Teil. Bis zum Pass waren es um die 1000m Höhe und von da dann runter 1600m. Das war auch einer der Gründe wieso wir so früh loslegten. Ausserdem wollten wir bis 10 Uhr oben sein um eine perfekte Sicht ohne zu viele Wolken zu haben. Ich brauchte mehr als halben Stunde um ein Atemrythmus zu finden. Puh...die Luft war soo dünn, dann war mir sofort warm und habe meine Skijacke nach 5 Min ausgezogen. Je höher wir gingen kam langsam auch die Sonne über die Berge heraus. Es wurde immer heller, die Siluetten der Berge verschwanden und zeigten sich immer mächtiger vor und hinter uns. Bei High Camp angekommen haben wir eine Teepause eingelegt. Von hier gings dann noch über 3 Stunden weiter. Ab hier sind wir nur noch im Schnee gelaufen. Auf dem Weg gab es sehr viele interessante Landschaftenwechsel. Wenn ich mich nicht täusche sind wir 3 Täler und Berge ab und auf gelaufen. Die Sonne hat uns die ganze Zeit begleitet. Es wurde immer wärmer bis der böse Wind kam der gegen uns gewirkt hat. Die Strecken im Wind waren sehr hart für mich. Da ich durch der Nase nicht atmen konnte ging die ganze kalte Luft durch meinen Mund. Habe unterwegs zwei Mal Diamox genommen da ich plötzlich Druck auf meinem Kopf gespürt hatte. Ich dachte schaden kanns ja nicht. Wenn, dann muss ich nur öfters auf Toilette rennen. Allerdings kann das in dieser Höhe ein Problem sein denn hier gabs keine Büsche mehr und nicht einmal Rocks. Ich frage mich immernoch was die armen Menschen die gestern Durchfall hatten wohl machen.
    Eine Stunde vor dem Ziel war ich fix und fertig. Ich war total energielos, der Snickers war hart für meine Zähne und meine Schulter taten unheimlich weh. Ich habe in dem Moment nicht geglaubt, dass ich noch weiterlaufen kann. Habe eine längere Pause eingelegt. Diese waren nicht sehr günstig denn ich kühlte sehr schnell aus. Nach paar Minuten gings mir schon wieder besser. Ich war nur noch eine Stunde von dem Pass entfernt! Das schaff ich noch! Dann habe ich mich daran erinnert, dass ich in Muktinath ankommen möchte um Mom und Stefan Beschied zu geben. Das hat mich dann motiviert weiterzulaufen. Zwischen Tränen und Freude war nicht einfach das Atmen zu kontrollieren. Als ich irgendwann die bunte Gebetsflaggen erblickt habe bin ich in Tränen ausgebrochen. Das Ziel war vor meinen Augen. Ich war nur noch paar Meter entfernt davon. Es war für mich sehr emotional da anzukommen ubd zu realisieren das ich es geschafft habe. Ich bin/war auf 5400m Höhe!!! Wow ich hätte nie gedacht, dass ich sowas mal erleben werde und freiwillig machen werde. Ich bin sehr stolz auf mich nach 9 Tage Wanderung das Ziel erreicht zu haben! Meine erste mehrtägige Trekkingtour mit 15kg Gepäck! Die Aussicht war traumhaft rum herum nur weiße Peaks und einen tollen Blick über den Tal. Nach ein bissl Fotoshooting sind wir Richtung Muktinath losgelaufen. Es folgte einen 4-5 stündiger steiler Abstieg bis auf 3600m. Bis nach oben bin ich in Fleece gewesen nach unten habe ich wieder meine Skijacke angezogen. Der Weg nach unten war eine sehr gute Abweschlung vorallem die ersten 2 Stunden. Wenn ich ein Snowboard gehabt hätte, wäre es nur perfekt gewesen da runterzurutschen. Wir hatten nur Plastiktüten und damit sind wir rumgealbert. Der Weg nach unten war steil und rutschig ging auch sehr auf die Oberschenkel, Knie und Waden. Beim Abstieg noch gut über 4500m habe ich einige Trekker entdeckt die telefoniert haben. Ich konnte es nicht glauben, dass es in dieser Höhe Empfang gab. Lauter Euphorie eine SMS verschicken zu können, bin ich eher zusammengesackt als ich festgestellt habe das mein Handy nicht funktioniert. Es war in dem Moment zu viel für mich denn ich habe mir schon so sehr gewünscht ein Zeichen geben zu können. Bin verzweifelt in Tränen ausgebrochen. Dann hat Will festgestellt, dass er SMS versenden kann. Das war das erste Lebenszeichen was ich Stefan geben konnte und habe gehofft dadurch eine Kette auszulösen. Es hat auch gut geklappt. Danach habe mich etwas beruhigt aber ganz erleichtert war ich noch nicht bis die Antwort von Stefan kam.

    Der Weg nach unten gestaltete sich ewig lang. Als wir auf 4200m abgestiegen sind war es gegen 13:00 Uhr. Genau die richtige Zeit für Mittagessen. Hier haben die meisten halt gemacht und getankt. Von hier aus ging es noch um die zwei Stunden bis nach Muktinath. Da angekommen hatten wir folgende Priorität für die Lodgeauswahl: 1. Wlan, 2. Wlan, 3. running hot shower (und nicht aus dem Eimer). Wir sind sofort beim ersten Haus stehen geblieben und nach Passwort gefragt. Es war ein sehr simples Haus eigentlich vom "Komfort" her sehr sehr low Level ( wir haben es im nachhinein festgestellt) aber es war in dem Moment egal.

    Dann gabs den großen Moment der Überforderung als ich mein Handy angemacht habe. Ich war erstaunt wieviele sich gemeldet haben und sich nach mir erkundigt haben. Als ich nach mehr als eine Woche offline sein wieder "on the line" war, hatte ich soooo viele Nachrichten das ich überwältigt war und erstmal angefangen habe zu heulen, da die meisten wegen dem Erdbeben geschrieben haben. Am liebsten hätte ich sofort allen geantwortet aber ich wusste, dass meine online Zeit begrenzt ist. In Nepal weiß du nie wann der Strom wieder ausfällt.
    Wow es war so ein krasser Abend. Will und ich hingen nur am Telefon bis es irgendwann nicht mehr ging. Aber zu der Zeit wussten schon alle oder die meisten Bescheid. Es war so schön zu fühlen, dass ich doch vielen wichtig bin. Manchmal ist es mir gar nicht so bewusst. Dieser Tag mit so vielen Peaks, Höhen und Tiefen hatte sehr früh ein Ende zwischen 8-9 Uhr denn ich war ein Emotionsbündel.
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