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  • Day 155

    2 Monate später...

    February 9, 2018 in Peru ⋅ ☀️ 24 °C

    Und jetzt ist es passiert: seit meinem letzten Blogeintrag ist so viel passiert und die Zeit wie im Flug vergangen. Über Weihnachten und Silvester war ich bei meinen Eltern in der Nähe von San Francisco und habe meine Batterien wieder richtig aufladen können, spannend fand ich vor allem wie ich mich dann doch an sehr vielen Sachen der "westlichen" "Kultur" erfreuen konnte, beispielsweise den bunt geschmückten Häusern in der Nachbarschaft oder amerikanische Weihnachtslieder, die mich an meine Kindheit erinnern.

    Hier wieder angekommen hat es mich zwei Tage gekostet wieder reinzufinden, dann hatte ich aber zwei sehr schöne Wochen in meinem Heim, die Ferien haben begonnen und ich erlebe die Jungs viel gelassener und weniger auf Provokation aus. Meine Vermutung ist, dass während der Schulzeit die einen von den Verpflichtungen gestresst sind und die andere Hälfte, die nicht zur Schule gehen kann (was daran liegt, dass sie meistens im Schuljahr von ihrer Familie getrennt worden/geflohen sind), darauf neidisch ist.

    Vor zwei Wochen stand dann ein Ereignis an, auf das ich mich auch schon lange gefreut habe: Unser Visa-Zwischenseminar. Etwa eine Stunde außerhalb von Lima, nahe des Ortes Chancay, in einer Wohlfühloase wie ich sie noch nie gesehen habe, haben wir Freiwillige aus Lateinamerika Kolumbien, Costa Rica, Ecuador und Peru) uns mit drei Teamern (Trainern) versammelt. Das Seminar fand in einem Eco Truly Park statt, einem Ort der Religion, die aufgrund ihres Gesangs besser unter Hare Krishna bekannt ist. Meine Gedanken davor, ob das wirklich ein passender Ort ist, sind mit der Ankunft verschwunden: Wir haben eine kleine Hausführung bekommen, wo uns auch über die Philosophie dieser Gruppe erzählt wurde: Im Grunde geht es um bedingungslose Liebe gegenüber allen Lebewesen (daher wird sich hier auch rein vegetarisch und zum Großteil aus Eigenanbau ernährt), zum anderen um Pflege von Körper und Seele und außerdem um Toleranz gegenüber allen Religionen, es gibt keinen alleinigen Wahrheitsanspruch, sondern man ist der Überzeugung, dass es eine Quintessenz aller großen Religionen gibt, etwas was sie eint: Liebe und Respekt!

    Was dort passiert ist, werde ich ebensowenig wie das Vorbereitungsseminar jemals vergessen: ich habe zum einen so viel über mich selber lernen können, aber auch wieder feststellen können, was für eine wertfreie und harmonische Gruppenatmosphäre zustande kommen kann, wenn kein Druck oder ökonomisches Interesse im Vordergrund steht. Die richtige pädagogische Begleitung eines Freiwilligendienstes ist in meinen Augen das allerwichtigste, denn nur so schärft man seinen kritischen Verstand und bekommt Gelegenheit, über Ereignisse und Erlebnisse während des Jahres zu reflektieren. In Gruppenübungen konnten wir unsere Selbstwahrnehmung mit Fremdwahrnehmung vergleichen, über Kultur und "Entwicklung" diskutieren und unsere Erfahrungen austauschen. Doch uns wurde auch genügend Zeit für uns selbst gegeben. Ich bin morgens entweder am Strand vor der Haustür spazieren gegangen oder habe im Tempel meditiert.

    Ich habe nach diesem halben Jahr schon so viele Früchte getragen und zurzeit vergeht die Zeit wirklich wie im Flug.

    In meinem Heim ist jetzt der Direktor wieder da und die Stimmung hat sich damit wesentlich verbessert, worüber ich auch sehr dankbar bin. Zurzeit gehen wir fast jeden Tag Fußball spielen und mein letztes Erfolgserlebnis war, den Jungs Yahtzee (Kniffel) beizubringen :-) das wurde auch sehr gut angenommen.

    Inzwischen sind auch schon einige Jungs gegangen und neue gekommen, es ist spannend zu sehen wie sich dadurch auch die Dynamik im Heim immer etwas verändert. Ein richtiges Highlight hatte ich vor kurzem, als ich zwei Stunden länger als geplant blieb, weil ich mit einem der Jungs in ein tiefes Gespräch verwickelt war, wo er unter anderem erwähnt hat, dass ich so etwas wie eine Vaterfigur für ihn bin. Das hat mich mit Kraft und Energie gefüllt und auch wenn die eigene Lernerfahrung hier im Vordergrund steht, so bin ich doch froh, dass ich auch den Jungs helfen kann und sie meine Ratschläge schätzen.

    Am Ende dieses Eintrages hätte ich noch eine Bitte: Dieses Jahr gibt es ein großes Spendendefizit für die Entsendung von Freiwilligen, aber auch für das Incoming-Programm, was mir auch sehr am Herzen liegt. Damit können Leute aus anderen Ländern nach Deutschland komme und hier ihre Erfahrungen machen. Vielleicht geht es euch ja auch so, dass ihr gerne spenden würdet, aber nicht wisst wohin oder mit der Vielfalt an Optionen überfordert seid. Via ist ein wirklich toller Verein, der den Menschen in den Mittelpunkt stellt und das Geld, das ihr spendet, trägt zu einem größeren interkulturellen Verständnis bei, etwas was mir als sehr wichtig für die Zukunft unseres Planeten erscheint. Wenn ihr noch Fragen habt, freue ich mich auch, euch mehr darüber zu erzählen, ehrlich!

    Eure Spende ist anonym und ihr müsst nicht mich als Verwendungszweck angeben. Tausend Dank!

    www.via-ev.org/spenden

    Hasta luego <3

    Kevin
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