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  • Day 176

    Paracas

    March 7, 2017 in Peru ⋅ ☀️ 26 °C

    Pünktlich um 14:00 Uhr kamen wir am Montag, den 06.03.2017 in Paracas an.
    Schon nach wenigen Minuten im Bus, als wir Lima noch nicht mal verlassen hatten, waren wir uns schon ziemlich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Und bis jetzt hat sich daran nichts geändert. Zum einen lernt man schon im Bus automatisch Leute kennen, an den Peru Hop-Armbändern findet man auch in der Stadt immer wieder Gleichgesinnte und die gesamte Organisation ist echt angenehm. Man bekommt viele Angebote für Touren, Essenstipps, allgemeine Infos und hat im Grunde immer einen Local an der Seite, den man im Zweifel fragen kann. Es wird einem nichts aufgedrängt und alle bisherigen Guides waren super drauf. Von den knapp 60 Mitarbeitern sind 45 aus Peru, der Rest sind Gringos, inkl. den beiden irischen Gründern.
    Nachdem wir alle Hopper in Lima eingesammelt hatten, ging es erstmal raus aus der Stadt. Der erste Stopp war dann auf einem Hügel über der Stadt, wo ein Kriegsopferdenkmal steht. Der unbekannte Soldat, mit einer Flagge in der Hand. Stellvertretend für über 6000 Soldaten aus der Region, die im Krieg 1879-1884 gegen Chile ihr Leben ließen. Insgesamt starben auf peruanischer und bolivianischer Seite knapp 20.000 Menschen. Auf chilenischer 3.000. Ich muss zugeben, dass ich von dem sog. Salpeterkrieg noch nicht so richtig was gehört hatte. Allerdings belastet dieser Zeitraum noch heute das Verhältnis zwischen den drei Staaten.

    Anschließend ging es zu einem Laden an der Straße, mitten in der Pampa, wo wir frühstücken konnten. Peru Hop legt großen Wert darauf, dass sie bei keinem Restaurant, Hostel oder Tourenanbieter irgendwelchen Kommissionen bekommen. Sondern die Angebote einfach nur deswegen bieten, weil es jeweils die besten sind. Irgendwie glaube ich einfach daran. Und, die überbackenen Brote und gefüllten Sandwiches waren echt gut und verhältnismäßig günstig!

    Bei einem weiteren Stopp an einem Strand, wo man auf einen kleinen Felsen klettern konnte und einen sehr schönen Blick über die Küstenregion hatte, lernten wir Jan und Steffi kennen. Ein sehr nettes Pärchen aus Köln, mit denen wir in den kommenden Tagen uns immer mal wieder getroffen haben. Unabhängig davon, ob man die selbe Anzahl von Tagen in den jeweiligen Städten bleibt, sind alle auf der selben Tour. Also trifft man sich früher oder später irgendwo mal wieder. Im Moment sind wir schon im nächsten Ort hinter Paracas. Jan und Steffi kommen heute nachmittag nach, morgen fahren wir dann zusammen weiter.

    Auf den ersten Blick ist Paracas nicht wirklich groß. Im Grunde zwei parallel verlaufende Straßen. An der einen reiht sich Hostel an Hostel, die andere Straße beherbergt Restaurants und Geschäfte. Wenn man diese auch gekreuzt hat, ist man auch schon am Strand. Hier gibt es dann noch eine Promenade mit den typischen Angeboten. Der Strand selbst ist aber, zumindest im Vergleich zu Lima, eine Wucht! Sand, etwas weniger dreckig und bei weitem nicht so überlaufen.
    Auf den zweiten Blick und mit etwas Nachfragen erfährt man dann aber, dass die Stadt bei dem verheerenden Erdbeben im August 2007 fast vollständig zerstört wurde. Die Wohnungen und Häuschen der Locals bestehen derzeit noch immer nur aus Holz- und Papphütten, die sich quasi in dritter Reihe hinter den Hotels befinden. Optisch eher shanty towns wie die in Lima, hier aber momentan die einzige Möglichkeit überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben, wenn man kein zahlender Tourist ist.

    Um die örtliche Wirtschaft und den Wiederaufbau zu unterstützen, haben wir am Montag dann nur noch was gegessen und einige lokale Biere getrunken. Abends zusammen mit den Kölnern auf der Promenade sitzend, das Leben an uns vorüberziehen lassend, genossen wir die ruhige Atmosphäre und das Leben in Borbeck!

    Die große Bühne am Ende des Strands kam uns etwas komisch vor. Selbst wenn hier jemand auftreten sollte... Für wen denn? Auf der Promenade und am Strand waren vielleicht 50 Menschen den ganzen Abend sichtbar.... Naja, wir würden noch relativ zügig eines besseren belehrt werden!

    Festzuhalten ist noch, dass Patrick, der den lokalen Speisen und dem Fisch ja etwas aufgeschlossener gegenübersteht, als ich das tue, eine Portion Ceviche gegessen hat. Roher Fisch, lediglich zubereitet mit viel Zitrone und Süßkartoffeln. Zumindest kann er jetzt sagen, dass er es probiert hat, es aber wohl auch nicht nochmal essen wird. Sehr sauer, als Hauptspeise nicht wirklich sättigend und eben kalt. Kann man machen, reicht dann aber ein mal... Jan wird diese Einschätzung übrigens am nächsten Tag noch bestätigen.
    Gegen 23:00 Uhr lagen wir in unserem 4er Dorm Hostel/Hotelzimmer, wo noch eine Französin und eine Portugiesin einquartiert waren. Unsere Vorurteile bzgl der Franzosen wurden, mal wieder, bestätigt, meine Vorbehalte gegenüber den Portugiesen, die ich seit meinen Erfahrungen in Sarajevo habe, nicht! Sie mochte ebenfalls keine ausschließlich Französisch-sprechenden, nicht integrierenden, teilweise unfreundlichen Menschen. Das machte sie, die Portugiesin, schon mal sympathisch! :)

    Von ihr bekamen wir am nächsten Morgen noch einige Infos zu den beiden gebuchten Touren, so dass wir wussten, was wir am Dienstag um 11:00 Uhr mitnehmen mussten, als wir zum Paracas National Reserve abgeholt wurden. Der kostenlosen Tour von Peru Hop in einen Nationalpark, kurz hinter Paracas. Hier haben wir an drei Stopps 'La Catedral' gesehen, eine Felsformation im Meer, die seit dem Erbeben nicht mehr so spektakulär ist, weil einige Teile abgebrochen sind. Außerdem ging es noch zum Playa Roja. Durch die diversen Vulkanausbrüche und die Gesteinsschichten sind hier der Sand und einige Kippen leicht rötlich.
    Insgesamt alles sehr schön anzusehen und für kostenlos auf jeden Fall worth going there!

    Gegen Nachmittag haben wir uns dann wieder mit Jan und Steffi zu Essen getroffen und dabei schon bemerkt, dass an der Bühne gearbeitet wurde. Von einem Local erfuhren wir, dass heute abend ein Konzert/Show/Veranstaltung stattfinden würde, zu der es wohl relativ voll werden würde. Um es vorwegzunehmen: Da hatte er nicht untertrieben. Ab ca. 20:00 Uhr war das Bild der Stadt ein vollig anderes! Die gesamte Promenade und der Strand waren komplett mit Menschen gefüllt. Keine Ahnung, wo die alle herkamen, aber es waren zu 97% Locals. Überall wurden Bier und Speisen verkauft, die Menschen tanzten und sangen und das ganze bis 04:00 Uhr morgens. In der Menge trafen wir noch ein argentinisches Pärchen, die an ihrem Hop-Armband gut zu erkennen waren. Ich hab festgestellt, dass meine Salsa-Künste nicht mehr wirklich dem Stand der Dinge entsprechen, oder zumindest die peruanische Variante mit der aus Essen Rüttenscheid nicht so viel zu tun hat... Aber schön war es dennoch. Und, Patrick und mir musste keiner am nächsten Tag erzählen, was am Abend noch passiert ist! :) Wenn man so was schon mal mitmachen kann, dann natürlich bis zum Ende!
    Das war wohl eine Tour durch ganz Peru, die zufällig an diesen Tagen in Paracas Station gemacht hat, inkl. Feuerwerk und Schlägereien, vornehmlich vom weiblichen Publikum. Das lateinamerikanische Bier, ähm, Temperament ist da wohl mit den Damen etwas durchgegangen!

    Dementsprechend kurz war die Nacht dann auf Mittwoch, da es um 07:45 Uhr schon wieder losging! Mit dem Speedboat Richtig Islas de Ballestas. Eine Vulkaninsel, ca 30 Minuten vor der Küste von Paracas, die man nicht betreten kann, dort aber eine wahnsinnige Artenvielfalt von Tieren angesiedelt ist. Neben Seelöwen und Humboldtpinguinen viele verschiedene Vögel und Krabben, die so groß sind, dass man sie beim Vorbeifahren gut erkennen kann! Die Erläuterungen auf Spanisch und Englisch ließen uns dann noch erfahren, dass alle 7-10 Jahre für ein paar Wochen die Insel von Arbeitern eingenommen wird, die dann den Kot der Tiere abbauen, um hieraus Guano herzustellen.
    Tierschutzrechtlich etwas fragwürdig aus meiner Sicht, aber seitdem der Gartenbesitzer in Europa diesen hocheffizienten Dünger haben will, boomt das Geschäft. Wo die Tiere in der Zeit sind, oder ob die sich nicht "vertreiben lassen", weiß ich nicht. Sie waren jedenfalls zu Hause, als wir da waren! :)

    Die Sonne knallte wie immer und auch der Fahrtwind hielt sich in Grenzen, so dass es echt heiß war. Auf dem Rückweg versteckten wir uns dann unter meinem Handtuch und holten mit einem kurzen Powernap etwas Schlaf nach, um, zurück an Land, dann relativ fit fürs Frühstück einzukaufen. Frische Avocado auf Brötchen. Danke für den Tipp nach Köln! Unabhängig davon, dass es günstiger als in Deutschland ist, kann man hier einfach ins Regal greifen und hat eine perfekt gereifte Frucht in der Hand! Sehr lecker!

    Anschließend packten wir unsere Backpacks und bereiteten unsere Abfahrt Richtung Huacachina vor. Lediglich 60 Minuten im klimatisierten Bus, aber ein Hostel musste gefunden und die Entscheidung getroffen werden, ob wir dort das Sandboarding mitmachen wollen. Falls ihr Lust habt zu googlen und euch ein paar Videos anzugucken, werdet ihr unsere Entscheidung wohl kennen...! A once in a lifetime experience!

    Der Pickup war pünktlich und gegen 15:00 Uhr erreichten wir diese Oase am nördlichsten Rand der Atacama Wüste. Rundherum hohe Dünen mit so feinem Sand, nach dem man sich in Lima wohl die Finger lecken würde! Gleichzeitig findet man diesen aber auch in jeder noch so kleinen Öffnung wieder, so dass wir noch unsicher sind, wie das Sandboarding zu dokumentieren sein wird, ohne die Handys zu schrotten. Mal sehen, kriegen wir schon irgendwie hin. Falls keine Nachrichten mehr kommen, liegt mein Handy irgendwo in einer der höchsten Dünen in Peru!
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