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  • Day 38

    Werkstatt-Hopping in Bulgarien

    November 2, 2019 in Bulgaria ⋅ ☁️ 9 °C

    Die letzten zwei Tage waren wenig befriedigend. Wir starteten ausgeruht und zufrieden von Sofia und lernen noch auf der Stellplatz Cathleen, eine Belgierin im Offroad-Van, der Maurice neidisch machte, kennen und sie gibt uns noch ein paar Tipps und Geschichten für unsere weitere Route. Wir können ihr dafür unser gesammeltes Infomaterial für Serbien geben.
    Dann geht es los Richtung Plowdiw, der Kulturhauptstadt Europas 2019 (zusammen mit Matera in Süditalien). Auf der Autobahn tritt dann das Gefürchtete ein: AdBlue-System kontrollieren lassen! Argh, da wir gerade noch in der Peripherie von Sofia sind, schnell Citroen gegoogelt und abgebogen. Diesmal wollten wir nachhaltige Lösungen. Trotz nur 10 km dauerte die Fahrt über eine halbe Stunde und zudem war die Ortsangabe so ungenau, dass wir noch weitere 15 Minuten rumfuhren, um über die richtige Einbahnstraße letztendlich zum gut versteckten Citroen-Stützpunkt zu gelangen. Dort sollten wir erst mal auf die Person warten, die Englisch spricht. Als der Mitarbeiter sich uns annahm, schilderten wir ihm das Problem und den bisherigen Werdegang. Er bot an, eine Diagnose zu erstellen, zwar zu bulgarischen aber trotzdem Vertragswerkstattpreisen. Wir willigten ein und bald wurde von einem anderen Mitarbeiter der Diagnose-Computer angeschlossen. Der AdBlue-Tank habe im Inneren System eine Art Leck und müsse daher komplett ausgetauscht werden. Ja, Preis kann er uns nachher am Computer sagen. Ja, weiterfahren können wir auch so ohne, dass das Starten des Motors irgendwann gesperrt wird und sonst etwas passieren sollte. Nur wird die Meldung immer wieder kommen, bis der Tank getauscht ist.
    Netterweise kriegen wir den Kostenvoranschlag mit Produktteilenummer und können so später herausfinden, dass der Tank alleine - also ohne Einbau - für Privatpersonen im Internet (in Deutschland) schon so viel kostet, wie das Komplettpaket inkl. Einbau und Wiederfüllen des Tanks von Citroen in Sofia, ca. 850 Euro. Wir unterschreiben, dass wir auf den baldmöglichsten Wechsel hingewiesen wurden ("this is how we do that in Bulgaria") und fahren erst mal weiter Richtung Plowdiw. Da es durch die Werkstatt schon Nachmittag ist, müssen wir schon an die Nachtplatzsuche denken und werden in park4night kurz vor Plowdiw fündig. Nach kurzer Zeit Ruhe meldet sich Louie mit seinem AdBlue-Fehler. Wir fahren entspannt weiter. Dann kommt wie beim ersten Mal die Meldung "Motor kontrollieren lassen" dazu und die Stimmung ist wieder hinüber. Die Meldung war natürlich vor dem Besuch von Citroen nicht mehr aufgetreten und auch nicht geprüft bzw. von uns nachgefragt worden.
    Wir ringen uns durch, doch noch mal beim nächsten Citroen nachzufragen, ob die Motorfehlermeldungen mit der AdBlue-Geschichte zusammen hängen oder wegen der Motorfehlermeldung wirklich etwas unternommen werden muss. Ärgerlich, da heute schon ein Tag "verloren" ging durch Werkstattbesuch.
    Fast schon in kompletter Dunkelheit kurvt uns Kathi von der Hauptstraße weg über zahllose Schlaglöcher und engen Passagen mit dichtem Bewuchs zum potentiellen Stellplatz an den Fluss Mariza. Da auch das Wetter nicht toll und es schon dunkel ist, wird sicher niemand mehr hier vorbeikommen. Wir bleiben für die Nacht und erfahren im Internet, dass Citroen in Plowdiw samstags zu hat und wir weiterfahren müssen, wenn wir das Problem möglichst schnell und noch in der EU geklärt haben wollen (falls der Tank doch getauscht werden muss, braucht er 10 Tage Lieferzeit aus Frankreich).

    Am nächsten Morgen sehen wir unseren Stellplatz bei Licht, gar nicht schlecht, aber wie so oft schon leider in den vorigen Länder wurde Müll in schönster Natur hinterlassen und häuft sich immer mehr an.
    Wir fahren zu Citroen nach Chaskowo weiter Richtung Schwarzes Meer.
    Dort angekommen sollen wir auf die Person warten, die englisch spricht.
    Wir beschreiben die Fehler und uns wird gesagt, dass der Diagnose-Typ samstags nicht da ist, aber er könne den Tank äußerlich überprüfen. Dazu kommt Louie auf die Hebebühne und erhebt sich in die Lüfte. Dann stoppt die Hebebühne mit Louie auf halber Höhe und gibt quietschende Geräusche von sich. Weiter rauf will die Bühne nicht. Nagut, dann runter. Runter will sie auch nicht mehr. Den Kollegen rufen. Solange kann er ja den Tank schon mal stark gebückt kontrollieren. Da ist nichts auffällig (wäre auch überraschend gewesen). Jetzt muss Louie aber wieder runter, die Hebebühne will aber weiterhin nicht. Übrigens für 5 Tonnen und Louie darf maximal 3,5 t haben.
    Der Mechaniker scherzt, er beschafft uns eine Treppe, damit wir heute zum Schlafen in Louie kommen.
    Während weiterer Versuche seines Kollegen macht er sich weiter an die Problemlösung der AdBlue-Geschichte. Er kontrolliert den Tankdeckel und meint, die Entlüftung sei verstopft und kratzt diese frei. Das hatte Maurice zuvor im Internet gelesen und es könnte wahrlich die Druckprobleme erklären, jedoch war diese Lösung im Internet nur bei wenigen erfolgreich, die meisten mussten doch den Tank komplett wechseln lassen.
    Dann haben die Mechaniker raus, wie sie Louie zumindest wieder sanft auf den Boden bekommen und wir sind doch etwas erleichtert.
    Unser Mechaniker meint, die Ursache sei jetzt behoben und wir könnten fahren, leider kann er uns den Fehler nicht raus löschen, der Diagnose-Typ ist ja samstags nicht da. Kostet nix. ("This is Bulgaria, everything is free" und lacht) Wir geben ihm wenigstens ein Trinkgeld, er hat sich um uns bemüht und nicht um Citroen.

    Weiter geht's mit nervenden Meldungen bei jedem Motorstart. Wir haben herausgefunden, dass die Post in Burgas, die unsere Sendung haben soll, samstags überhaupt und sogar bis 17 Uhr offen haben soll. Na, wenn das noch klappt wäre wieder einiges gerettet. Wir kommen um 15 Uhr an und erfahren nach einigem Einsatz von Goole Übersetzer und unseren digitalen Unterlagen, dass unsere Sendung nicht dort sei. Die deutsche Post hat unser Päckchen an einen anderen Kurierpartner übergeben, der wohl nicht an die bulgarische Hauptpost zustellen konnte und wir müssen es dort versuchen. Natürlich erst Montag wieder offen...
    Naja, machen wir uns die Zeit schön bis dahin und fahren etwas an der Küste Richtung Norden. Noch schnell Nüsse und Bier gekauft und die vielversprechendsten Orte von park4night abklappern. Leicht südlich von Nessebar auf einer bewachsenen Landzunge über dem Meer gefällt es uns und ein französisches Wohnmobil steht auch schon dort. Wir kommen zum Sonnenuntergang an und sind mit Bier und Meer trotz der Ereignisse der letzten zwei Tage recht glücklich. Das Meer ist beim Test mit der Hand auch rexht warm. Nur draußen ist es kühl und viel zu windig. Vielleicht morgen. Kathi kocht die wunderbaren Gnocchi aus Sofia nach und wir machen es uns gemütlich.
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