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  • Day 2

    Flugzeugwrack

    February 5, 2018 in Iceland ⋅ 🌫 0 °C

    Die Fahrt zum Flugzeugwrack dauerte unter diesen Wetterverhältnissen eine ganze Weile und so kamen wir dann endlich auf dem grossen Parkplatz an. Von weitem sahen wir die Völkerwanderung in Richtung Meer und zum Glück war die Zufahrt mit einem Zaun versperrt. Nicht auszumalen wenn hier noch jeder mit seinem Auto zum Strand gefahren wäre. Es war eine Wanderung zum Wrack die ca. 50 Minuten dauerte und als wir endlich beim Wrack angekommen waren, galt es einen geeigneten Zeitpunkt zwischen den vielen Touris zu finden wo man noch sein Foto knipsen konnte. Schon erstaunlich was sich die alles einfallen liessen, so musste das Wrack unbedingt von oben bestiegen werden, alle möglichen Selfie Sticks und Drohnen kamen zum Einsatz.

    Geschichte zum Flugzeugwrack
    Es war ein kalter Winterabend im Jahr 1973. Eyrún Sæmundsdóttir strickte gerade in ihrem Schlafzimmer einen Wollpulli, als sie aus dem Fenster blickte und sah, wie ein US Navy Flugzeug vom Himmel fiel und auf ihrer Farm im Süden Islands abstürzte. Das Flugzeug verschwand schließlich hinter einer schwarzen Sanddüne und ein ohrenbetäubender Lärm von über den Boden schleifendem Metall durchbrach die Stille. Als der Lärm verstummte, blickte Eyrún ihren Ehemann an, der sie von außen durch die Fensterscheibe ansah. Sie starrten sich ein paar Sekunden lang reglos an, bis Einar wie als Startsignal schließlich die Heuballen, die er zuvor transportiert hatte, in den Schnee fallen ließ.

    Der Wind peitschte gegen das Wellblechdach. Eyrún schlang schnell eine Decke um sich und verließ das Haus. Von ihrem Bauernhaus an der Landzunge des Mýrdalsjökull-Gletschers aus waren es fünf Kilometer bis zur Absturzstelle, und ihr Traktor hatte nicht mehr viel Benzin. Ohne zu wissen, was sie dort vorfinden würden, machte sich das Ehepaar durch Eis und Nebel zu Fuß auf den Weg zum Sólheimasandur Strand.

    Bis heute liegt das Flugzeugwrack an derselben Stelle auf dem nackten schwarzen Sandstrand—sein Gerippe erscheint verwahrlost wie ein postapokalyptisches Grab aus einem Sci-Fi-Szenario. Von Einschusslöchern durchsiebt und von jahrzehntelang darüber hinwegfegenden Polarstürmen gepeinigt, ist von der C-117 nichts weiter als der ausgehöhlte Rumpf und ein paar krumme Drähte, die aus dem Skelett herausragen, geblieben.
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